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.William zitterten die Hände.Er befestigte die Laterne an seiner Lederschürze und tastete suchend im Werkzeugbeutel, den er an der Hüfte trug.Seine Finger waren kalt und steif, und als er das Messer herauszog, wäre es ihm fast entglitten.Während er es mit beiden Händen am Heft gepackt hielt, fluchte er auf sich selbst, in einem Strom leiser, eindringlicher Verwünschungen, so widerwärtig wie das Wasser, in dem er stand.Es war das erste Mal, dass er an diesem Tag etwas sagte, und seine ungelenke Stimme knarrte bei jedem Wort.Er räusperte sich.Immer leichter und schneller stieß er jetzt Flüche hervor, bis sie das Rauschen des Wassers übertönten.Ihr karges Echo beruhigte ihn ein wenig.Wieder spürte William das aufwühlende Drängen im Bauch, und wie immer drohte das brennende Verlangen anzuschwellen und ihn mit seiner unersättlichen Hitze zu versengen.Im gefrorenen Morast der Nächte, an die William keine Erinnerung zuließ, waren die Männer unruhig hin und her gelaufen und hatten laut über ihre unbefriedigten Begierden geklagt.Nichts, so schien es – weder der nagende Hunger noch die erbärmliche Kälte und nicht einmal die blanken, lähmenden Schrecken der Nachtwache –, konnte diese urwüchsigen Londoner Burschen von ihren sinnlichen Gelüsten ablenken.Die Frauen trieben sie noch in den Wahnsinn, hatten die Soldaten immer wieder gejammert und sich dabei unter ihre verlausten Uniformen gefasst, wie von einem schrecklichen Juckreiz befallen.Nacht für Nacht hatten sie Stunden damit verbracht, SIE, das fantastische Inbild all ihrer wilden Träume und dürftigen Erfahrungen, heraufzubeschwören.SIE, die ihre mit Federn gefüllte Matratze auf dem durchfurchten Schlamm des Schützengrabens ausrollte und die weißen Schenkel spreizte.Anfangs hatte William dieses wüste Gerede als Beleidigung von Sitte und Anstand und vor allem als Kränkung Pollys angesehen, aber später merkte er, wie sehr es ihn tröstete.Immerhin war es etwas Beständiges.Erinnerungen an die ersten Nächte kamen ihm in den Sinn, da er und Polly endlich wieder beieinander lagen, und an die vielen Nächte danach, wenn er wach lag und ihrem leisen Schnarchen lauschte.Vor dem Krieg konnte er kaum ihre Stimme hören, ohne sie sogleich berühren zu wollen, aber seit seiner Rückkehr aus Skutari war er unfähig, mehr für sie aufzubringen als eine vage, ziellose Zuneigung.Mit ihren sanften Händen berührte sie sein Gesicht, küsste ihn auf die Mundwinkel, ließ die Zunge über seinen Hals, die Brustwarzen und den Bauch huschen, aber er spürte nichts.Sein Penis hing schlaff wie ein ausrangierter Socken zwischen den Beinen.Er sah ihre Finger, die Lippen, aber sie waren für ihn nur Bilder, beliebige Illustrationen, die man aus einem Buch gerissen hatte.Wenn Polly mit ihm sprach und dabei seinen Kopf so in die Hände nahm, dass er gar nicht anders konnte, als in ihre fröhlich zwinkernden Augen zu blicken, musste er sich erst einmal in die Gegenwart zurückrufen, so weit war er bereits von dem Ort ihres Beisammenseins weggedriftet.Worte verloren ihren Sinn.Farben verblassten oder verschwammen ineinander.Es fiel ihm schwer, alltägliche Gegenstände wiederzuerkennen.Manchmal wusste er nicht mehr genau, wer er war.An anderen Tagen wiederum war sich William sicher, dass er im Begriff stand zu verschwinden, auseinander zu fallen und sich aufzulösen, bis er nur mehr trockener Sand war, der durch die Ritzen zwischen den Bodendielen sickerte.Außer