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.Ein Schatten, der in langer Bahn über den Park fiel, hatte sie fast erreicht; der Schatten des kantigen Turms, der auf uns alle herabblickte.Thornbury Castle in Gloucestershire war ein trutziger Bau, geschaffen, jedem Ansturm standzuhalten, nicht nur dem ausländischer Feindesmacht, sondern vor allem den Angriffen von Generationen habgieriger Plantagenet-Könige.Furchtlos ging Margaret dem Herzog entgegen: »Seht, Vater, ich habe Joanna gefunden«, sagte sie.»Ihr könnt jetzt Tennis spielen.« Er musterte uns beide mit gerunzelten Brauen, während alle anderen angespannt abwarteten.Aber dann lachte der Herzog von Buckingham.Er küsste seine uneheliche Tochter, die er liebte und schätzte und zusammen mit den vier Kindern seiner zahmen Herzogin großzog.»Ich weiß wohl, dass du alles kannst, was du dir in den Kopf setzt, Margaret«, sagte er.Und auch mein Vater war nachsichtig und nahm mich fest in den Arm.Er war den ganzen Tag im Freien seinen Vergnügungen nachgegangen, und ich erinnere mich, dass er nach Schweiß und Erde roch und nach welkem Gras.Ich war unglaublich erleichtert und froh.Mit einem plötzlichen Ruck, der mich in meinen Strohballen schleuderte, stand das Fuhrwerk nach Smithfield still.Meine Erinnerungen fanden ein jähes Ende.Wir hatten die Stadtmauer hinter uns gelassen, und nun steckten die Räder unseres Wagens im Straßenmorast fest.Die Pferde wieherten, der Kutscher fluchte, die lärmenden Männer drängten zum hinteren Ende des Wagens.»Macht nichts«, sagte die Frau neben mir.»Wir sind fast da.«Ich folgte der Gruppe zum Ende der Straße und dann eine weitere Straße hinunter, in der sich ein Wirtshaus ans andere reihte.Sie mündete in ein riesiges freies Feld voller Menschen, die sich bereits eingefunden hatten, um der Hinrichtung beizuwohnen.Es waren Hunderte: Männer und Frauen, Seeleute und Dirnen und auch Kinder.Eine Familie drängte sich an mir vorbei, die Mutter mit einem Korb am Arm, der Vater mit einem kleinen Jungen auf den Schultern.Ein ekelerregender Gestank stieg mir plötzlich in die Nase und kroch mir beißend durch die Kehle bis in die Lunge hinunter.Meine Augen brannten.Nicht einmal in London hatte ich je etwas so Widerwärtiges gerochen.Mit einem unterdrückten Aufschrei fasste ich mir an den Hals.»Das ist der Schlachthof drüben im Osten«, sagte die Frau, die mit mir auf dem Wagen gesessen hatte.»Je nachdem wie der Wind weht, können das Blut und die Abfälle ganz schön grauslich sein.« Sie fasste mich am Ellbogen.»Ihr kennt Euch in Smithfield nicht aus, das seh ich.Geht mit mir, bleibt in meiner Nähe.«Ich schüttelte mit tränenden Augen den Kopf.Um nichts in der Welt würde ich Seite an Seite mit einer so herzlosen Person Margarets Sterben beiwohnen.Sie zuckte nur mit den Schultern und verschwand in der Menge.Ich blieb allein zurück.Zitternd griff ich in meine Tasche und nahm den Brief heraus, den Margaret mir im vergangenen September geschrieben hatte, nur Tage vor dem Ausbruch der Rebellion im Norden Englands, die wir unter uns die Pilgerreise der Gnade nennen.Ich entfaltete das feste Rechteck aus cremefarbenem Papier und bewunderte, wie stets, die zierliche, leicht schräg stehende Handschrift.Meine von Herzen geliebte Joanna,von meinem Bruder habe ich gehört, dass Du beabsichtigst, in die Ordensgemeinschaft der Dominikanerinnen in das Kloster von Dartford einzutreten und das Ordensgelübde abzulegen, um eine Braut Christi