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.Aber so begriff ich gleich, daß diese Besuche und Aufmerksamkeiten mir galten, und da ich nicht gestorben war, schloß ich daraus, daß meine Mutter die ganze Einwohnerschaft in Kenntnis gesetzt hatte.Einen Augenblick lang dachte ich an meine Mutter, und mir kam das Bild der vanniatori, der Ausrufer, in den Sinn, Männer, die man dafür bezahlte, wenn man ein Kind verlor, damit sie durch die Straßen des Dorfes gingen und den Namen des verlorenen Kindes ausriefen.Dann wurden lauter Hände gedrückt, erstickende Umarmungen getätigt und dauernd gelächelt, »alles Gute« und Glück gewünscht.Und ich, rot vor Scham, teilte in alle Richtungen ein »Dankeschön« aus.Natürlich war mein Vater, wie alle Männer, der einzige, der sich nicht zur Sache äußerte, der kein Wort darüber verlor und Gesprächsthemen mied, die auch nur entfernt mit diesem Thema zu tun haben konnten.Nicht aus Takt oder aus Rücksicht mir gegenüber, versteht sich, sondern weil das Dinge waren, die Männer nichts angingen.Ich fühlte mich in keiner Weise verändert.Außerdem war mein Busen gar nicht größer geworden; die Büstenhalter, die mir die verschiedenen Tanten traditionsgemäß geschenkt hatten, wurden in die Truhe verbannt, wo schon die Aussteuer bereitlag, seit ich fünf war.Die einzige Neuigkeit war, daß mich wieder der Wunsch gepackt hatte, Hosen anzuziehen.Ich trug diese Bitte meiner Mutter vor, und ihre unschuldig gegebene Antwort revolutionierte mein Leben einer Heranwachsenden.Sie sagte zu mir: »I pantaluna falli purtari e masculi e e buttani.Hosen laß mal Männer und Nutten tragen.«Weil ich kein Mann werden konnte, beschloß ich, Nutte zu werden.Um verstehen zu können, wie ein Mädchen zur Nutte werden kann, muß man die Bedeutung des Wortes »Nutte« erklären.Bei uns ist eine Nutte nicht irgendeine Frau, die ihren Körper den Gelüsten eines reichen und anspruchsvollen Herrn überläßt; Nutte ist jede beliebige Frau, die in der Art, wie sie sich kleidet und wie sie sich gibt, sozusagen freizügig wirkt.Was nicht notwendig bedeutet, daß diese Frau von einem Bett ins andere hüpft, was, ehrlich gesagt, so gut wie nie vorkommt.Nutte ist nur ein Etikett, ein Passierschein für den Klatsch anderer, eine Art gutes Werk.Um diese letzte Behauptung verstehen zu können, muß man die Dorfmentalität gut kennen.Bei uns ist fast niemand wirklich böse, und die Freude am Klatschen ist nicht, wie viele denken, eine verachtenswerte Tat boshafter Leute.Mein Dorf hat nie viel geboten, keine Freizeitbeschäftigung, keine Vergnügungen, und bei körperlicher Trägheit blüht die Einbildungskraft.In Wirklichkeit ist die sparlatina, das Klatschen, das Sichden-Mund-Zerreißen, eine höchst phantasievolle Tätigkeit, eine Kunst der Färbungen, der kleinen Details, fast eine Intarsienarbeit.Es ist nicht das schlichte Erzählen von Dingen, die andere angehen, es ist sehr viel mehr als das.Es ist eine Chance, die eigenen geistigen Gaben zu entwikkeln, ein Wettstreit der Phantasie.Vielleicht ist sie nicht besonders geschmackvoll, aber ein jeder sei mit dem zufrieden, was ihm geboten wird.Das gute Werk der Nutten besteht genau darin: neue Anstöße zu geben.Aber es ist schon wahr, daß Undank dieser Welten Lohn ist: Anstatt Wertschätzung zu erfahren, werden sie, diese neuen Rotkreuzlerinnen, getadelt und von oben herab behandelt.Aber keineswegs aus Böswilligkeit, das steht fest; es ist einfach so, daß diese so schöpferischen Köpfe sich fast gedemütigt fühlen, wenn sie sich an reale Tatsachen halten müssen, da bleibt ihnen nicht genügend Raum für ihre galoppierende Phantasie.Sie wenden sich lieber den braven Mädchen zu, die nur für Schule und Messe aus dem Haus gehen, und suchen etwas Trübes in ihrem Gang, ihrem Hinknien, ihren Blicken.Und wenn da absolut nichts Trübes ist, gut, wozu hat man seine Phantasie? »Rosetta ist am Sonntag nicht zur Messe gegangen.Wer weiß, wo sie war und mit wem?.«In jedem Falle sollte aus mir gewiß nicht das typisch brave Mädchen werden, das nur bei großen Festen ausgeht, zusammen mit den Eltern, um einen Ehemann zu finden; das den Kopf beim Gehen gesenkt hält, unempfänglich für Blicke; das sonntags am Altar niederkniet und so tut, als bete es mit im konfusen Gemurmel der alten Jungfern, die seit Jahren wie besessen die gleiche Litanei an die Madonna und an die Heiligen richten und über jede Rosenkranzperle fahren, als sei sie eine Etappe auf der Via Dolorosa.Ich würde eine Nutte im Licht der Sonne sein, mein Name würde von einem Mund zum anderen gehen, und vor allem würde ich, endlich, Hosen anziehen.Meine Lehrzeit begann in der Schule mit der aufmerksameren und interessierteren Beobachtung der Verführungsrituale meiner Klassenkameradinnen.Ich konnte es mir nicht leisten, Lippenstifte, Rouge oder solche Sachen zu kaufen, ich hatte kein Geld, und ich konnte meine Eltern auch um keines bitten, deshalb begnügte ich mich die erste Zeit damit, den anderen aus meinem üblichen Winkel zuzusehen.Jetzt versuchte ich allerdings, ihnen näherzukommen, etwas mehr über diese Welt zu erfahren, und ich begann damit, die ersten, schüchternen Fragen zu stellen.Es waren dumme Fragen, und als Dumme wurde ich auch behandelt, aber ich ließ nicht locker.Ich fing schon an, das erste Hüftwackeln auszuprobieren, das Röckchen ein bißchen, aber nur ein bißchen, zu heben, Klopapier zu tragen, um den Umfang meines verschwindend kleinen Busens zu vergrößern.Ich war wirklich etwas unbeholfen, und die einzigen greifbaren Resultate waren das Gelächter der Mädchen und die sarkastischen Bemerkungen der Jungen.Aber die Vorsehung kennt wirklich keine Grenzen, und sie kam mich während der Pause auf dem Klo in der menschlichen Gestalt von Angelina Carasotti besuchen, der Tochter des Ingenieurs.Angelina war eine bekannte buttana, sie war erst vor kurzem ins Dorf gezogen, nachdem sie mehr als 13 Jahre im Norden gelebt hatte [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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