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.»Ich wäre nie im Leben auf diese Idee gekommen!«Es knallte mir laut in den Ohren, als sie einhängte.5Die Tür schwang auf, noch ehe ich den Finger von der Klingel nehmen konnte.Sonia hatte ihren Spitzenanzug gegen ein Hot-Pants-Ensemble aus orangerotem Jersey vertauscht.»Entschuldigen Sie, daß ich mich so frei gemacht habe«, sagte sie.»Aber in dieser elenden Wohnung gibt es keine Klima-Anlage, und die Hitze bringt mich noch um.Aber kommen Sie doch herein.«Sie ging mir voran in ein hübsches Wohnzimmer, das in einer Mischung aus japanischem und Hawaii-Stil eingerichtet war, und winkte mich auf eine weiße Ledercouch.Sie selbst nahm mir gegenüber in einem tiefen Sessel Platz, die langen rassigen Beine gekreuzt, eine dicke weizenblonde Strähne aus der Stirn streichend.»Ich bin mir immer noch nicht ganz klar darüber, wer von uns beiden den Verstand verloren hat, aber allmählich glaube ich, wir alle beide«, begann sie hastig.»Sie haben noch niemals die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß Kevin in jener Nacht ermordet worden sein könnte?« fragte ich.»Niemals!« Schnell schüttelte sie den Kopf.»Erst, als Sie es vorhin auf dem Balkon erwähnten.Und seither kriege ich eine Gänsehaut nach der anderen.«»Warum?«»Weil so, wie Sie es taktvollerweise formuliert haben, im Falle eines Mordes nur zwei Menschen Kevin umgebracht haben können — Marcia oder ich.«»Gewiß«, nickte ich und hoffte, meine Stimme möge einigermaßen zuversichtlich klingen.»Merken Sie jetzt, warum ich mir Sorgen mache?« fragte sie leise.»Schließlich weiß ich, daß ich Kevin nicht ermordet habe.«»Und damit bleibt nur Marcia übrig?«»Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, Danny.Es könnte nicht Mord, sondern Totschlag gewesen sein.Angenommen, sie bekamen draußen auf dem Balkon wieder Streit, Marcia schlug ihn mit einer Flasche auf den Kopf und er stolperte.Schlug unglücklich gegen das Geländer und verlor das Gleichgewicht?«»Sicher«, sagte ich.»Wenn man mit dem Rätselraten erst einmal anfängt, stößt man auf unendlich viele Lösungen.Natürlich kann ihn der Mörder auch mit irgendeinem schweren Gegenstand bewußtlos geschlagen und dann übers Geländer gehievt haben.«Ihre veilchenfarbenen Augen blinzelten, dann grinste sie verzerrt.»Was sind Sie nur für ein Schuft, Danny? Haben Sie denn gar kein Mitleid mit Marcia, obwohl Sie sie doch heiraten wollen? Ich hätte doch gedacht, Sie wollten ihr nach besten Kräften helfen — nicht ihr Leben ruinieren.«»Was war Kevin denn für ein Mensch?« fragte ich.»Wie?« Langsam schüttelte sie den Kopf.»Was hat denn das damit zu tun?«»Vielleicht alles«, knirschte ich.»Wenn er ermordet worden ist, muß jemand einen triftigen Grund gehabt haben, ihm den Tod zu wünschen.«»So gut kannte ich ihn auch nicht«, sagte sie zögernd.»Im Grunde bin ich ihm nur zwei- oder dreimal begegnet, nach seiner Verlobung mit Marcia.«»Und der Verführungsakt an jenem Abend gehörte zu dem lustigen alten Wettbewerb zwischen euch beiden — nach Punkten?«»Ja!« zischte sie mich an.»Und glauben Sie nur nicht, daß mir Marcia darin so weit nachstand!« Sie zog eine Grimasse.»Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten, Danny.Als ich Kevin die ersten beiden Male Offerten machte, behandelte er mich, als wäre ich Luft.Deshalb brachte ich auch diesen schweren Rosé zu der Party mit, weil ich wußte, bei Kevin konnte ich nur meine Punkte gewinnen, wenn er einen kleinen Schwips und die Übersicht verloren hatte.«»Und wie blau war er genau?«»Na ja, ein bißchen angeheitert, aber keineswegs sinnlos betrunken.«»Aber doch betrunken genug, um nachher vom Balkon zu fallen? Über ein drei Fuß hohes Geländer?«»Nein«, sagte sie kalt, »bei weitem nicht so betrunken.«»Bei einer Obduktion hätte keine Chance bestanden für den Nachweis, daß er vorher einen Schlag auf den Kopf erhielt«, überlegte ich.»Nicht nach einem Sturz aus dem vierundzwanzigsten Stock auf einen Betonboden.