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.Port Sol war eine hundertsechzig Kilometer durchmessende Kugel aus porösem Fels und Eis, mit Spuren von Wasserstoff, Helium und einigen Kohlenwasserstoffen.Es war wie ein großer Kometenkern.Die konturenlose Landschaft von Port Sol wurde von ätherischen Gespinsten überzogen: Skulpturen, die von Kräften der Natur aus dem alten Eis gemeißelt worden waren, die ihrerseits aufgrund der immensen Entfernung von der Sonne extrem langsam abliefen.Port Sol war ein Kuiper-Objekt.Mit zahllosen Satelliten umkreiste es jenseits der Plutobahn die Sonne, wobei es dort durch die Interferenzen der Gravitationsfelder der großen Planeten geführt wurde.Louise schaute zur Great Britain zurück.Sogar vor dem unwirklichen Hintergrund von Port Sol vermittelte Brunels Schiff ihr noch einen Eindruck von Leichtigkeit, Grazie und Eleganz.Sie erinnerte sich, wie sie das Schiff im Trockendock auf der Erde besichtigt hatte; jetzt, als sie schielend die Augen zusammenkniff und die Form des Schiffes ausmachen wollte – das platonische Ideal des Eisens, das der arme alte Isambard ans Licht bringen wollte.Das Schiff bestand aus dreitausend Tonnen Eisen und Holz, aber mit seinen schlanken, klaren Kurven und filigranen Details wirkte es wie ein Phantasiegebilde.Louise dachte an die vergoldeten Dekorationen, das um das Heck herumgezogene Wappen und die schlichten, in den Bug gefrästen markanten Symbole der Viktorianischen Industrie: die Taurolle, die Zahnräder, das Zeichendreieck, die Weizengarbe.Man konnte sich kaum vorstellen, daß ein so zerbrechliches Schiff den Stürmen des Atlantiks gewachsen war…Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute hoch zu dem hellen Stern im Steinbock, der Sonne, die fünf Milliarden Kilometer entfernt war.Sicherlich hätte sich nicht einmal ein Visionär wie der alte Isambard vorstellen können, daß sein erstes großes Schiff auf seiner letzten Reise ein derart riesiges Meer befahren würde.Mark und Louise stiegen mittschiffs einen steilen Niedergang zum Promenadendeck hinab; sie flanierten über das Deck, an Reihen winziger Kabinen vorbei zum Schott des Maschinenraums.Beim Vorbeigehen fuhr Mark mit einem Finger über die Oberfläche einer Kabinenwand.Er runzelte die Stirn und rieb die Fingerspitzen aneinander.»Das Material fühlt sich komisch an… gar nicht wie Holz.«»Es ist konserviert.Unter einer dünnen Haut aus sensitivem Kunststoff, der es versiegelt und pflegt… Mark, das verdammte Schiff ist 1843 vom Stapel gelaufen.Vor über zweitausend Jahren.Ohne Konservierung würde nicht mehr viel von ihm übrig sein.Außerdem hatte ich gedacht, daß du dich sowieso nicht dafür interessierst.«Er schniefte.»Stimmt auch.Ich interessiere mich nämlich eher dafür, warum du hierher kommen wolltest: Gerade jetzt, inmitten der ganzen Feierlichkeiten anläßlich der Fertigstellung des Raumschiffs.«»Ich wollte eine Innenansicht vermeiden«, erklärte sie schwer atmend.»Ja, sicher.« Er wandte sich ihr zu, wobei sein Gesicht vom sanften Glühen des antiken Holzes angestrahlt wurde.»Sprich mit mir, Louise.Der Teil von mir, der dich mag, ist stärker als der Teil, der dich gerne leiden sieht, jedenfalls im Moment.«Sie zuckte die Achseln.Sie konnte eine gewisse Bitterkeit in ihrer Stimme nicht unterdrücken.»Sag bloß.Du hast es ja schon immer verstanden, meinen Seelenzustand zu diagnostizieren.In aller Ausführlichkeit.Vielleicht bin ich nach dem Abschluß meiner Arbeit auf der Northern jetzt etwas melancholisch.Was meinst du, wäre das möglich? Vielleicht durchlebe ich aber auch gerade das Äquivalent einer post-koitalen Depression.«Er schnaubte.»Mit dir war es eigentlich immer nur post, prä und während.Nein, ich glaube nicht, daß es daran liegt… Und außerdem«, versetzte er nachdrücklich, »ist deine Arbeit auf der Northern noch gar nicht beendet.Du planst doch, mit ihr abzufliegen.Richtig? Du willst etliche Relativjahrzehnte damit verbringen, sie nach Tau Ceti zu bringen.«»Wie hast du denn das herausgefunden?« grummelte sie.»Kein Wunder, daß du mich all die Jahre schier verrückt gemacht hast.Du interessierst dich verdammt zuviel für mich.«»Ich habe recht, stimmt’s?«Sie betraten den Speisesaal der Britain.Er war ein phantastischer viktorianischer Traum.Zwölf weiße und goldene Säulen mit verzierten Kapitellen markierten den Mittelgang, und an den Seiten wurde der Raum von jeweils zwölf weiteren Säulen begrenzt.Zwischen den Säulen gingen Türen zu Gängen und Kabinen ab, und die Türbögen waren vergoldet und von Medaillonköpfen gekrönt.Die Wände waren in einem Zitronengelb gehalten, das von Blau, Weiß und Gold unterbrochen wurde; allgegenwärtiges, indirektes Licht wurde vom Besteck und den Gläsern auf den drei langen Tafeln reflektiert.Mark ging über den Teppich und fuhr mit der Hand über eine glänzende, polierte Tischplatte.»Du solltest dich mal um diesen semisensitiven Kunststoff kümmern: modifiziere ihn so, daß er den Tischen wieder ihre ursprüngliche Maserung verleiht.Die Berührung macht nämlich schon die halbe Schönheit einer Sache aus, Louise.Aber du bist ja schon immer so… so distanziert gewesen, nicht wahr? Zufrieden mit der Oberfläche der Dinge – mit ihrem Aussehen, ihrer äußeren Form.Nie daran interessiert, sie zu berühren, in die Tiefe zu gehen.«Sie ignorierte das.»Brunel war vielseitig begabt, mußt du wissen.Er hat zusammen mit seinem Vater an einem Themse-Tunnel gearbeitet.«»Wo?« Mark war in Port Cassini auf Titan geboren.»Die Themse.Ein Fluß, in England… auf der Erde.Der Tunnel wurde mehrmals geflutet.Als sie ihn einmal ausgepumpt hatten, gab Brunel direkt auf der Baustelle eine Dinnerparty für fünfzig Personen.Er engagierte die Band der Coldstream Guards zu…«»Hmm.Wie interessant«, kommentierte Mark trocken.»Vielleicht solltest du etwas Essen auf diese Tische stellen.Warum eigentlich nicht? Es könnte dann von deinem sensitiven Kunststoff konserviert werden.Du könntest Teile von toten Tieren ausstellen.Wie sie der große Brunel höchstselbst verspeist hat.«»Du bist schon immer geschmacklos gewesen, Mark.«»Ich glaube nicht, daß deine Stimmung etwas mit der Fertigstellung der Northern zu tun hat.«»Womit dann?«Er seufzte.»Es liegt natürlich an dir.Wie immer [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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