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.Warum hatte ihre Mutter Fotos von der verschmierten Kirchenpforte gemacht?In diesem Augenblick hörte sie die Stimme ihres Vaters auf dem Gang.Alice schaffte es noch gerade, ihre Unschuldsmiene aufzusetzen, als die Tür aufflog.Ihr Vater nahm das Fotoalbum und stellte es in den Schrank zurück, den Tabuschrank.Dort bewahrte ihr Vater seine Erinnerungen an ihre Mutter auf.Alice hatte nie verstanden, warum er ihr verboten hatte, den Schrank zu öffnen.Natürlich hatte sie den Schrank schon oft durchsucht.Die Pflicht einer Detektivin.Die Fotoalben, das Hochzeitsbild mit Goldrahmen, ihr rotes Lieblingskleid, Tonfiguren, die ihre Mutter aus dem Urlaub mitgebracht hatte, ihre Lesebrille, eine Perlenkette und verschiedene bunte Ringe, die sie in Madrid gekauft hatte.Ihr Vater musste ihr gefolgt sein, als sie die Treppe hochgegangen war.Zu spät für Erklärungen.In flagranti delicto.In den Flammen des Verbrechens, auf frischer Tat … Halt die Klappe, Alice.»Ich wollte etwas nachschauen«, sagte sie leise und gab sich Mühe, betreten zu wirken.»An diesem Schrank hast du nichts verloren.Oder muss ich jetzt schon im eigenen Haus die Türen vor meiner eigenen Tochter verschließen?«Sie schüttelte den Kopf.»Es gibt da ein Foto von Weihnachten … Ich wollte es mir ansehen.«»Was für eine Foto?«»Mama hat es an dem Tag gemacht, als es passierte.«»Du kannst das Foto haben«, sagte ihr Vater.Die Härte war aus seiner Stimme gewichen.»Nur wenn du mir versprichst, dass du nicht mehr an den Schrank gehst.«Man kann Dinge schwören, um sich nicht daran zu halten, wenn man die Finger hinter dem Rücken kreuzt.Das war blanker Unsinn.Abergläubischer Firlefanz.Für Alice waren Versprechen, an die man sich nicht halten musste, ganz einfach taktische Versprechen.Sie dienten einem höheren Ziel.»Hast du die Fotos eingeklebt, die Mama noch am Tag ihres …«»Unfalls«, ergänzte ihr Vater.»… gemacht hatte?«»Nein, das war Großvater.«»Aber du hast den Film entwickeln lassen?«»Ich habe den Film nicht entwickeln lassen.«»Wer war es dann?«Aus dem Badezimmer drang Amalias Stimme.Sie telefonierte und ließ das Radio dabei laufen.Störgeräusche.Dasselbe machte sie, wenn sie auf dem Klo war und Blähungen hatte.»Die Fotos steckten im Briefkasten.«»Und wer hat sie da reingesteckt?«»Jemand aus dem Dorf.Warum willst du das wissen?«»Jemand wirft einfach Fotos in den Briefkasten?«»Sie waren in einem Umschlag, ohne Absender.«»Kam dir das nicht seltsam vor?«»Jetzt fängst du schon wieder an, Alice.Es gibt keinen unbekannten Mörder.Mama starb an den Folgen eines Unfalls.Sieh das doch endlich ein.«Niemand interessierte sich dafür, warum jemand Bilder von der verschmierten Kirchenpforte gemacht hatte.Noch weniger interessierte es ihren Vater, wer die Fotos in den Briefkasten gesteckt hatte.Oder er wusste es und verschwieg es.8.»Ich muss mit dir reden.«In die Gummizelle …Alice legte ihren Löffel beiseite.Nur ihr Großvater schlürfte weiter seine Suppe, als wäre er gar nicht im Raum.Vor dem Fenster sanken dicke Schneeflocken zu Boden, scheinbar ohne Widerstand.Auf dem Fensterbrett hatten sich über Nacht weiche Häufchen gebildet.»Weißt du, Mama fehlt mir genauso wie dir.Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke.«Ihr Großvater schlürfte weiter seine Suppe.»Aber wir müssen uns mit ihrem Tod abfinden«, sagte ihr Vater, »auch wenn es schwer ist.