«»Mußten Sie das sagen?« Sie schloß die Augen, und ihr Gesicht nahm eine leicht grünliche Farbe an.»Marcia erinnert sich noch daran, daß sie mit ihm weiterzankte, als Sie gegangen waren«, fuhr ich fort.»Danach setzt es bei ihr aus.Als nächstes weiß sie nur, daß sie im Schlafzimmer aufwachte, auf den Balkon hinaustrat und sah, wie sich unten die Leute um seine Leiche drängten.Was ich damit sagen will — wenn jemand Kevin von hinten niedergeschlagen hat, konnte nichts ihn daran hindern, dasselbe mit Marcia zu machen.«»Warum rücken Sie nicht offen damit heraus?« fragte sie heiser.»Sie sprechen von mir! Sie glauben, ich kam entweder ins Penthouse zurück — oder war überhaupt gar nicht erst gegangen — , dann schlug ich beide bewußtlos und stieß Kevin übers Geländer!«»Es könnten Sie gewesen sein oder jeder andere, der Kevin mit gutem Grund umbringen wollte.«»Ich schwöre Ihnen, ich habe ihn nicht getötet«, sagte sie gepreßt und in flehendem Ton.»Darüber lege ich einen Eid auf die Bibel ab oder auf alles, was Sie wollen.Treiben Sie dieses Spiel nicht weiter, Danny, in Ihrem eigenen Interesse! Seit dem Unglück ist jetzt fast ein Jahr vergangen — warum vergessen Sie’s also nicht, wie wir alle?«»Marcia hat es keinen Augenblick vergessen«, fuhr ich sie an.»Es bringt sie immer noch fast um den Verstand.Und sie kommt nicht darüber hinweg, solange sie nicht die Wahrheit über die Vorfälle jener Nacht weiß.«»Na gut«, sagte sie müde.»Wieviel wissen Sie denn nun genau über Marcias Vorleben?«»Nicht viel«, sagte ich.»Aber schließlich verheirate ich mich nicht mit ihrem Lebenslauf.«»Ich habe es mit jedem anderen Mittel versucht, um Sie von Ihrem Vorhaben abzubringen, also bleibt mir jetzt nichts übrig, als Ihnen die Wahrheit zu sagen, Danny.« Sie seufzte.»Marcias Mutter starb vor etwa sieben Jahren in einer Nervenheilanstalt.Die Sache entwickelte sich natürlich nicht von heute auf morgen.Marcia zeigte die ersten Symptome, als sie noch die Schulbank drückte.Im Schlafsaal erzählte sie mir manchmal davon.Wie ihre Mutter sich so seltsam benahm, daß Marcia es mit der Angst zu tun bekam.Wie sie manchmal in einem überraschenden Wutanfall nach allem griff, was ihr in die Hände fiel, und damit nach ihrer Tochter schlug.Offensichtlich verschlechterte sich ihr Zustand rapide, bis Mike Burgess seine Frau endlich drei Jahre vor ihrem Tod in das Sanatorium einweisen ließ.«»Wahnsinn ist nicht notwendigerweise erblich«, beharrte ich.»Ich weiß«, fuhr sie mich an.»Aber Sie kennen noch nicht die halbe Geschichte! Was wissen Sie über Mike Burgess?«»Er ist reich, spekuliert an der Börse und interessiert sich besonders für Mineralaktien.«»Das gilt vielleicht für die letzten paar Jahre«, nickte sie geistesabwesend.»Aber früher war sein Name in der Stadt berüchtigt.Es hieß, er sei der Mann im Hintergrund aller florierenden Glücksspiel-Organisationen der Stadt.Bei den privaten Baccarat-Parties, wo die Bank immer in hohen Prozenten absahnte, bei den illegalen Kartenspielen.Und dann die Organisation der Buchmacher.« Sie hielt inne und sah mich fragend an.»Mit Buchmachern kenne ich mich aus«, bestätigte ich.»Es kursierten noch schlimmere Gerüchte über ihn«, fuhr sie monoton fort.»Zum Beispiel, daß Leute, die ihm Geld schuldeten, fürchterlich zusammengeschlagen wurden, und daß sich jeder vor ihm fürchtete, weil bekannt war, daß er sogar vor Mord notfalls nicht zurückschreckte.Marcias Mutter war verwitwet, als sie ihn heiratete, und Marcia zehn Jahre alt.Sie stammte aus einer reichen, respektablen Familie, und Marcias Vater war ein erfolgreicher Anwalt gewesen.Niemand verstand, warum sie Mike Burgess heiraten wollte.Aber ihm ging es natürlich ums Sozialprestige, und ihr Geld war auch nicht gerade zu verachten
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