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.Sabine AppelFriedrich NietzscheWanderer und freier GeistC.H.BeckZum Buch1881 verbringt Friedrich Nietzsche seinen ersten Sommer in Sils Maria im Oberengadin.Der Denker ist chronisch krank.Seine Professur der Altphilologie an der Baseler Universität hat der Sechsunddreißigjährige infolge seiner gesundheitlichen Dauerstörungen vorzeitig aufgeben müssen.Der Philosoph wird zum Reisenden ohne festen Wohnsitz, stets auf der Suche nach einem bekömmlichen Klima.Hier im Hochgebirge, «6000 Fuß jenseits von Mensch und Zeit», hat er an einem hellen Augustvormittag ein Offenbarungserlebnis, das er im Rückblick immer stärker mystifizieren wird: die Erkenntnis von der ewigen Wiederkehr.Ausgehend von diesem Gedanken, der ein Angelpunkt seines Werks werden soll, schildert Sabine Appel Nietzsches persönlichen und werkgeschichtlichen Werdegang auf seinen diversen Stationen: Röcken, Naumburg und Schulpforta, Bonn, Leipzig, Basel und Tribschen, Bayreuth, Basel, Sorrent, St.Moritz, Venedig, Genua, Sils Maria, Rapallo, Nizza, Turin, Basel, Jena und schließlich Weimar, umnachtet seit Jahren und so auch auf seiner letzten Station.Mit Sensibilität und kritischer Reflexion zeichnet sie den Weg eines Denkers nach, der wie niemand sonst das Selbstverständnis des 20.Jahrhunderts geprägt hat, dem aber in seine letzte Nacht niemand mehr folgen konnte.Über die AutorinSabine Appel ist promovierte Germanistin und freie Autorin.Von ihr erschienen unter anderem Biographien Goethes, Arthur Schopenhauers und der Madame de Staël.InhaltOberengadin, Schweiz, 1881«6000 Fuß jenseits von Mensch und Zeit»Röcken, Naumburg und Schulpforta, 1844–1864Feuersbrünste und ChristusBonn/Leipzig, 1864–1868«Dem unbekannten Gotte»Basel/Tribschen, 1869–1873«Rein ästhetische Rechtfertigung des Lebens»Bayreuth/Basel/Sorrent, 1874–1878«Die Lüge des großen Stils»St.Moritz/Venedig/Genua/Sils Maria/Rapallo, 1879–1883«Der Wanderer und sein Schatten»Sils Maria/Nizza/Turin, 1884–1888«Jenseits von Gut und Böse»Turin, 1889«Dionysos gegen den Gekreuzigten»Basel/Jena/Naumburg, 1889–1897«Die drei großen Stimulantia der Erschöpften»Weimar, 1897–1900«Nacht ist es; nun reden lauter alle springenden Brunnen»ZeittafelLiteraturverzeichnisAbbildungenPersonenregisterOberengadin, Schweiz, 1881«6000 Fuß jenseits von Mensch und Zeit»August 1881, Sils Maria im Oberengadin.Friedrich Nietzsche verbringt seinen ersten Sommer hier.Hochgebirgsluft, «stark und kalt», eine Szene, die einen besonderen Blick möglich macht, eine Überschau, fern von den menschlichen Dingen.Im «Zarathustra» ist später vom «Vogel-Umblick» die Rede, von einem Geist der Freiheit und Leichtigkeit, der die Welt «unter sich» sieht.Hier und jetzt nimmt dieser Blick seinen Anfang, hier wird er geboren.Vom Haus Durisch aus, wo er ein einfaches Zimmer gemietet hat, wandert Nietzsche in die Umgebung.Die Gegend sei ihm blutsverwandt, meint er, und er wiederholt es zwei Jahre später in einem Brief an Carl von Gersdorff, – «hier, wo die Natur auf wunderliche Weise ‹feierlich› und geheimnisvoll ist».Man findet das alles in seinem Werk wieder, vor allem im «Zarathustra»: schroffe Felswände und lichte Hochebenen, brausende Bergbäche, die abwärts strömen, eine schweigsame Einöde in der Kargheit des Hochplateaus.Zwei stille Seen sind von den Bergketten eingefasst.Auch sie stehen für das große Schweigen in der Natur, «geheimnisvoll», wie der Denker zu meinen scheint, in ihren Tiefen, so wie die Berge in der Erhabenheit ihrer hohen und schroffen Gestalt.Auf der Chasté, einer der Halbinseln des Silser Sees, dort, wo einmal ein römisches Castell gestanden hat, würde der Denker sich gerne ein einfaches Holzhaus bauen, «eine Art ideale Hundehütte», um dort zu wohnen, so schreibt er an den Freund Gersdorff, wo schon seine Musen wohnten.Am See von Silvaplana aber, etwa anderthalb Stunden Fußweg von Sils Maria entfernt, lokalisiert er sein Offenbarungserlebnis.Es ist, so Nietzsche, der Beginn der Geschichte des Zarathustra, eine Erkenntnis von «größtem Schwergewicht», schwer in der Konsequenz, schwer in Begriffe zu fassen, schwer zu bewältigen über die Erkenntniswege des Intellekts, mehr eine mystische Schau, wie es scheint, und damit dem entsprechend, was Schopenhauer philosophische Kontemplation nennt
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