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.»Verdammt«, sagte Fischer verblüfft.Ulmenweg 1 war eine Villa, wie man sie aus amerikanischen Filmen kannte: weiß gekalkte Holzfassade, Säulen vor dem Eingang und mehrere Veranden.Das Grundstück – eigentlich war es eher ein Park – sah auf kunstvolle Weise verwildert aus.Fischer und Mona stiegen aus und klingelten am schmiedeeisernen Gartentor.Sie hörten einen durch die Hauswand gedämpften, melodiösen Glockenton und warteten.Es war sehr still.Nicht einmal Vögel zwitscherten.»Plessen«, sagte Mona.»Hast du den Namen schon mal gehört?«Fischer schüttelte stumm den Kopf, aber er sah aus, als sei er nicht ganz sicher.Plessen.Mona war sich plötzlich sicher, dass sie ihn kannte.Aus dem Fernsehen möglicherweise.Irgendeine Talkshow.Vielleicht auch eine Interviewsendung.Sie hob die Hand, um ein zweites Mal zu klingeln, doch im selben Moment ertönte ein Summen, und die Haustür öffnete sich.Eine Frau stand im Schatten des Säulenvorbaus und bedeutete ihnen, das Gartentor aufzustoßen.Mona und Fischer gingen langsam auf sie zu.Sie hatten beide heimlich gehofft, dass niemand zu Hause sein würde.Beide hassten das, was ihnen jetzt bevorstand.Die Frau war vielleicht Anfang vierzig und sehr schlank.Sie hatte kurze, dunkle Haare, ein kleines Gesicht mit kräftiger gerader Nase, vollen Lippen und auffallend großen blauen Augen mit getuschten Wimpern.Mona suchte unwillkürlich Halt in diesen Augen, die sie unverwandt ansahen.Es war Frau Plessen, niemand anders, kein Dienstmädchen, keine Haushälterin.Auch das Alter stimmte.Ihr Mann, hatte Fischer den Unterlagen entnommen, war wesentlich älter als sie.Mona wartete darauf, dass sie eine Frage stellte.Es war leichter, wenn das unvermeidliche Gespräch auf diese Weise begann.Die Frau tat ihr den Gefallen.»Sind Sie von der Polizei?«»Ja«, sagte Mona.»Ich habe Sie dort gar nicht gesehen.«»Wir – äh – arbeiten für eine andere Abteilung.«»Haben Sie eine Nachricht von.«»Können wir vielleicht kurz hereinkommen?«»Oh.Ach ja, natürlich.Bitte.« Die Frau ließ sie an sich vorbei und machte hinter ihnen die Tür zu.Nun standen sie zu dritt in einer dämmrigen Halle.Mona ertappte sich bei dem Wunsch, ihre Sandalen auszuziehen und sich barfuß auf den schwarzen Marmorfußboden zu stellen, der ihre heißen Füße kühlen würde.»Könnten wir ein Foto Ihres Sohnes sehen?«, fragte sie.»Ja, sicher«, sagte die Frau schnell und mit eifriger Stimme, als sei sie erleichtert über diese leicht zu erfüllende Bitte.»Wir haben keins mitgebracht, als wir ihn vermisst gemeldet haben.Wir haben’s einfach vergessen.«»Das macht nichts.Haben Sie gerade eins zur Hand? Sonst.«Die Frau entfernte sich hastig; ein paar Sekunden später hörte man nur noch das sich entfernende Klappern ihrer Absätze.»Toll«, flüsterte Fischer gereizt.»Jetzt holt sie das Foto, wir sehen, es ist der Vermisste, und dann? Zeigen wir ihr, ällabätsch.«»Nein«, sagte Mona.»Ich hab’s mir anders überlegt.Wir zeigen ihr unser Foto nicht, sondern sagen ihr, dass wir ihren Sohn möglicherweise gefunden haben, und nehmen anschließend sie und ihren Mann mit in die Stadt.Dann hat sie Zeit, sich darauf vorzubereiten.