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.Statt Kerben im Bettpfosten verschaffte ich mir lieber weiter Eindrücke.In diesem Moloch der rüden Sitten war diese Taktik nicht nur als sexueller und emotionaler Selbstschutz sinnvoll, sondern barg meiner Einschätzung nach auch das größte Erfolgspotential.Mein Vater hatte seinen Seminarteilnehmern immer gesagt: »Wenn ich jemandem etwas verkaufen will, dann muss ich erst mal genau hingucken, was der überhaupt brauchen könnte.Wer verkaufen will, muss Bedürfnisse erkennen; wer aber richtig gut verkaufen will, muss Bedürfnisse wecken können – und dann ein auf genau diesen Punkt zugeschnittenes Angebot unterbreiten.«Und so versuchte ich, die ökonomischen Weisheiten meines Vaters situationsgerecht anzuwenden: Wenn die Musiker rundum freie Auswahl hatten und eh immer alles bekamen, was sie wollten – lag da die große Chance, ihnen »wirklich Außergewöhnliches« zu bieten, nicht genau darin, ihnen etwas dekorativ vor die Nase zu halten, was sie eben nicht einfach so haben konnten?Gemäß Renates Ratschlag »Willst du gelten, mach dich selten!« war ich also damit beschäftigt, Bedürfnisse zu wecken und mir eine gute Handlungsposition zu verschaffen.Für letzteres machte ich mich erst mal drei Jahre älter.22 klang als Antwort auf die Frage nach meinem Alter viel besser als 19, zumal die Musiker von Psychisch alle schon Mitte bis Ende 20 waren.Außerdem begann ich, mich konsequent Lina zu nennen und nennen zu lassen – »Mandy, Jenny und Jacqueline, so heißen Schlampen in Schwerin!«, sagt das Sprichwort, und als Reaktion darauf, was ich von Doreen über das Verhältnis von Ossis zum Sex gelernt hatte, wollte ich falschen Mutmaßungen bezüglich meiner Herkunft unbedingt vorbeugen.Schließlich hatte ich andere Ziele, als die Anzahl meiner Sexualpartner in dreistellige Höhen zu treiben: Ich musste eine Taktik entwickeln, wie ich mich ins Umfeld der Hauptband einklinken könnte, und das im Gegensatz zu den Groupies möglichst dauerhaft – Psychisch war nämlich dabei, eine richtig große Nummer zu werden.Das erkannte ich beim Kippen-Verteilen backstage am Anbiederungs-Gefälle: Die beiden anderen Bands, die mit auf Tour waren, versuchten immer verzweifelt, sich bei Plattenfirmenmenschen, PR-Frauen und Musikjournalisten einzuschleimen – die dafür aber gar keinen Sinn hatten, weil sie selbst wiederum viel zu beschäftigt damit waren, Psychisch in den Hintern zu kriechen.In erster Linie natürlich dem Sänger, nicht nur, weil er den Top-20-Hit geschrieben hatte, sondern auch, weil er ein kernig aussehender Frauentyp mit sensibler Künstleraura war und sich hervorragend verkaufen ließ.Aber leider schien dieses speichelleckende Umfeld negative Charaktereigenschaften zu fördern – es ist erstaunlich, wie schnell ein Star seinen Glanz verliert, wenn man hautnah mitbekommt, was für ein unangenehmer Geselle das abseits der Bühne ist.Durch ein Sammelsurium von Kleinigkeiten – die unfreundliche Art, mit der er Leute grundlos anblaffte, die Unhöflichkeit, mit der er sich beliebig in Gespräche ein- oder ausklinkte, das eitle Getue mit seinem Künstlerdasein, sein Umgang mit Kollegen, das respektlose Konsumverhalten Groupies gegenüber und die nicht vorhandenen Tischmanieren, um nur einige zu nennen – hatte ich einen recht zuverlässigen Eindruck gewonnen, dass es sich hier um ein Arschloch erster Güteklasse handelte.Da half es nicht mal mehr, den Faktor Prominenz in die Waagschale zu werfen.Außerdem wusste ich, dass er eine schwangere Verlobte zu Hause sitzen hatte, und damit war er ohnehin aus dem Rennen.Somit konzentrierte ich mich auf die restlichen drei Bandmitglieder.Der Gitarrist Clemens war zu meiner Überraschung ein ganz Braver und Solider, der hatte seit Jahren die gleiche Freundin und machte nichts außer Musik und Kickern mit dem Bassisten.Keine Flirts, keine Groupies, überhaupt nichts.Das kam wiederum Bass-Bernd zugute, weil er neben seinen eigenen auch noch die von Clemens abgewiesenen Groupies abgrasen konnte.(Doreen war übrigens schon einen Tag nach unserem Saunabesuch bei ihm gelandet – war ihrer Aussage nach jedoch sehr mittelmäßig, aber das nur am Rande.) Unter »ferner liefen« einzusteigen ist jedoch selten eine gute Startposition, und so konzentrierte ich mich auf den Schlagzeuger.Eine weise Entscheidung, denn Sebi war der perfekte Kontrapunkt zu Sänger Finn: Er sah nicht gut aus, hatte keine Freundin, dafür aber einen amtlichen S-Sprachfehler, und selbst bei den hässlichen Groupies konnte er nur selten landen.Aber: Er hatte keine Allüren und war höflich.Innerhalb der Band war er zwar als Musiker geschätzt, hatte aber insgesamt eher den Rang des Freak-Maskottchens inne, den er durch sein linkisches Verhalten redlich untermauerte.Dass er immer rot wurde, wenn ich ihn anlächelte, bestätigte mich darin, dass er meine Eintrittskarte in die Loge dieses ganzen Zirkus sein könnte.Daher bedachte ich ihn mit fröhlicher Aufmerksamkeit, interessierte mich für die Bücher, die er zwischendurch immer las, und ermunterte ihn zur Konversation.Gezielt, aber dezent suchte ich seine Nähe, weil ich erfreut bemerkte, dass er sich das andersrum nicht traute.Die Unsicherheit, die er ausstrahlte, und die Schüchternheit, die er mir gegenüber trotz meines ermutigenden Verhaltens an den Tag legte, zeugten von einem wirklich ausgeprägten Mangel an Selbstbewusstsein – für mich ein phantastisches Vorzeichen: Leute mit schlechtem Selbstbewusstsein sind immer besonders anfällig für Statussymbole
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