wenn das Verlangen kam.Ihn mit seiner Flammenzunge leckte und von Ekstase flüsterte.Seine Macht überwältigte ihn.Er hatte keine Hoffnung, ihm widerstehen zu können, und er wollte es auch gar nicht.Das Verlangen war das, was der Hoffnung am nächsten kam.Wenn es in ihm aufzuflammen begann, taute die eisige Finsternis ein wenig auf.In seinem flackernden Licht konnte er endlich den Menschen in sich spüren, einen Menschen, der trotz allem noch am Leben war.Williams Atem ging rasch, und das Herz zuckte in seiner Brust.Sein Kopf war leer wie ein Ballon, der nur mit einer Schnur an seinem Körper befestigt war, so dass er dessen Bewegungen wie aus weiter Ferne zu beobachten schien.Aber seine Haut prickelte vor Angst und im Vorgefühl der Ekstase.Rasch arbeitete er sich um die Steinblöcke herum, stemmte mit der Messerspitze Backsteine heraus.Es dauerte nicht lange.Der Mörtel in diesem Teil des Kanalsystems war weich wie Wundbrand.Jeden Backstein, den er herausgehebelt hatte, warf er dem sich verengenden Tunnel ins Maul.Das schwarze Wasser verschlang die Steine ohne einen Spritzer.Die Haut auf der weichen Unterseite seines Arms kribbelte und brannte unter dem Stoff seines Hemds.Als das Loch groß genug war, setzte er sich und stellte die Laterne neben sich ab.Die Klinge des Messers zitterte, als er sie ins Licht hielt.Mörtelreste klebten an dem Gitterwerk aus winzigen Kratzern, das vom Wetzstein stammte.Der Mörtel aus den Abwasserkanälen war voller Krankheitserreger, so viel hatte ihn seine Tätigkeit in Skutari gelehrt.Sorgfältig wischte William die Klinge mit einem großen sauberen Tuch ab.Er hielt sich das Messer nah vors Gesicht und fuhr mit dem Daumen über die Schneide, um ihre Schärfe zu prüfen.Mit einem Mal stieg das Verlangen wieder in ihm auf, diesmal mit solcher Wucht, dass sich ihm die Haare an Nacken und Armen sträubten.Seine Finger zitterten vor Erregung.Er klemmte sich das Messer zwischen die Zähne, faltete das Tuch zweimal der Hälfte nach zusammen und legte es sich als Stoffpolster auf den Schoß.Dann knöpfte er die Manschette auf und rollte den Hemdsärmel bis über den Ellbogen hoch.Behutsam, aber ohne hinzusehen, glitt er mit den Fingerkuppen über die Unterseite des Unterarms.Wenn er hinsehen würde, wäre er nur abgelenkt.Und die Reinheit des ersten Moments wäre dahin.Danach fühlte er sich jedes Mal für eine Weile vollständig geläutert, ganz er selbst, ja sogar glücklich.Dann gelang es ihm eine Zeit lang, sich einzureden, er werde nie mehr hierher kommen, es sei vorbei, für immer zu Ende.Aber tief im Innern wusste er, dass es nie aufhören würde.Es war so weit.Er war bereit.Er schob die Blende seiner Laterne zu.Die Dunkelheit schlug über ihm zusammen.Er schloss die Augen, obwohl es keine Rolle mehr spielte, ob er sie offen oder geschlossen hielt.Hinter den Lidern und nunmehr ohne Verbindung zu den Bewegungen seiner Hände und seiner gespenstisch weißen Nasenspitze löste er sich von sich selbst.In der Finsternis spürte er, wie sich das Leben in ihm beschleunigte.Oben, in der endlosen Hast und dem Lärm der Stadt, wurde das Licht dieses Lebens immer schwächer, sein Wärmekreis so unendlich klein, dass man hätte glauben können, es sei vollständig ausgelöscht.Aber hier unten, in der völligen Dunkelheit, unter den Rädern, den Hufen und den Nagelschuhen, wo er knietief in den Ausscheidungen der größten Stadt auf Erden stand, fand Williams Geist Freiheit
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