[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Der Mann, der jetzt vor Jo stand, sah jedenfalls nicht so aus, als würde er sich darüber den Kopf zerbrechen.Er wirkte vielmehr, als erwarte er von seinen Mitmenschen, dass sie sich in Reih und Glied vor ihm aufbauten und salutierten.»Etwas weiter nach links!«, rief er dem Mädchen zu.»Nach links, verdammt noch mal!« Die junge Frau seufzte, tat dann aber wie geheißen, bevor sie die Leiter auf schwerfällige, linkische Art hinunterstieg, so, als hätte man ihr eine eigene Meinung schon frühzeitig ausgetrieben.Dann bemerkte Jo jedoch, wie sie mit den Augen rollte, als der Mann nicht hinsah, und begriff, wie falsch sie da gelegen hatte.Die junge Frau hatte durchaus eine eigene Meinung, behielt sie aber ganz einfach für sich.Jo wartete ab, bis das Mädchen wieder mit beiden Beinen auf der Erde stand, und bemerkte dann: »Weiter nach rechts wäre besser gewesen.«Der Mann runzelte erneut die Stirn, kam schließlich herüber und streckte ihr die Hand entgegen.»Cutt Pitman«, stellte er sich vor.»Und das ist meine Tochter, Dee.« Er wies auf das Mädchen.»Das Restaurant ist noch nicht eröffnet.«Jo ignorierte die ausgestreckte Hand.»Joanna Gilly«, erwiderte sie.»Ich bin auch nicht hier, um etwas zu essen.Ich habe Ihnen Salz mitgebracht.« Sie zog eine kleine Kostprobe ihres Salzes aus der Tasche und drückte es dem Mann in die schwielige Hand.»Rufen Sie mich an, wenn Sie eröffnen, dann bringe ich Ihnen noch mehr vorbei.Über den Preis werden wir uns schon einig.Ich bin nächsten Dienstag wieder in der Stadt.«Sie wandte sich ab, doch so einfach ließ der Mann sie nicht gehen.»Und warum sollte ich von Ihnen Salz kaufen, wenn ich das auch pfundweise abgepackt bekomme?«, wollte er wissen.Jo verschränkte die Arme und leckte sich am rechten Mundwinkel über die juckenden Narben.»Wenn Sie mir nichts abkaufen«, erklärte sie, »dann wird hier auch niemand essen.«Cutt grinste.»Wer sagt das?«Jo starrte ihn mit ihrem guten Auge an.»Das ist das Seltsame an dieser Stadt«, antwortete sie.»Es würde zwar keiner etwas sagen, trotzdem würden die Leute einfach wegbleiben.Wir sehen uns nächsten Dienstag.« Und damit machte sie auf ihrem guten Absatz kehrt.»Lästige alte Vogelscheuche«, murmelte der Mann.Dann winkte er seine Tochter heran und schickte sie noch einmal die Leiter hinauf.»Mehr nach rechts.Nein, nach rechts!«, hörte Jo ihn knurren.Gut, im Moment wollten sie ihr Salz nicht, aber das überraschte Jo nicht.Sie wussten es nun mal nicht besser.Für sie war ihre Ware vermutlich so gewöhnlich wie Hausstaub, dachte Jo, und ebenso nützlich.Die Absage bereitete ihr jedoch keine Bauchschmerzen.Sie musste den Pitmans nur etwas Zeit geben – das war alles.Geduld ist eine Tugend, mahnte sie sich selbst, ließ den Motor ihres alten Trucks an und fuhr los.Und das war gut so, denn zurzeit blieb ihr außer Geduld nicht mehr viel.Als Jo zu Hause ankam, ging die Sonne bereits unter, der Abend war aber immer noch mild, richtig schön.Statt des üblichen Schellack-Graus erinnerte die Farbe des Himmels eher an poliertes Holz, die Luft waberte golden und sanft.Jo glaubte ganz fest an den Himmel.Denn zum einen war er ihr einziger Begleiter, zum anderen log er nie.Wenn Ärger ins Haus stand, dann warnten Wind und Wolken Jo alsbald, vielleicht deshalb, weil sie in einer stürmischen Nacht geboren wurde.Solches Wetter hatte sie auf die Welt begleitet und würde einst, so hoffte sie, auch ihren Abgang untermalen.Allerdings wünschte sie sich, rechtzeitig davor gewarnt zu werden.Sie betrachtete die Marsch, ließ den Blick über ihre strudelnde Ordnung wandern: der Hauptgraben, der die Salinen vom Meer abschnitt, die Überschwemmungsbecken, die kleineren Rinnen und schließlich die Verdunstungsbassins, die in Reihen mitten in der ganzen Anlage ruhten, das stets wachsende und schrumpfende Herz der Marsch.Zu dieser Jahreszeit war der Schlamm so alkalisch, dass er in Mikroorganismen schwelgte: Die Becken zeigten sich in leuchtendem Lila oder Kupfergrün, und nur ein einziges war blutrot.Das war das Becken von Henry – Jos Zwillingsbruder, der im Alter von acht Jahren ertrunken war.Jedes Jahr häufte Jo das purpurfarbene Salz auf seinem Grab auf.Sie wusste nicht, was sie sonst damit tun sollte.Verkaufen konnte sie es schließlich nicht, und selbst benutzen wollte sie es auch nicht.Das käme ihr so vor, als ob sie sich an ihrem eigenen Fleisch und Blut vergriff.Hinter Henrys Becken lag die Scheune und daneben die kleine Wiese mit dem Familienfriedhof der Gillys.Auf diesem Gottesacker, der vor vielen Jahren gesegnet worden war, um ihre leblosen Körper zu empfangen, lagen nur Knaben begraben.Weil der Tod das Leben umfängt, hatte ihre Mutter ihr erklärt, Jo dachte jedoch oft, dass es vielmehr umgekehrt war und das Leben den Tod umarmte.Warum sollte man denn sonst einen schönen Sonntagsbraten genießen oder das Vogelgezwitscher an einem Sommerabend oder ein Weihnachtslied oder sonst irgendetwas? Aber vielleicht, dachte Jo, konnte sie das sagen, weil sie durchs Feuer gegangen war.Seit dem Unfall empfand sie alles schärfer und klarer: das Brennen der Luft auf ihrer zerfurchten Haut, den Wechsel der Jahreszeiten [ Pobierz całość w formacie PDF ]

© 2009 Każdy czyn dokonany w gniewie jest skazany na klęskę - Ceske - Sjezdovky .cz. Design downloaded from free website templates