«»Toll«, fing Fischer wieder an.»Sei ruhig«, unterbrach ihn Mona.Sie wusste, diese Frau war die Mutter des Opfers.Sie wusste, in ein paar Sekunden war es zu Ende mit dem Frieden in diesem Haus, und das für lange, lange Zeit.Ihr kommt immer nur, wenn alles scheiße läuft.Wenn alles gut läuft, braucht euch kein Mensch.So oder so ähnlich hatte sich KK Patrick Bauers Exfreundin ausgedrückt, bevor sie ihn verlassen hatte.Wenn alles gut läuft, braucht euch kein Mensch.Und sie hat Recht, hatte Bauer damals in Monas Auto geschluchzt.Kein normales Mädchen braucht einen Mann wie mich.Und er hatte trotzdem weitergemacht.Wie Forster, Schmidt, Fischer, Mona – sie alle von der MK 1.Man konnte mit diesem Job nicht einfach aufhören.Er ließ einen nicht mehr los.Er beeinflusste Leben und Lieben, verfolgte einen bis in die Träume, machte zynisch und traurig und alle Illusionen von Ewigkeit zunichte.Aber ohne ihn fühlte man sich wie amputiert.»Es ist bloß ein Schnappschuss«, sagte die Frau, die plötzlich wieder neben ihnen stand, barfuß und ohne ihre High Heels, was sie noch kleiner und zierlicher wirken ließ.Vielleicht hatte sie das muntere, geschäftige Geräusch, das ihre Absätze produzierten, auf einmal gestört.Vielleicht bereitete sie sich unbewusst auf die Grabesstille vor, die dieses Haus bald umhüllen würde wie ein weiches Tuch.Vielleicht.Mona nahm das Bild in die Hand.Auf dem Kopf, in den kurz geschorenen, dichten blonden Haaren steckte lässig eine Sonnenbrille.Er lächelte schief; sein Gesichtsausdruck wirkte wie eine seltsame Mischung aus Amüsiertheit und Gereiztheit.Aber das lag vielleicht nur an dem blendend hellen Sonnenlicht, das ihn die Augen zusammenkneifen ließ: Es war Samuel Plessen, ohne jeden Zweifel.Mona reichte das Bild mit gesenktem Kopf an Fischer weiter.Sie spürte die Hand der Frau auf ihrem Arm.»Es ist möglich, dass wir Ihren Sohn gefunden haben«, sagte Mona schließlich, ohne sie anzusehen.»Ist Ihr Mann zu Hause?«»Was ist mit Sam? Bitte.Was ist mit ihm?«»Ihr Mann.Ist er hier? Können wir mit ihm reden?«Frau Plessen nahm Monas warme Hände in ihre eigenen, die eiskalt waren, und Mona brach der Schweiß aus, aber sie hob nun doch den Kopf und hielt dem Blick stand, in dem sich mühsam beherrschte Angst zeigte und eine winzige Spur Hoffnung.»Sagen Sie mir, was Sie vermuten.Bitte, ich kann das aushalten.«Ihre Hände waren eiskalt, aber Mona ließ sie nicht los.»Ihr Mann.Wo ist er jetzt? Wie kann man ihn erreichen?«61981Eine Politik, die versucht, alles zu kontrollieren, produziert mit einem scheinbar paradoxen Automatismus Nischen unzugänglicher Privatheit, und auf diese Weise eine beinahe schrankenlose individuelle Freiheit.Der Junge konnte in aller Ruhe seinen Neigungen nachgehen, weil es niemanden gab, der ein Interesse daran gehabt hätte, seine seltsamen Hobbys zu analysieren und in der Folge als bedenklich zu bezeichnen.Keine schlafenden Hunde zu wecken galt als die geheime Devise schlechthin in dieser Gesellschaft, und speziell die Mutter des Jungen war eine Meisterin in der Disziplin des Wegsehens.Sein Vater hatte sich blinde Flecken in der Wahrnehmung schon so früh antrainiert, dass er tatsächlich nichts merkte.Als der Junge neun Jahre alt war, erkrankte sein Vater und erhielt die Diagnose: unheilbar.Er starb an einer absichtlichen Überdosis Morphium, einem Mangelprodukt, an das er als Klinikarzt zumindest leichter herankam als der Rest der Republik.Der Selbstmord wurde erwartungsgemäß von seinen Kollegen gedeckt und von seiner Frau vor Verwandten und Freunden vertuscht.Aber geredet wurde dennoch [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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