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.Die Odessa Star schien über dem Wasser zu schweben, gleich einem Gespensterschiff, das dazu verdammt war, die Weltmeere nach ertrunkenen Seeleuten abzusuchen und sie in die Mannschaft aufzunehmen.Ihre Topplichter waren in einen unheimlichen Schimmer gehüllt, als würde Elmsfeuer in der Takelage tanzen.Mühelos wie ein Delphin, der seinem natürlichen Peilsystem folgt, steuerte der Kapitän durch die gewundene Fahrrinne und vorbei an den in Nebel gehüllten Booten.Er befuhr die Strecke zwischen Odessa und Konstantinopel bereits seit vielen Jahren und kannte sie so genau, dass er weder eine Karte noch die Markierungsbojen benötigte, um im richtigen Moment das Ruder zu drehen.Die französischen Eigner hatten die Instandhaltung der Star jahrelang vorsätzlich vernachlässigt und gehofft, ein kräftiger Sturm würde das Schiff auf den Meeresgrund schicken und ihnen ermöglichen, die Versicherungssumme einzustreichen.Aus jedem Speigatt lief wie aus einer blutenden Wunde eine Rostspur den blasigen Rumpf hinab, die Masten und Kräne wiesen unzählige Korrosionsflecke auf, und die merkliche Schlagseite nach backbord war einem Leck in der Bilge zu verdanken.Die altersschwachen Maschinen, deren Generalüberholung ebenfalls längst überfällig war, schnauften asthmatisch vor sich hin, und die ölige schwarze Wolke, die aus dem einzigen Schornstein emporstieg, stank wie Schwefel aus der Unterwelt.Ähnlich einem unheilbar kranken Patienten, der trotz seines zerfressenen Körpers irgendwie am Leben blieb, pflügte die Star auch weiterhin durch die Wogen, obwohl man sie eigentlich schon lange als klinisch tot bezeichnen musste.Towrow war klar, dass die Star das letzte Schiff unter seinem Kommando sein würde.Dennoch bemühte er sich um tadellose Kleidung, polierte jeden Morgen seine dünn besohlten schwarzen Schuhe, trug zwar vergilbte, aber stets saubere weiße Hemden, und legte Wert darauf, dass seine abgewetzte schwarze Hose eine Bügelfalte aufwies.Allerdings hätte nur das kosmetische Geschick eines Einbalsamierers sein Aussehen grundlegend verbessern können.Die viele Arbeit, die schlechte Ernährung und der ewige Schlafmangel hatten ihren Tribut gefordert.Seine hohlen Wangen ließen die lange, rot geäderte Nase nur umso deutlicher hervortreten, und seine Haut war so grau wie Pergament.Der Erste Offizier und der Großteil der Mannschaft legten sich wieder schlafen, abgesehen von den Heizern, die Kohle in die Kessel schaufelten.Der Kapitän zündete sich eine starke türkische Zigarette an, erlitt einen Hustenanfall und krümmte sich zusammen.Nachdem er sich wieder gefangen hatte, bemerkte er, dass von irgendwoher kalte Seeluft auf die Brücke strömte.Er hob den Kopf und sah, dass er Gesellschaft bekommen hatte.In dem Durchgang nach draußen stand ein riesiger Mann.Er wurde dramatisch von Nebelfetzen umrahmt.Er trat ein und zog die Tür hinter sich zu.»Licht«, sagte er mit einer Baritonstimme, die ihn als denjenigen identifizierte, der zuerst an Bord gekommen war.Towrow zog an der Schnur der nackten Glühbirne, die von der Decke hing.Der Mann hatte die Kapuze zurückgeschlagen.Er war groß, schlank und trug eine weiße Fellmütze, eine so genannte papakha, verwegen schief auf dem Kopf.Über den oberen Teil seiner rechten Wange zog sich eine fahle Duellnarbe, seine Haut war von der Eiseskälte gerötet, und in seinem schwarzen Haupt- und Barthaar funkelten kleine Wassertropfen.Seine linke Iris hatte sich aufgrund einer Verletzung oder Krankheit getrübt, und der starre Blick seines gesunden Auges ließ ihn wie einen Zyklopen aussehen.Unter dem pelzbesetzten Mantel hingen ein Pistolenholster und ein Säbel an seinem Gürtel.Quer über seine Brust verlief ein Patronengurt, und in der Hand hielt er ein Gewehr.Er war in einen schmutzig grauen Waffenrock gekleidet, und seine Füße steckten in hohen schwarzen Lederstiefeln.Die Uniform und die Aura kaum unterdrückter Gewalt wiesen ihn als Kosaken aus, als Angehörigen der wilden Kriegerkaste, die an den Ufern des Schwarzen Meeres beheimatet war.Towrow unterdrückte mühsam seine Abneigung.Die Kosaken waren an der Ermordung seiner Familie beteiligt gewesen, und er ging den streitlustigen Reitern, deren größtes Vergnügen die Verbreitung von Furcht zu sein schien, am liebsten aus dem Weg.Der Mann sah sich im Ruderhaus um.»Sind Sie allein?