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.Voyeure.«»Ihr habt doch alle die Paranoia.Na gut, dann machen Sie sich auf die Socken und rufen mich aus einer Zelle an, klar? Und innerhalb der nächsten zehn Minuten, bitte.«»Das geht nicht, das geht wirklich nicht.Wir haben hier im Dorf nur eine Zelle, und die ist immer kaputt, weil die Jugendlichen darin rumknutschen.Die nächste ist drei Kilometer weg.«»Zwanzig Minuten, mehr aber nicht«, sagte er.Dann murmelte er noch verächtlich: »Dorf!« und »Eifel!« und hängte ein.Ich zog mir einen Trainingsanzug an und ging auf den Hof.Es regnete sanft, der Wagen sprang widerwillig an, ratterte, als sei er verrostet.Krümel kam schmal und hübsch heran und miaute.Ich ließ sie rein.»So eine Scheiße«, sagte ich ihr.»Aber für achttausend Eier kann ich dich bis an dein Lebensende ernähren.« Sie sprang auf die Rückbank, rollte sich ein und schloß die Augen.Sie mag es, wenn das Auto durch die Landschaft schaukelt.Unten am Dorfbrunnen stand Alfred mit einem Hänger voll Heu und schrie: »Ich bringe dir nachmittags dein Holz!« Ich nickte, grüßte männlich mit lässig leicht erhobener Handfläche und fuhr weiter.Auf der Anhöhe zwischen den Dörfern peitschte der Regen in einer Bö fast waagrecht, aber weit im Westen war der Himmel blau.Ich würde gutes Wetter haben, nicht zu heiß.Ich mußte Holz schlagen, ich mußte die Natursteinmauer bepflanzen, ich mußte die Pflaumenbäume ausputzen, ich mußte den Abfall aus der Garage abtransportieren, ich hatte genug zu tun.Das alles in fast frischer Luft.In der Telefonzelle hockte sich Krümel auf die Bücher und sah mir zu, wie ich das Kleingeld ausbreitete, die Münzen in den Schlitz steckte und wählte.»Ich bin's wieder, Siggi Baumeister.«»Gut, gut«, sagte er.»Haben Sie genug Kleingeld? Das dauert nämlich eine Weile.Ich muß Ihnen eine Geschichte erzählen, eine ganz komische Geschichte.«»Ich habe genug Kleingeld.«»Na gut.Also: Ich war gestern in Bonn beim Verteidigungsminister.Nichts Besonderes, nur ein Interview.Wir wollten wissen, ob er denn bereit ist, ein bißchen weniger zu rüsten.Er ist natürlich im Prinzip bereit, aber eigentlich ist er nicht bereit, weil er richtigen Frieden nicht mag.Klar, ist sein Job.Na gut, anschließend benahm er sich leutselig, ging mit uns in die Kantine essen.Der muß ja seinem Volk zeigen, daß er mit den bekanntesten Publizisten dieser Erde auf du und du steht.Der Fraß war saumäßig, der Minister stinklangweilig.Er erzählte mal wieder, wieviel gute Freunde er in Washington hat, und daß die eigentlich ohne ihn nicht leben können, wenn sie ehrlich sind.Gut, soweit auch nichts Besonderes.Dann wurde der Minister zum Telefon gerufen, und ich blieb da allein hocken.« Er räusperte sich hingebungsvoll, was besagt, daß es jetzt kam.»Sie müssen sich vorstellen, daß diese Kantine ein großer, niedriger Raum ist, ungefähr so anheimelnd wie das Pissoir auf dem Hauptbahnhof in Hamburg.Die Tische stehen dicht an dicht.Am Tisch hinter mir Zivilisten, zwei Männer, ungefähr fünfzig Jahre alt.Die unterhielten sich vollkommen normal, sofern in diesem Haus jemand normal ist.Anfangs habe ich nicht begriffen, um was es ging, aber dann habe ich es kapiert.Da ist ein Doppelmord passiert.In der Eifel.Irgendwo in Ihrer Nähe in einem Munitionsdepot.Also, der Mord ist nicht in dem Depot passiert, sondern außerhalb auf einem Waldweg.Der Ort heißt Hohlbach oder so ähnlich.