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.Aber ich habe es satt, darauf Rücksicht zu nehmen.Ich gebe das Pferd nicht her!«Grandma und sie standen einander gegenüber wie zwei Kämpferinnen, eine stolzer als die andere.»Und was ist dir dort im Hause der Hamiltons widerfahren?« Grandmas Ton war eiskalt.»Willst du das wirklich wissen?«, gab Valerie wütend zurück.»Ich höre!«Valeries tapfere Fassade brach plötzlich wie ein Kartenhaus zusammen.Tränen rannen ihre Wangen hinunter.Sofort gab auch Grandma ihre unversöhnliche Haltung auf.Sie zog die Enkelin an ihre Brust und drückte sie zärtlich.»Nicht weinen, mein Engel.Merke dir: Kein Hamilton bringt uns je zum Weinen!«»Aber was redest du immer von Hamiltons?«, schniefte Valerie.Grandma seufzte.»Das ist eine lange Geschichte.Hamilton ist der Geburtsname von Misses Fuller.Wie dem auch immer sei, bitte gräme dich nicht.Und vergieß keine Träne wegen dieser Leute.Also, was hat sie dir angetan?«Grandma trat einen Schritt zurück, legte ihre Hand unter Valeries Kinn und blickte sie durchdringend an.»Sie hat mich eingeladen.Ein Dienstbote hat mir die Nachricht überbracht, dass ich heute zum Tee kommen solle.Sie wolle gern die Frau kennenlernen, die James’ Blamage in einen Sieg umgewandelt habe.Ich habe dir doch erzählt, dass alle jungen Frauen diesem Mann applaudiert haben, nicht wahr?«»Ja, ja, aber nun erzähl schon.Was ist vorgefallen?«»Sie hat mich die ganze Zeit neugierig und voller Skepsis gemustert: Ich glaube, am liebsten hätte sie mir ein Stück Haut herausgekratzt, um es zu untersuchen.Da habe ich sie gefragt, ob mir ein Krümel ihres Kuchens im Mundwinkel klebt.Sie hat mich angefahren, dass ich wohl ein Mischling sei und dass etwas faul sei im Haus der ›nordischen Lady‹.«Valerie erwartete nun eine Strafpredigt Grandmas, stattdessen nahm die alte Dame sie erneut in den Arm.»Wenn man ein netter Mensch wäre, würde man zu ihrer Entschuldigung vorbringen, dass sie nichts dafür kann, weil sie die Erziehung ihres Vaters unreflektiert übernommen hat …«Valerie befreite sich aus der Umarmung und blickte ihre Großmutter verwundert an.»Das hat James auch gesagt!«Den Einwurf überhörte Grandma geflissentlich.»Was Elizabeth Hamilton angeht, bin ich allerdings nicht nett.Sie hat sich nie die Mühe gemacht, die Ansichten ihres Vaters zu hinterfragen so wie ihre Tante.Keiner hat sie gezwungen, dümmlich nachzuschwätzen, was die Männer im Haus von sich gegeben haben!«»Dann kennst du sie also näher?«»Sagen wir mal lieber so: Ich kannte Hamiltons Schwester, also, die Schwester ihres Vaters, Tante Jane«, erwiderte Grandma ausweichend.Valerie verdrehte die Augen.»Immer das Gleiche! Wenn ich etwas anspreche, bekomme ich einen Brocken hingeworfen.Wovor hast du Angst? Dass ich dich nicht mehr bewundere, wenn ich erfahre, wie du als junge Frau gewesen bist? Dass Geheimnisse gelüftet werden, die dich in schlechtem Licht erscheinen lassen?«»Jane Hamilton war meine Freundin.Die einzige, die ich jemals hatte, seit es mich nach Jamaika verschlagen hat!« Grandma senkte den Kopf.»Oder hast du davor Angst, ich könne jemals erfahren, dass schwarzes Blut in meinen Adern fließt?«Grandma sah erschrocken auf.»Wie kommst du darauf?«Valerie stieß einen tiefen Seufzer aus.»Erklär mir endlich, warum ich nicht deine blonden Locken geerbt habe!« Sie griff nach einer gerahmten Fotografie ihrer Eltern und deutete mit dem Finger darauf.»Mutters Haar ist auch hell, wenn ich mich nicht täusche, und Vater, gut, er hat dunkles Haar, aber er ist auch kein Schwarzer.Großmutter, sprich doch endlich!«Grandma ließ sich auf einen Stuhl fallen.»Glaube mir, mein Kind, du sollst einmal alles erfahren, was deine Familie betrifft.Bitte, hab Geduld bis zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag!«Valerie hob abwehrend die Hände.»Warum, Grandma? Warum soll ich warten? Glaubst du, ich bin nicht reif genug? Ich bin achtzehn Jahre, und ich bin stark.Ganz gleich, was ich erfahren werde, es bringt mich nicht aus der Fassung.Aber ich möchte, sollte ich noch einmal von einer dummen Gans wie Misses Fuller derart auf den Prüfstand gestellt werden, eine Antwort parat haben.Und wenn ich ihr erwidern müsste: Ja, ich bin ein Mischling, so ist mir das tausendmal lieber, als unwissend zu bleiben.«Valerie blickte ihre Großmutter flehend an, als diese sich erhob und langsam zur Anrichte hinüberging.Zum ersten Mal wurde Valerie Zeugin, wie die stolze Haltung der Großmutter vor ihren Augen in sich zusammenfiel.Sie ging gebückt und wirkte wie eine alte Frau.Valerie schlug die Hände vors Gesicht.Das hatte sie doch nicht gewollt.»Grandma, es tut mir leid.Ich habe kein Recht, so in dich zu dringen.Es war nur mein Zorn auf James und seine Familie …«Grandma wandte sich zu ihr um.Sie wirkte bleich und schwach.»Nein, Valerie, du irrst.Natürlich hast du ein Recht, alles über deine Familie zu erfahren.Ich war als junge Frau genauso wie du.Glaub es mir.Ungestüm, leidenschaftlich und ungeduldig! Mein Begleiter in schweren wie in guten Zeiten war dieses Buch.Zum Teil war es mein einziger Vertrauter.Wie eine gute Freundin.Dann gab es ein Ereignis in meinem Leben, da habe ich aufgehört zu vertrauen, selbst diesem Buch nicht mehr.Doch vor vielen Jahren, nachdem deine Eltern gestorben sind, habe ich schonungslos alles niedergeschrieben, was ich lieber für mich behalten hätte, um endlich zur Ruhe zu kommen.Danach wurde ich zu der Frau, die du kennst.Nie wieder wollte ich auch nur einen Gedanken an die Vergangenheit verschwenden.Mir konnte keiner mehr etwas anhaben …« Grandma griff in die rechte Schublade und holte ein dickes Buch mit einem braunen Lederumschlag hervor.Sie drückte es an ihr Herz und warf einen entrückten Blick an Valerie vorbei in die Ferne.»Ich habe viele Jahre nicht mehr daran gedacht, und ich habe Angst, dass mich alles wieder überfällt und mich auffrisst wie eine tödliche Krankheit«, murmelte sie.Valerie hielt den Atem an.Sie bedauerte zutiefst, darauf gedrungen zu haben, in Grandmas Geheimnisse eingeweiht zu werden.Und zum ersten Mal kamen ihr Zweifel, ob es wirklich besser wäre, wenn sie die Wahrheit um ihre Herkunft kannte
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