zu werden.Du weißt nicht, wie sehr ich Deine Entscheidung bewundere, Dein Leben Gott zu weihen.Ich habe bei der Morgenmesse Dir zu Ehren zusätzliche Kerzen angezündet, liebste Cousine.Ich wünschte nur, es ließe sich irgendwie einrichten, dass Du meinen zweiten Mann, Sir John, kennenlernst.Er ist ein gütiger, rechtschaffener und wahrhaftiger Mensch, Joanna.Er liebt mich.Er schätzt mich.Ich habe im Norden endlich Frieden gefunden, den Frieden, den Du, hoffe ich, im Kloster von Dartford finden wirst.Wir leben in schweren und beängstigenden Zeiten.Die, welche Gott dienen, wie von unserem Heiligen Vater befohlen, werden verachtet und verfolgt.Überall herrscht Ketzerei.Im Norden ist es anders.Jeden Abend spreche ich drei Gebete.Ich bitte Gott, unsere Klöster zu schützen.Ich bete für das Seelenheil meines Vaters.Und ich bete darum, dass ich Dich eines Tages wiedersehen werde, Joanna, und dass Du mich in die Arme schließen und mir vergeben wirst.Geschrieben auf Lastingham Manor in York,am letzten Donnerstag im SeptemberDeine Cousine und auf ewig treueste Freundin,Margaret Stafford Cheyne Bulmer.Ich steckte den Brief wieder ein, zog meine Kapuze so tief wie möglich, sodass auch nicht die kleinste Haarsträhne zu sehen war, und trat auf den Smithfield Square.Kapitel 2Als ich auf diesem Platz voller Menschen stand, die es kaum erwarten konnten, das Schauspiel von Margarets Verbrennung zu sehen, fiel mir etwas ein, was mein Vater über Smithfield gesagt hatte.»Dort haben die Plantagenets früher die glänzendsten höfischen Turniere abgehalten, Joanna.Sie wählten diesen Ort, weil er ein großes freies Feld bot und nicht allzu fern von den Palästen lag.«Mein Vater war kein wortgewandter Mann, aber eine Tjost konnte er mit größter Anschaulichkeit beschreiben.In seiner Jugend war er darin ein Meister gewesen, einer der hervorragendsten Lanzenstecher im ganzen Königreich.Das war vor dem Tod meines Onkels gewesen, des Herzogs, der wegen Hochverrats hingerichtet wurde, als ich zehn Jahre alt war.Vor der Verbannung meiner Eltern vom königlichen Hof.Vor dem Sturz der Familie Stafford.Viele Jahre waren seit seinem letzten ritterlichen Kampf vergangen, aber die Erinnerung daran war immer noch lebendig.Ich brauchte nur die Augen zu schließen, wenn er erzählte, und sogleich war mir, als donnerte ich hoch zu Ross die Bahn hinunter, die durch eine hölzerne Schranke abgetrennt war.Die silberne Rüstung gleißt im Sonnenlicht, die linke Hand hält den Schild, die rechte die Lanze.Aus der Ferne reitet der Gegner heran, kommt näher und näher, bis er nur noch wenige Fuß entfernt ist und die Lanzen mit gewaltigem Klirren zustoßen.Wenn ich mir diesen Moment des Zusammenpralls vorstellte, da ein Mensch, von der gegnerischen Lanze unter der Rüstung getroffen, sein Leben verlieren konnte, schauderte ich.Mein Vater aber antwortete stets mit einem Lächeln, diesem schnell aufleuchtenden Lächeln eines kleinen Jungen, das er sich bewahrt hatte, mochte auch sein volles rotbraunes Haar von ersten grauen Strähnen durchzogen sein.Ich hatte dieses Lächeln lange nicht mehr gesehen.Als ich ihm im letzten Jahr eröffnet hatte, dass ich ins Kloster gehen wollte, stritt er mit mir und versuchte zunächst, mich von diesem Gedanken abzubringen.Aber nicht lange.Er erkannte, wie ernst es mir mit meinem Verlangen nach einem reineren Leben war, fern dem Getriebe der Menschen und ihren Begierden
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