«»Hohbach«, sagte ich.»Acht Kilometer von hier.Aber da war kein Doppelmord, das wüßte ich.Ich war gestern abend in der Kneipe.«»Nun warten Sie's doch ab«, sagte er freundlich.»Aus der Unterhaltung der Männer ging hervor, daß ein Bundeswehrleutnant in einem Jeep gefunden wurde.Er saß hinter dem Steuer.Und neben ihm saß eine Frau, eine junge, hübsche Frau.Und beide saßen so, als würden sie sich unterhalten.Sehr friedlich, verstehen Sie? Aber beide sind erschossen worden.Von hinten in die Köpfe.«»Das gibt es nicht«, sagte ich.»Doch«, sagte er, »ein alter Bauer hat sie angeblich gefunden.«»Das ist unvorstellbar«, sagte ich.»Sehen Sie, die Eifel ist zwar sehr schön, aber sie ist auch ein karges Land, ohne jeden Rummel.Und wenn hier so etwas passiert, reden die Leute, weil es nicht viel Abwechslung gibt.Hier wird schon geredet, wenn der Reißverschluß meiner Hose defekt ist.«»Ja, ja«, sagte er ganz glücklich, »das dachte ich auch.Ich habe meinen Schlaf geopfert, ich habe sämtliche Dienste nachgelesen.DPA, UPI, Reuter und so weiter und so fort.Nichts von einem Doppelmord, überhaupt nichts.«»Wie ging denn das weiter, haben die Männer irgendwelche Namen genannt?«»Nicht die Spur.Das einzige, was ich mitgekriegt habe, ist die Tatsache, daß das vor etwa vierzehn Tagen passiert sein muß.Und zwar an einem Sonntagabend oder in der Nacht vom Sonntag auf Montag.Einer der beiden Männer in der Kantine sagte, er habe kaum Hoffnung auf eine schnelle Klärung, weil, und an diesem Punkt kann ich wörtlich zitieren, >dieser DDR-Fatzke mit seiner Karre spurlos verschwand.< Baumeister, ich betone, daß ich nicht weiß, was das heißt.Eingesetzt sind der Militärische Abschirmdienst und der Verfassungsschutz und der BND.Ja, und noch ein Bonbon.Die Kripo ist aus dem Fall hinausgeschmissen worden, obwohl die Frau angeblich nicht bei der Bundeswehr war, also Zivilistin.Egal, wie lange Sie an dieser Geschichte sitzen, ich zahle alle Spesen.Kohler hat Ihnen gesagt, was Sie verdienen? Also los, das will ich im Blatt haben, egal, wie lange das dauert.«»Erinnern Sie sich an andere Einzelheiten des Gespräches? Hatte dieser Leutnant etwas mit dieser Frau zu tun? War es seine Frau?«»Nein, nein.Einer der beiden Männer erwähnte, sie hätten mit der Frau unendlich Schwein gehabt, weil niemand sich für sie interessiert – außer mit ihr zu bumsen, als sie noch lebte.«»Das kann aber eine Menge Interesse bedeuten«, sagte ich.»Und noch etwas: Schicken Sie mir bitte die ersten achttausend telegrafisch.Ich will sehen, wofür ich arbeite.«»Gut«, sagte er.»Und schicken Sie mir die Recherchenergebnisse an meine Privatadresse.Niemand weiß von der Sache, und so sollte es bleiben.«Ich nahm Krümel und sagte begeistert: »Ich kaufe dir drei Tonnen Whiskas vom Feinsten.« Sie hing mit geschlossenen Augen wie ein nasser Lappen in meinen Händen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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