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.Sie sank zurück.Sie brauchte etwas zu essen, Schlaf.Ernüchtert dachte sie, dass der Aus-flug in die andere Welt nun zu Ende war.Sie sahen dem Mönch nach.«Wenn wirklich jemand hinter ihm her ist, müssen wir ihn in Sicherheit schaffen», sagte Hollerer schließ-lich.Er klang gereizt.Er schien die Lust zu verlieren, untätig abwarten zu müssen, ob etwas geschah oder ob nichts geschah.«Er wird nicht wollen», murmelte sie.Nikschs Blick richtete sich im Rückspiegel auf sie.Er pfiff eine tonlose Melodie durch die Zähne und sah rasch wieder weg.Hollerer fragte die Windschutzscheibe: «Was machen wir bloß mit ihm?» Dann bat er Louise, ausführlicher als am Telefon zu berichten, was geschehen war.Während sie erzählte, fuhr Niksch auf die verschneite Landstraße zurück, die zweihundert Meter weiter dicht an den Wald heranführte.Louise ließ den Mönch nicht aus den Augen.Hollerer knurrte: «Langsam, Niksch.»Dort, wo die Straße den Waldsaum beinahe berühr-te, warteten sie.Niksch wandte sich zu Louise um und sagte: «Wenn er in dem Tempo weiterläuft, ist er bald aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald raus.Wer hätte ihn dann an der Backe?»«Keine Ahnung.»«Kommt drauf an, wo er hinläuft», sagte Hollerer.«Läuft er nach Emmendingen oder nach Schwarzwald-Baar?»«Schwarzwald-Baar, wie’s aussieht.»«PD Villingen-Schwenningen», sagte Hollerer.«Lotsen wir ihn doch nach Emmendingen, Chef, in der PD Emmendingen sitzt Karlbert Maurer, dem würde das recht geschehen, wenn er sich mit ihm rumschlagen müsste, finden Sie nicht?»«Großer Gott, Karlbert Maurer.» Hollerer lachte.Louise spürte, wie die Wut zurückkam.Wut auf Hollerer, auf Niksch, die nicht zu begreifen schienen, wie ernst die Lage war.Die nicht verstanden, wie au-ßergewöhnlich der Mann in der dunklen Kutte war.Wut auf Bermann, auf sich selbst.Auf den Mönch, der einfach weiterging, ohne sich helfen zu lassen.Auf Mick und René Calambert und Annettas Vater.Sie stieg aus.Hollerer ließ das Fenster herunter.Ernst fragte er:«Drei oder vier Leute, ja? Und Sie sind sicher? Ich meine, dass da jemand war?»Nervös starrte sie auf den weißen Horizont.«Was hat Bermann über mich gesagt?» Erst jetzt bemerkte sie, dass sie mit der Hand von außen das leere Fläschchen in der rechten Anoraktasche befühlte.Ein mü-des, beinahe verschämtes Klirren erklang.«Dass Sie durchgeknallt sind.»Sie lachte auf.Niksch kicherte fern im Wageninneren, dann musste er niesen.«Glaubt mir oder glaubt mir nicht», sagte sie.«Aber ich glaub Ihnen ja», entgegnete Hollerer freundlich und stieg ebenfalls aus.Louise hielt den Blick unverändert auf den Horizont gerichtet.Etwas kam ihr ungewöhnlich vor, doch sie begriff nicht, was.Auf der linken Seite ihres Blickfeldes lag der Wald, den der Mönch und sie durchquert hatten.Daran schloss sich ein weites Schneefeld an, rechts erhob sich ein baumbestandener Hügel.Eine karge, erstarrte, beliebige Winterlandschaft.Hinter ihr stieg Niksch aus und schnäuzte sich laut.Da sah sie es.Etwa fünfzig Meter von ihr entfernt zog sich eine feine, dunkle Linie schräg durch das Schneefeld.Sie stapfte darauf zu.Aus der Linie wurde ein unruhiger Schattenstrich.Aus dem Schattenstrich wurden Schuhabdrücke.Mindestens drei Menschen.Die Spuren führten in gerader Linie von links aus dem Wald nach rechts auf den Hügel zu.Der Schnee an den Rändern der Ab-drücke war brüchig.Sie wandte sich um.