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.Ein Haus bedeutet eine Geschichte, eine Wohnung drückt, räumlich, nur die Gegenwart aus.Joe lief Emma hinterher und faßte sie am Arm, hielt sie fest, mehr nicht — weiter wäre er nie gegangen.Trotzdem, als sie sich umwandte, blitzte in ihren grün gesprenkelten Augen jene Mischung aus Angst und Trotz, die man in häuslichen Gewaltdramen lernt.»Em.«»Wirklich, Joe, es ist okay«, sagte sie, wobei ihre Stimme um Festigkeit rang.Sie sahen sich in die Augen, ein Akt, der oft ein Moment der Wahrheit ist.Wie sind wir soweit gekommen? dachte Joe.»Ich-«, hob Emma an, und Schuldgefühle ließen ihre Züge weich werden.Sie hatte nicht vor, Joe zu beichten, wußte auch nicht, was sie eigentlich sagen wollte, aber daß sie Geheimnisse vor ihm hatte, schwärte plötzlich in ihr, und sie hatte das Gefühl, sie müsse etwas wiedergutmachen.Dann kam von den Bücherregalen an der Hinterwand ein schwaches Blubbern, so als würde jemand langsam ertrinken: Sie drehten sich um und sahen zu dem vorwurfsvoll piepsenden Babyphon hin, ein Radio, das immer auf denselben Sender eingestellt war.»Ich gehe«, sagte Joe, drehte sich um und verschwand durch die andere Tür.Emma sah ihm nach, und ihr fiel auf, wie gebeugt sein kräftiger Rücken war.Sowie er gegangen war, entspannte sie sich, kein unvertrautes Gefühl in den letzten Tagen.Mögen die Toten in Frieden ruhen, und mögen wir, jeder einzelne von uns, Gott für einen Menschen danken, der sehr, sehr viele glücklich gemacht hat.»Was hat die denn im Fernsehen zu suchen?« sagte Sylvia.Dann, am Tag der Beerdigung selbst, verließ Joe das Haus und machte einen langen Spaziergang, wanderte bis nach London hinein, um der Beerdigung auszuweichen.Er ging am Fluß entlang, verließ hin und wieder den Treidelpfad und wagte sich in die größeren Straßen vor, jedenfalls lief er den ganzen Weg vom Millennium Dome — der, fand Joe, mit seinen neuen, in die Luft ragenden Stacheln immer mehr aussah wie ein riesiger Glatzkopf, dem man eine ziemlich mißglückte Haartransplantation verpaßt hatte — bis zur Tower Bridge und wieder zurück.Und beim Gehen dachte er daran, wie er in den kommenden Jahren wahrscheinlich der einzige Mensch wäre, der erzählen konnte, wie London sich wirklich an diesem Tag anfühlte.Alle anderen waren entweder zu Hause und guckten fern oder säumten die Straßen entlang des Trauerzugs.London war wie ein Ort, auf den eine Neutronenbombe niedergegangen war, die Menschen tötete und Gebäude verschonte: eine Marie Celeste als Stadt.Kein Mensch war auf den Bürgersteigen, keine Autos auf den Straßen, keine Geschäfte geöffnet; Blackheath leergefegt, Bermondsey wie ausgestorben, Wapping die Bürgersteige hochgeklappt.Die einzigen Lebewesen, die er sah, waren die am hohen blauen Himmel kreisenden Vögel und die Katzen, die sich auf den Vorgartenmauern sonnten.Gelegentlich bellte ein Hund, aber immer in der Ferne; die einzigen Geräusche waren fern — Flugzeuge weit oben in der Luft und Trauerzüge viele Straßen weiter, und alles war untermalt vom vereinten Surren von zehn Millionen auf das gleiche Ereignis eingestellten Fernsehgeräten.An jedem anderen Tag, dachte er, wären zu viele verschiedene Sender eingestellt, als daß man sie als Geräusch hätte wahrnehmen können, aber heute plärrte aus allen dasselbe Glockenläuten, dasselbe Pferdegetrappel, dieselbe einzige Wehklage, derselbe unpassende Applaus, dieselben Gedichte, dieselben Gesänge und dieselben Reden.Nur die Kommentatoren waren in verschiedenen Häusern vielleicht andere, aber das war nicht zu erkennen, da sie alle im selben gedämpften, ehrfürchtigen Tone sprachen.Joe versuchte sich vorzustellen, wie es klingen würde, hörte man alle Kommentare im Chor — welch sonderbares Geräusch das zehnmillionenfache Flüstern wohl machen würde.Als er auf dem Rückweg durch Greenwich Village kam — wie es verwirrenderweise heißt, denn der Name wirkt wie von dem nach ihm benannten Ort stibitzt —, begegnete er einer einzigen anderen Person, einem Mann in einem Trenchcoat, seltsam an diesem brütendheißen Tag, aber, fand Joe, irgendwie zu ihrer beider subversiver Tätigkeit passend, ihrer gemeinsamen Mißachtung dieser nationalen Sperrstunde.Joe erwog, vielleicht ein paar Worte mit dem Mann zu wechseln, eine bissige Bemerkung über die Absurdität des Ganzen zu machen oder ihn zu fragen, ob er irgendeine Kneipe gesehen hätte, die offen war; er konnte wirklich einen Drink gebrauchen, denn nach dem weiten Gang in der Hitze war seine Kehle ganz trocken.Aber als Joe sich ihm näherte, guckte der Mann nach unten, und Joe sagte sich, lieber nicht, und dachte — zwar im Spaß, aber er dachte es — , vielleicht war er irgendeine Art von Geheimpolizist.Ehe er wieder nach Hause ging, bog er in den Greenwich Park ab und ging den Hügel in Richtung Observatorium hinauf, jenem Fleck, wo in zwei Jahren die neue Zeit begann.Wenn er über das nächste Jahrhundert nachdachte, erinnerte Joe sich oft, wie er als Kind einmal ausgerechnet hatte, wie alt er im Jahr 2000 wäre — fünfunddreißig — ein Alter, das damals außerhalb seiner Vorstellungskraft lag.Aber heute waren seine Gedanken weniger persönlich.Oben, vom Hügel aus, hatte man einen weiten, weiten Blick über London, und während Joe dastand und hinaussah, hatte er das Gefühl, die ganze Stadt dehne sich aus, sich und dieses Ereignis, das sie so zu ihrem gemacht hatte
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