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.Der Tod schadete ihm nicht.Er stürzte sich in das Meer, in die brausende Brandung, in die tiefsten Wirbel; das Wasser warf ihn wieder aus.Er konnte nicht sterben.– Jedoch gab es nur hie und da Zeiten, wo er sich so unsinniger Dinge vermaß, dann nämlich, wenn der alte Stolz und Trotz wieder in seinem Herzen aufstiegen, als hätte der Herrn unbarmherzig und grausam an ihm gehandelt durch die Strafe, die er über ihn verhängt.In der übrigen Zeit aber, seit jenem Tage an, wo er die Marter erlitten von wegen des Bekenntnisses, und in der Gemeinde der Christen erwachte vor dem frommen Mann, deß Angesicht geleuchtet, wie das eines Engels, seitdem war er meistens ruhig bei all seiner Unruhe, und still bei all seinen Leiden.Denn er dachte an die schwere Schuld, die er verschuldet an dem Herrn, als er ihm verweigert, auszuruhen auf seinem schweren Gange zu seinem Tode, und er fühlte wohl, daß ihm Recht widerfahre, wenn er deßhalb nirgends Ruhe finden würde sein ganzes Leben lang.So zog denn allmählich Demuth in sein Herz ein, und mit Demuth jene Ergebung, die den vergeblichen und unrühmlichen Kampf aufgibt gegen eine höhere, gerechte Macht.Achtes Kapitel.Es waren ungefähr vierhundert Jahre nach Christi Geburt verflossen – beinahe in der ganzen damals bekannten Welt war schon das Zeichen des schmählichen Kreuzes als Triumphzeichen des Heiles aufgerichtet – da kehrte Ahasverus, der ewige Jude, wieder zurück aus fernen Welttheilen über Jerusalem gen Rom zu.Hundert Geschlechter der Menschen waren indessen dahin gegangen; viele Städte, der Stolz und die Pracht ihrer Zeit, waren verschwunden, und nur Trümmer davon waren noch sichtbar, als Zeichen ihrer ehemaligen Größe; ganze Nationen von anderer Herkunft bewohnten nun jene Länder, worin die alten Heiden hausten, und er stand allein da unter ihnen, der einzige Mensch aus einer urgrauen Zeit; aber die Zeit hatte nichts vermocht über ihn, denn er war noch in der Kraft des Mannesalters, wie damals, wo der schreckliche Fluch über ihn ergangen.Wie er nun so das Land durchwanderte und die Inseln des Mittelmeeres, und alles verändert sah, nur sich selbst nicht; und als er die Christo geweihten Tempel vorbei zog, und die Gräber der Christen, die nun ausruhten von den Mühen des Lebens, der Früchte ihres Glaubens theilhaftig; und wie er sah und hörte, daß der Name Dessen, den er von seiner Schwelle weggestoßen, von allen hochgepriesen wurde als der Heiland der Welt, da ergriff ihn eine unendliche Wehmuth, und er versank schier in Verzweiflung wegen seiner Schuld, ob sie ihm je vergeben werden könne.Und er rief aus: »Ist denn keine Sühne für mich, Herr des Lebens und des Todes? Soll ich noch länger umher wandeln, wie Kain, als ein von Gottes Fluch getroffener Sünder? Er, der erste Mörder, ist doch gestorben; und ich soll fortleben zu meiner Qual und zum Aergerniß Anderer? Ich will die Welt befreien von meiner verhaßten Gegenwart, und Gott genade mir, wenn ich mich in die Arme seiner Barmherzigkeit werfe.« So sprach er, und er stieg den Aetna hinan, der so eben aus seinem weiten und tiefen Schlunde Feuer auswarf, das wie Blitze Gottes durch das Rauchgewölke leuchtete, während der Donner furchtbar aus seiner Tiefe herauf scholl.Und er stand am Schlund, und sah hinab, und Grausen packte ihn.Aber er faßte Muth, und rief: »Wenn noch ein Himmel für mich ist, so ist er nur in der Hölle!« und stürzte sich hinab.Neuntes Kapitel.Aber der feuerspeiende Berg behielt ihn nicht, sondern warf ihn wieder aus mit seinen Flammenwirbeln.Und Ahasverus lag am Fuße des Berges, besinnungslos, am ganzen Körper voller Brandmale und röchelnd und stöhnend, wie einer, in dessen Eingeweiden der Tod wüthet.So traf ihn ein frommer Einsiedler, der am Fuße des Aetna seine Klause hatte; der trug ihn in seine Wohnung, und pflegte ihn und heilte seine Wunden, bis dem Unglücklichen mit der Genesung die Besinnung wieder kam.»O!« – rief Ahasverus, als er aus seinem langen Schlafe wieder erwachte – »warum rufest du mich wieder ins Leben zurück, in dieses mir so verhaßte Leben? Wenn mich der Berg wieder ausgeworfen hat aus seinen brennenden Eingeweiden, warum hast du meinen Körper nicht der Fäulniß überlassen, und dem Fraße wilder Thiere? So haben sich denn nicht nur alle Elemente gegen mich verschworen, sondern auch die Menschen, um mich zur Qual des Lebens aufzusparen für immer.Ach, leben! – leben müssen! – zur Strafe leben müssen! – O ihr Glücklichen, die ihr euch Sterbliche nennt, sterblich seid! Ihr wißt nicht, was das heißt: leben müssen im Bewußtsein seiner Schuld! Was euch Segen zu sein scheint, das ist mir Fluch!« – So klagte der Unglückliche.Der fromme Einsiedler sprach ihm Trost zu und redete mit ihm, als mit einem, dessen Person und Schicksale ihm genau bekannt waren.»Ahasvere,« sagte er, »war des Herrn Strafe schwer, so war deine Schuld noch schwerer; und ist aber auch deine Schuld groß, so ist des Herrn Gnade noch größer! Darum habe Geduld, und trage mit Ergebung die Bürde des Lebens, bis der Herr kommen und sie dir abnehmen wird.« Dann redete er zu ihm weiter von der Huld und Gnade des Herrn, und daß er, »der Welt Heiland, vom Himmel hernieder gestiegen sei, um alle Menschen selig zu machen, deren Sünde er auf sich genommen, und für sie gestorben am Stamme des heiligen Kreuzes
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