«Hollerer.»Dann richtete sie den Blick auf den Hügel.Dort war nichts Auffälliges zu sehen.Hollerer betrachtete die Spuren minutenlang.Ge-bückt stand er da, die Unterarme auf die Schenkel gestützt, die Stirn gerunzelt.Glauben und wissen ist halt ein Unterschied, dachte Louise, während sie ihn musterte.Plötzlich kam ihr Amelie in den Sinn.Amelie, die in einem stillen Esszimmer Teller mit Maultaschen auf einen Bauerntisch stellte, nachdem der Vater das Küchenmesser fortgelegt und Frau und Tochter freigegeben hatte.Amelie redete ununterbrochen, Hollerer gab kein Wort von sich.Als sie in die Küche ging, lächelte er erschöpft auf seine Hände hinab.Jetzt richtete Hollerer sich auf.«Könnten auch Spaziergänger gewesen sein oder Jäger», sagte er.Aber in seiner Stimme lagen Zweifel.Er blickte in Richtung Hügel.Heute trug er einen zerknitterten Skianorak über der Polizeijacke, blaue Fäustlinge und eine zu kleine Mütze mit Bommel.Er stand in der Taille ab-geknickt da, als könnte er sich nicht sofort wieder gerade aufrichten.Er schien nicht zu bemerken, dass zwanzig Meter hinter ihm der Mönch am Waldrand entlang an ihnen vorbeiging.Auch der Mönch musste die Fußspuren sehen.Er reagierte nicht.Sie wartete, doch er blickte nicht zu ihr herüber.«Da kommt jemand», rief Niksch hinter ihnen.Er hatte die Hand mit dem Taschentuch gehoben und deutete in die Richtung, aus der er und Hollerer gekommen waren.Im fernen Weiß war ein dunkler Punkt zu sehen, der sich langsam näherte.Hollerer und Louise liefen zum Streifenwagen zurück.Ge-bannt blickten sie dem Auto entgegen.Hollerer tastete nach der SIG.«Dunkelroter Daimler, C-Klasse, T-Modell», sagte Niksch.«Lederle», sagte Louise erleichtert.Reiner Lederle war ein fröhlicher Mann gewesen, bis die Ärzte vor eineinhalb Jahren bei seiner Frau Darmkrebs diagnostiziert hatten.Seit diesem Moment veränderte er sich mit ihr.Er wurde immer grauer, immer schmaler, immer langsamer.Manchmal verschwand er für eine Woche.Wenn er zurückkehrte, sah er aus, als hätte er die Chemotherapie über sich ergehen lassen müssen, nicht seine Frau.Louise hätte geschworen, dass er in dieser Zeit sogar Haare verlor.Und sie fand, dass er mittlerweile selbst nach Krankheit roch.Lederle war vor zwei Jahren in Munzingen dabei gewesen.Wie die anderen war er in die richtige Richtung gelaufen.«Sprechen Sie mit ihm nicht über Krankheiten, Frauen und Gott», sagte sie zu Hollerer.«Sprechen Sie mit ihm über den SC, übers Kegeln und über Politik.Er ist bis auf die Knochen grün, und das schönste Ereignis seines Lebens war, dass Salomon zum OBgewählt wurde.»«O je», stöhnte Hollerer.«Und passen Sie gut auf den Mönch auf.»«Und was tu ich?», fragte Niksch.«Du bringst mich in die Stadt, so schnell es geht.»Niksch lachte begeistert.«So schnell es geht, oder so schnell ich kann?»Lederle gab allen die Hand, selbst Louise.«Entschuldige», sagte sie, «ich hab dir das Wochenende versaut.»Er zuckte die Achseln, ohne ihre Hand loszulassen.«Egal.»Auch Lederle hatte früher «Luis» gesagt.Seit er wusste, dass seine Frau krank war, sagte er «Louise».Irritiert starrte sie auf ihre Hand, die er noch immer nicht losließ.Für einen Moment schien die Welt still zu stehen.Niemand sprach, niemand bewegte sich.Lederle sah sie aus dunklen Augen an, als wollte er sich in der nächsten Sekunde in ihre Arme werfen.In zwei Wochen würde er seine Frau wieder zur Chemotherapie begleiten.«Also, Louise», sagte er endlich und gab ihre Hand frei, «was kann ich für dich tun?»Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, Hollerer und Lederle allein zurückzulassen
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