[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Anfangs wirkte auch sie kaum verändert – die hinten zusammengefassten grauen Haare und die hohen Falten auf ihrer Stirn, die zusammengepressten Lippen und die starrenden, ziemlich vorwurfsvollen Augen hinter ihren dicken Brillengläsern.Sie trug sogar noch dieselbe ausgebeulte, braune Strickjacke.Vielleicht war sie ein wenig dünner geworden, und sie ging leicht gebeugt.»Tee, denke ich«, war alles, was sie sagte, bevor sie in die Küche ging.Wir hatten uns nicht einmal umarmt.Etwas an diesem konventionell gemütlichen Zimmer wirkte beinahe abweisend, als läge eine Kälte in der Luft, die kein Heizen überwinden konnte.Mir graute noch mehr davor, ihr zu zeigen, was ich über diesen Tag am Meer geschrieben hatte.Ich hatte meine Ausreden parat, und als sie mit dem Tee zurückkam, entschuldigte ich mich sofort dafür.»Die Egozentrik eines jungen Mannes«, murmelte ich schließlich.»Was soll es um Himmels willen bringen …?«Ich holte den Text aus meiner Aktentasche, und sie goss mir wortlos Tee ein, ging mit dem Bericht zum Sessel und las ihn, während ich in die ewig gleichen, tanzenden Flammen des Feuers starrte.Sie las sehr langsam, und als ich zu ihr hinüberschaute, war ihr Gesicht völlig ausdruckslos.Als sie fertig war, legte sie die Seiten auf den Tisch und ihre Brille daneben und verließ mit den Worten: »Nur einen Augenblick, Johnny« das Zimmer und ging nach oben.Am Fuß der Treppe drehte sie sich um und warf mir ein komplizenhaftes Lächeln zu, das ich bei ihr noch nie gesehen oder völlig vergessen hatte.Nein, das sehe ich jetzt, es war eher das Eingeständnis, dass nicht alles so war, wie es sein sollte, dass es aber zu spät war, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, und wir lieber das Beste aus der Zeit machen sollten, die uns noch blieb.Außerdem hatte ich sie seit unserer Kindheit nicht mehr ohne Brille gesehen, und ihre nackten Augen zeigten, wie sie vielleicht beabsichtigt hatte, eine kurze Sehnsucht danach, erkannt zu werden.In diesem Augenblick wurde sie wieder zur Hester unserer Kindheit – verletzlich und nicht bemitleidenswert, alle Kraft zusammennehmend, die sie aufbringen konnte, um Julie und unsere Mutter zu beschützen … So beschreibe ich es zumindest jetzt.Es war ein flüchtiger Augenblick, und in dem sah ich, wie krank sie gewesen war, ihre hohlen Wangen und die dunklen Ringe um die ungeschützten Augen.Als sie zurückkam und die Brille wieder aufsetzte, fand sie zu ihrem gewohnten, nüchternen Selbst zurück, und einen Augenblick lang meinte ich, so wie sie da saß und auf den Bericht klopfte, er habe sie verärgert.Das Lächeln auf der Treppe sei nur eine kurze Höflichkeit gewesen.»Nun, Johnny, das ist ziemlich genau so, wie ich mich daran erinnere, an diesen Nachmittag.Natürlich hatte ich keine Ahnung, was dir durch deinen gescheiten Kopf ging, aber du warst ja schon immer ein ziemlich distanziertes Kerlchen, hattest immer was Berechnendes an dir.Mit meiner Sehkraft springst du aber nicht sehr freundlich um, was?«Ich lachte spöttisch auf.»Das tut mir leid.«»Muss es nicht.Ich hatte allerdings keine Ahnung, na ja, wie sehr du uns geliebt hast.Es ist ein sehr loyaler Text, nicht?«»Na ja, bei dieser und bei anderen Gelegenheiten hatte ich eher das Gefühl, dass ich sehr viel mehr tun sollte.«»Du darfst das jetzt nicht zu sehr idealisieren.Meistens waren wir ziemliche irritierende, kichernde Schwestern.Das kommt hier auch raus.«»Weißt du noch, wie du dich gefühlt hast?«»Zwei Dinge, schätze ich.Ich hatte oft Angst, wahrscheinlich auch an diesem Tag, vor dem, was als Nächstes kommen würde.Man lernte, auf der Hut zu sein.«»Und das andere?«»Natürlich Mutter.Da war diese dauernde Besorgnis und Traurigkeit in der Luft.Angst.Verzweiflung.Sie war so unglücklich, nicht? Ich würde sagen, du hast diese Stimmung ziemlich gut ausgedrückt, auch wenn du damals nicht so empfunden haben kannst.Du warst ja schließlich nur ein Junge.«»Du meinst, dass ich mich im Rückblick viel empfindsamer dargestellt habe, als ich es tatsächlich war.«»Ach, aber an dem Punkt kommt ja auch das Belladonna ins Spiel, nicht? Ich meine, wenn ich es nicht gesehen hätte, vielleicht hätte ich mich, hättest du dich gefragt, ob du es dir nicht nur vorgestellt hast, ob dir so etwas überhaupt eingefallen wäre.«»Nun ja, ich muss wohl ziemlich wütend gewesen sein«, erwiderte ich.»Aber kann es denn nicht möglich sein, dass man seine Mutter zu sehr liebt?«»Deshalb habe ich auch nichts gesagt, obwohl ich damals noch nichts von der Tödlichkeit des Nachtschattengewächses wusste.Wahrscheinlich dachte ich, dass er davon vielleicht nur ein bisschen Bauchschmerzen bekommt.«»Inzwischen habe ich gelernt, dass schon ein gutes Dutzend von den Dingern nötig gewesen wäre, um ihn umzubringen.Vielleicht wusste ich das damals schon.«»Es zählt nur, was du zu der Zeit wusstest.Wie auch immer, wenn ich mir meine Notizen von damals ansehe, glaube ich nicht, dass ich mich so deutlich daran erinnert habe wie du.Wie du ja zugibst, hast du es vielleicht ein bisschen ausgeschmückt, die Details, wenn auch nicht die ganze furchtbare Stimmung.Und ja, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ich wollte dich wirklich wiedersehen, vor allem, nachdem ich dich beim Ascheverstreuen alleingelassen habe
[ Pobierz całość w formacie PDF ]
© 2009 Każdy czyn dokonany w gniewie jest skazany na klęskę - Ceske - Sjezdovky .cz. Design downloaded from free website templates