«Damit findet man keine Mörder …»Es war ein tragischer Unfall, der uns deine Mutter weggenommen hat.«»Das war kein Unfall«, platzte Alice heraus.»Ich bin Polizist, glaub mir, ich hätte alles getan, um den Schuldigen zu bestrafen, wenn es einen gegeben hätte.«»Warum sagst du das?«»Weil du glaubst, dass ein böser Mann uns deine Mama weggenommen hat.«»Behandle mich nicht wie ein Kind.«Ihr Großvater grinste über seiner Suppe.»Du bist ein Kind«, erwiderte ihr Vater.»Ich bin elf.«»Und mit elf solltest du nicht Sachen lesen, die noch nicht für dein Alter bestimmt sind.Bücher über polizeiliche Spurensicherung, eine Studie über einen Serienmörder …«»Schließlich ist mein Vater Polizist«, erwiderte Alice.»Die Töchter von meinen Kollegen spielen mit Barbiepuppen und wünschen sich einen Gameboy.Noch keiner hat mir erzählt, dass ihre Töchter Bücher über Kriminalistik lesen.«»Gut, ab morgen wünsche ich mir einen Gameboy und lese Pferdebücher wie die anderen Mädchen in meiner Klasse.Wenn dich das beruhigt.«»Ich will dir helfen …«»Du willst mich ins Irrenhaus sperren.«»Wie kommst du denn auf die Idee?«Alice verdrehte ihre Augen, so dass nur noch das Weiße zu sehen war.»Weil ich verrückt bin …«Vor ihrem geistigen Auge sah sie die Gänge der psychiatrischen Klinik in Kempten.Die Verrückten, die dort, mit Teddys ans Ohr gepresst, in den Gängen herumliefen, Irre, die sich für Cäsar oder Mao hielten, Selbstverstümmler, denen man Boxhandschuhe angezogen hatte, paranoide Mörder und Kinderschänder, selbstmordgefährdete Kinder und sie mittendrin.Alice überlegte, ob die Verrückten überhaupt wussten, dass sie verrückt waren.Wenn Cäsar nun wirklich Cäsar war? Eine Art Reinkarnation? Oder wie wollte man beweisen, dass ein Mann, der sich für Jesus hielt, nicht wirklich ein anderer auferstandener Jesus war? Und warum sperrte man nicht die Menschen ein, die fest daran glaubten, dass ein Mensch wieder von den Toten auferstanden war?Und wenn du gar nicht merkst, dass du verrückt bist? Vielleicht saß sie gerade in diesem Augenblick in einer Gummizelle und nicht am Weihnachtstisch.Es gab nur einen fast todsicheren Beweis, dass man nicht träumte oder verrückt war: den Zwicktest.Wenn man sich selbst zwickte und den Schmerz spürte, dann war man wach.Wenn man nichts spürte, dann träumte man.Wenn man sich zwickte und jemand anders schrie, dann war man verrückt.Sie nahm unauffällig ihr Ohrläppchen zwischen Daumen und Zeigefinger und kniff zu.Die Welt war in Ordnung.Der Mittagstisch glich dank ihrem Vater einem Gemälde.Nichts bewegte sich, selbst die Kerze brannte nicht nieder, und Alice hatte die erschreckende Vorstellung, ihr ganzes Leben lang elf Jahre alt zu sein.Sie hatte sich mit ihren Büchern auf ihr Bett gelegt.Draußen hatte sich eine winterliche Landschaft ausgebreitet.Weiß und regungslos.Nur das Fichtenwäldchen auf der anderen Seite der Weide und die steilen Felsen dahinter klafften aus der weißen Leinwand.Es schneite wieder.Theodor Robert Cowell, auch bekannt als Theodor Robert Bundy oder Ted Bundy.Einer der bekanntesten Serienmörder der USA.Alice vertiefte sich in das Leben Bundys und stellte sich vor, was man von Bundy sehen würde, wenn man nichts über seine Morde wüsste.Einen charmanten, redegewandten Mann, der eine gewisse Autorität ausstrahlte [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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