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.9.August 2001, 6.00 UhrDie Sonne ist schon aufgegangen, aber die Kinder sind noch nicht wach.Emily ist wieder eingeschlafen, nachdem ich sie gefüttert habe, und ich habe noch ein paar Minuten, bevor ich duschen gehe.Ich kann es kaum erwarten, aber bringe es auch kaum über mich, sie so klein zurückzulassen.Jetzt muss ich mich zusammenreißen und den Kindern auf Wiedersehen sagen und daran denken, eine große Show daraus zu machen, wenn ich die Malsachen einpacke, die sie gekauft haben.Muss sie irgendwie mit all dem fürchterlichen Schreibkram reinquetschen.Und in all dieser Aufregung merke ich, wie ich an Kleinigkeiten hängenbleibe: Wird Dave hören, wenn Emily nachts weint, und Jonah rechtzeitig zum Bus bringen und daran denken, dass Anna sich an Apfelschale verschluckt? Alles, was schiefgehen könnte, wenn ich weg bin, gegen all das, was gutgehen könnte.So egoistisch.»Kommt darauf an, wie man egoistisch definiert«, meint Michael.Ich darf nicht darüber nachdenken, sonst schaffe ich es nicht die Einfahrt hinunter, wenn sie mir Küsse zuwerfen und See you later, alligator, in a while, crocodile singen.Kate schloss das Buch und lehnte den Kopf an den harten Motelsessel, der nach Zigaretten stank.Sie kratzte am abgenutzten Stoff des Sitzkissens, grüne und braune Fetzen in einem Gemisch von Leinen und Kunststoff.Chris’ Atem stockte leicht bei jedem Atemzug.Sie sah Elizabeth an einem Geldautomaten, wie sie Geld abhob und hoffte, dass es unbemerkt blieb, den älteren beiden Kindern sagte, sie sollten den Kinderwagen festhalten.Wie sie Scheine aus dem Geldschlitz zog und nur ein verstohlener Blick über die Schulter durch ein paar lose Haarsträhnen verriet, dass das Geld nicht für Benzin und Lebensmittel bestimmt war.Kate versuchte sich vorzustellen, wie Elizabeth im Schneidersitz auf einer Decke saß, neben einem Mann, der nicht Dave war, versuchte sich die Sonne und das Knistern vorzustellen, doch es gelang ihr nicht.Sie versuchte sich vorzustellen, wie es sich wohl anfühlte, wenn jemand einen wirklich kannte.Chris schnarchte nun heftig, und im Kinderzimmer nebenan herrschte Stille.Sie zog den Autoschlüssel unter dem T-Shirt auf dem Schreibtisch hervor, und das Foto Bin Ladens kam wieder zum Vorschein.Seine Augen folgten ihr wie ein dämonisches Gemälde.Sie schaltete die Lampe aus.An der Tür hielt sie inne, als ihr der Kartenschlüssel zum Motelzimmer und der antike Schlüssel zu Elizabeths Truhe einfielen.Das Licht vom Gang fiel ins Zimmer, aber niemand rührte sich.Sie schloss die Tür sachte hinter sich und ging zum Parkplatz, der kaum beleuchtet und von Bäumen umringt war.Auf dem dahinterliegenden Highway fuhren in regelmäßigen Abständen Autos vorbei.Kate schloss den Kofferraum und die Truhe auf, legte das schmucklose Notizbuch oben auf den Stapel und kramte nach dem vorangegangenen.Sie schlug die Bücher auf, sah die Daten aus den 80ern und 90ern und schließlich 2000 und 2001.Auf dem Einband klebte ein Foto von Elizabeth mit Jonah und Anna, alle drei lachend in der Sonne.Elizabeths Lächeln und ihre Haltung wirkten auf eine Art und Weise befreit und gelöst, wie Kate sie selten erlebt hatte.Es war ein umwerfendes Bild, bittersüß wie ein Ereignis, das einen schon nostalgisch um sein Vergehen stimmt, obwohl es gerade erst stattfindet.Kate schlug das Buch auf.Sie wollte es eigentlich mit reinnehmen, konnte aber nicht anders, als es im schummrigen Licht der Innenbeleuchtung durchzublättern, gleichermaßen neugierig und sich elend fühlend bei dem Gedanken, zu erfahren, wie es dazu kam, dass dieser Michael mit der aufrichtigsten Frau der Welt Händchen hielt – mit einer Mutter, die jeden Tag mit offenen Armen empfangen hatte, wie es Elternmagazine einem rieten, da die Kinder groß würden, bevor man sich versah.Sie hatte das Gefühl, jemand wäre in der Nähe und beobachtete sie.Sie bekam eine Gänsehaut.Schnell drehte sie sich um, konnte aber auf dem beinahe leeren Parkplatz niemanden entdecken.Nur ein schmaler Grünstreifen mit Bäumen trennte das Motel vom Highway, und der Asphalt vibrierte unter ihren Füßen, wenn ein Lastwagen vorbeirollte.Sie wandte sich wieder zum Auto und dem Notizbuch zu, doch das Gefühl von auf ihr ruhenden Augen blieb, Augen von einem Blau zwischen Kornblume und Saphir.Bitten Sie sie, vorne anzufangen.Langsam legte sie das mit dem Foto beklebte Buch zurück in die Truhe – obenauf, wo sie es jederzeit wiederfinden würde – und nahm das unterste Buch vom linken Stapel.Der Einband war mit Aufklebern verschönert, die Art, wie man sie in den Ständern mit den Grußkarten findet: Tulpen, Smileys, Kätzchen.Das Datum auf der ersten Seite war 1976, da war Elizabeth, die ein Jahr älter als Kate gewesen war, nach Kates Rechnung zwölf Jahre alt.Sie zog es heraus und hielt es kurz fest – siehst Du, ich fange hier an.Dann schlug sie es auf und begann zu lesen.12.April 1976Liebes Tagebuch,Dr.Trinker sagt, ich soll anfangen, Tagebuch zu führen, um meine Gedanken aufzuschreiben, und so tun, als würde ich Briefe an meine beste Freundin oder an mich selbst schreiben, und dass es mir dabei helfen wird, zu »verarbeiten« und »weiterzumachen«.Nur um das mal klarzustellen, ich finde, das ist eine beknackte Idee, zu schreiben, um sich besser zu fühlen.Aber als ich heute mit dem Fahrrad an dem Baguette-Laden vorbeigefahren bin, an dem ich mit Anna an ihrem Geburtstag im Februar war, habe ich keine Luft mehr bekommen und musste absteigen und den Kopf zwischen die Knie legen wie bei einem Asthmaanfall.Deswegen probier ich’s jetzt aus.Sie war so stolz darauf, acht geworden zu sein, und total aufgeregt, dass wir mit dem Fahrrad in die Stadt fuhren, ich dachte schon, sie würde platzen, als wir zur Zoohandlung gefahren sind und ich ihr gesagt habe, dass ich ihr einen Fisch als Geschenk kaufe.Sie hat darauf bestanden, dass ich auch einen für mich kaufe, damit ihrer einen Freund im Aquarium hat.Ihrer ist letzte Woche gestorben.War ja klar.Unterschreibt man auch, wenn man seinem Tagebuch einen Brief schreibt?Liebe GrüßeLizzie DroganKate hörte auf zu lesen, als sie ein Geräusch hörte, ein Rascheln in den Bäumen hinter dem Auto.Der bewaldete Streifen war wie eine Wand aus Schatten.Sie hielt den Atem an, doch alles war ruhig, dann erzitterte der Boden wieder, als sich ein Laster hinter den Bäumen näherte [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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