«»Da hinten schläft der Erste Offizier«, sagte Towrow und wies mit dem Kopf in die Richtung.»Er ist betrunken und hört nichts.« Er zog die Zigaretten aus der Tasche und bot dem Fremden eine an, aber der winkte ab.»Ich bin Major Peter Jakelew«, sagte der Mann.»Sie werden alle meine Anweisungen befolgen, Kapitän Towrow.«»Ich stehe zu Ihren Diensten, Major, vertrauen Sie mir.«»Ich traue niemandem.« Er kam näher und stieß die Worte zornig hervor.»Weder den Weißen Russen noch den Roten.Weder den Deutschen noch den Briten.Sie alle sind gegen uns.Sogar Kosaken sind zu den Bolschewiken übergelaufen.« Er starrte den Kapitän wütend an und schien nach Anzeichen für eine gegenteilige Meinung zu suchen, doch dessen sanfte Miene ließ nichts dergleichen erkennen.»Zigarette«, knurrte Jakelew und streckte seine Pranke aus.Towrow gab ihm die ganze Schachtel.Der Major zündete sich eine Zigarette an und sog gierig den Rauch ein, als wäre es ein Lebenselixier.Der Akzent des Mannes verblüffte Towrow.Der Vater des Kapitäns hatte als Kutscher bei einem wohlhabenden Gutsbesitzer gearbeitet, und Towrow war mit der kultivierten Sprache der russischen Elite vertraut.Dieser Mann sah aus, als sei er der tiefsten Steppe entsprungen, aber er sprach wie ein gebildeter Mensch.Der Kapitän wusste, dass Kosakeneinheiten häufig von Offizieren geführt wurden, die aus der Oberschicht stammten und an der Militärakademie studiert hatten.Towrow registrierte die Müdigkeit in Jakelews geschundenem Gesicht und bemerkte die hängenden Schultern.»Eine lange Reise?«, fragte er.Der Major grinste humorlos.»Ja, eine lange, beschwerliche Reise.« Er stieß den Rauch durch die Nasenlöcher aus, zog eine Taschenflasche Wodka aus dem Mantel, trank einen Schluck und schaute sich um.»Dieses Schiff stinkt«, befand er.»Die Star ist eine sehr, sehr alte Dame mit einem großem Herzen.«»Ihre alte Dame stinkt trotzdem«, sagte der Kosak.»In meinem Alter lernt man, sich die Nase zuzuhalten und zu nehmen, was man kriegen kann.«Der Major brach in schallendes Gelächter aus und schlug Towrow so hart auf den Rücken, dass ein stechender Schmerz durch dessen gepeinigte Lunge schoss und ihn erneut husten ließ.Der Kosak hielt ihm die Flasche hin.Der Kapitän trank vorsichtig.Es war erstklassiger Wodka, nicht der sonst übliche Fusel.Der brennende Alkohol dämpfte den Hustenreiz.Towrow gab die Flasche zurück und nahm wieder das Ruder.Jakelew steckte den Wodka ein.»Was hat Federoff Ihnen erzählt?«, fragte er.»Nur, dass wir Fracht und Passagiere an Bord nehmen sollen, die für Russland von großer Bedeutung sind.«»Sind Sie nicht neugierig?«Towrow zuckte die Achseln.»Ich habe gehört, was im Westen passiert.Ich nehme an, diese Leute sind irgendwelche Bürokraten, die mit ihren Familien und ein paar Habseligkeiten vor den Bolschewiki fliehen.«Jakelew lächelte.»Ja, das ist eine gute Geschichte.«Towrow fühlte sich ein wenig ermutigt.»Weshalb haben Sie sich für die Odessa Star entschieden, wenn ich fragen darf? Es gab doch sicherlich auch neuere und besser für Passagiere geeignete Schiffe.«»Benutzen Sie Ihren Verstand, Kapitän«, sagte Jakelew verächtlich.»Niemand würde auf einem alten Kahn wie diesem wichtige Passagiere vermuten.« Er sah durch das Fenster in die Nacht hinaus.»Wie lange brauchen wir nach Konstantinopel?«»Zwei Tage und zwei Nächte, sofern alles glatt geht.«»Sorgen Sie dafür, dass es glatt geht.«»Ich werde mein Bestes tun.Sonst noch etwas?«»Ja
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