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.Der penetrante Ton seines Mobiltelefons schreckte den Kommissar auf.Er hasste das, jedes Mal.Es war Kadegs Nummer.Einer seiner beiden Inspektoren.Dupins Laune verdüsterte sich.Er ließ es klingeln.Er würde ihn in einer halben Stunde im Kommissariat sehen.Dupin fand Kadeg kleingeistig, unerträglich emsig, devot, dabei von einem hässlichen Ehrgeiz getrieben.Kadeg war Mitte dreißig, eher untersetzt, hatte ein rundes Babygesicht, ein wenig abstehende Ohren, eine Halbglatze, die ihm außerdem nicht stand – und fand sich unwiderstehlich.Er war Dupin gleich am Anfang zugeteilt worden, und der Kommissar hatte einiges unternommen, um ihn loszuwerden.Er war dabei ziemlich weit gegangen, ohne Erfolg.Das Handy klingelte ein zweites Mal.Immer machte er sich wichtig.Ein drittes Mal.Dupin merkte, dass er doch etwas unruhig wurde.»Ja?«»Monsieur le Commissaire? Sind Sie es?«»Wen erwarten Sie an meinem Telefon?«, blaffte Dupin.»Präfekt Locmariaquer hat angerufen, gerade eben.Sie müssen ihn vertreten.Heute Abend, das Freundschafts-Komitee aus Staten Stoud in Kanada.«Der süßliche Tonfall Kadegs war widerlich.»Wie Sie wissen, ist Präfekt Locmariaquer Ehrenvorsitzender unseres Komitees.Heute Abend wird die offizielle Delegation, die sich für eine Woche in Frankreich aufhält, Ehrengast auf der Bretonnade in Trégunc Plage sein.Der Präfekt hat nun unvorhergesehener Weise in Brest zu tun und bittet Sie, an seiner Stelle die Delegation und ihren ersten Vorsitzenden, Docteur de la Croix, zu begrüßen.Trégunc ist ja unser Terrain.«»Was?«Dupin hatte keine Ahnung, wovon Kadeg sprach.»Staten Stoud ist die Partnerstadt von Concarneau, in der Nähe von Montreal, der Präfekt hat entfernte Verwandte dort, die …«»Es ist Viertel vor acht, Kadeg.Ich frühstücke.«»Es ist dem Präfekten sehr wichtig, er hat ausschließlich deswegen angerufen.Und er hat mich gebeten, Sie unverzüglich zu informieren.«»Zu informieren?«Dupin legte auf.Er hatte keine Lust, sich auch nur einen Augenblick mit dieser Sache zu beschäftigen.Gott sei Dank war er zu müde, um sich wirklich aufzuregen.Dupin konnte Locmariaquer nicht ausstehen.Und außerdem hatte er bis heute keine rechte Idee davon, wie er diesen Namen auszusprechen hatte, was ihm zugegebenermaßen bei nicht wenigen Bretonen so ging und ihn, der in seinem Beruf nun einmal viel mit Menschen zu tun hatte, nicht selten in peinliche Situationen brachte.Dupin wendete sich wieder der Zeitung zu.Der Ouest-France und der Télégramme, das waren die beiden großen Lokalzeitungen, die sich auf zuweilen kurios liebevoll-stolze Weise der Bretagne widmeten; nach einer Seite sehr summarischer internationaler und nationaler Nachrichten, die zügig das Weltgeschehen abhandelten, folgten dreißig Seiten regionaler und lokaler, meist sehr lokaler Meldungen.Kommissar Dupin liebte beide Blätter.Nach seiner »Versetzung« hatte er, zunächst widerwillig, dann mit wachsendem Interesse seine Studien der bretonischen Seele begonnen.Neben den Begegnungen mit den Menschen waren es genau diese kleinen, scheinbar unbedeutenden Geschichten, durch die er am meisten erfahren hatte.Geschichten über das Leben am »Ende der Welt«, dem »finis terra« – wie die Römer den äußersten Teil der weit in den tosenden Atlantik hineingestreckten, wild zerklüfteten Halbinsel genannt hatten und wie das Département bis heute hieß.Das Telefon klingelte wieder.Wieder Kadeg.Dupin merkte, wie trotz aller Müdigkeit Wut in ihm aufstieg.»Ich werde heute Abend nicht können, ich habe zu tun, dienstliche Verpflichtungen, richten Sie das Loccarm – richten Sie das dem Präfekten aus.«»Ein Mord.Es gab einen Mord.«Kadegs Stimme war dünn und ohne Intonation.»Was?«»In Pont Aven, Monsieur le Commissaire.Pierre-Louis Pennec, der Besitzer des Hotel Central, wurde vor wenigen Minuten tot in seinem Restaurant aufgefunden.Man hat die Wache in Pont Aven angerufen.«»Ist das ein Witz, Kadeg?«»Die beiden Kollegen aus Pont Aven müssten schon da sein.«»In Pont Aven? Pierre-Louis Pennec?«»Wie meinen Sie, Monsieur le Commissaire?«»Was wissen Sie noch?«»Nur das, was ich Ihnen gerade gesagt habe.«»Und es ist sicher ein Mord?«»Es sieht wohl so aus.«»Warum?«Dupin hatte sich über diese Frage fast schon geärgert, bevor sie ihm über die Lippen gekommen war.»Ich kann Ihnen nur sagen, was der Anrufer, der Koch des Hotels, dem diensthabenden Polizisten gesagt hat, und der wiederum …«»Ist schon gut.Aber was haben wir mit der Sache zu tun? Pont Aven fällt in den Zuständigkeitsbereich Quimperlés – das ist Dercaps Angelegenheit.«»Kommissar Dercap ist seit Montag im Urlaub.Bei ernsteren Vorkommnissen sind wir zuständig.Deswegen hat die Wache in Pont Aven …«»Ja, ja … Ich mache mich auf.Sie auch.Und rufen Sie Riwal an, ich will, dass er umgehend kommt.«»Riwal ist schon unterwegs.«»Gut.– Das darf nicht wahr sein.So ein Scheiß.«»Monsieur le Commissaire?«Dupin legte auf.»Ich muss los«, rief er in Girards Richtung, der neugierig guckte.Dupin legte ein paar Münzen auf den Tresen und verließ das Amiral.Sein Wagen stand auf dem großen Parkplatz am Quai, nur ein paar Schritte entfernt.»Absurd«, dachte Dupin, als er im Wagen saß, »das ist vollkommen absurd.« Ein Mord in Pont Aven [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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