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.Und so geht es weiter mit den Erinnerungen, bis zur letzten Seite.Ich schaue den englischen Anwalt an.»Alles in Ordnung?«, frage ich.»Alles in Ordnung«, antwortet er.Es ist Viertel nach zwei, als ich endlich eine Nummer von einer Visitenkarte abtippe.Mit perfekt französischem Akzent antwortet die verschlafene Stimme eines Mannes mittleren Alters.»Allô?«»Jean, ich bin’s, Andrea.Wir sind fertig.Alles ist für die Unterschrift bereit.«Jean, der interne Mitarbeiter der französischen Geschäftsbank, ist innerhalb einer Viertelstunde bei uns.Seine Haare sind ungekämmt.Er trägt Slipper und die Hose des Anzugs, in dem er heute Nachmittag zur Sitzung erschienen war, aber statt des Jacketts hat er ein Sweatshirt an, auf dem sich Snoopy mit Schal und Mantel am Strand räkelt.Ich bin bereit für den Winter, steht darunter.Von den Deutschen keine Spur.Timothy wählt eine Nummer nach der anderen, ohne dass sich jemand meldet.Er schaut mich betrübt an.Ich bedeute ihm, sich zu gedulden, und gehe zu Tiziano, dem Praktikanten.»Tiziano, hör mal, wir sind fertig.Jetzt bleibt nur noch die allerletzte Hürde.Ich muss mal kurz fort, und mir ist wichtig, dass du die Stellung hältst.Sollten zufälligerweise die Deutschen kommen – sie werden nicht kommen –, aber sollten sie zufälligerweise kommen, während ich weg bin, übernimm du das.Gib Acht, dass sie alle Dokumente ordnungsgemäß unterschreiben.Mach dir aber keine Sorgen, ich komme gleich wieder.«»Wo gehst du denn hin?«, fragt er und klappt ein paar Mal die Augen auf und zu.»Nirgendwohin.Ich muss nur mal frische Luft schnappen.«»Und dann kommst du wieder?«»Dann komme ich wieder, Tiziano.« Beruhigend lege ich ihm eine Hand auf die Schulter.»Ich komme wieder.«Ich verlasse den Saal und gehe in Richtung Toilette.Dort stütze ich mich aufs Waschbecken, verharre reglos und betrachte den Mann, der mich aus dem Spiegel heraus anschaut.Ich lockere die Krawatte.Ziehe die Unterhose zurecht.Bringe Haare und Gedanken in Ordnung.Der Mann vor mir ist ein Fremder.Ich löse den obersten Hemdkragen und zupfe noch einmal an der Krawatte.Dann strecke ich den rechten Arm aus.Ein paar Sekunden lang bleibe ich still stehen, unentschlossen, den Arm vor dem Körper erhoben.Ich strecke auch den anderen Arm aus.Beide Arme ragen im rechten Winkel nach vorn.Ich bin blockiert, zögere, lege langsam die rechte Hand auf den linken Ellbogen, der immer noch erhoben ist.Einen Moment nur, dann lege ich die linke Hand auf den ebenfalls noch erhobenen rechten Ellbogen, und los geht’s: rechte Hand in den Nacken und linke Hand in den Nacken und rechte Hand an die Hüfte und linke Hand an die Hüfte und rechte Hand an den Hintern und linke Hand an den Hintern.Leichtes Wackeln der Pobacken.Eeeeeeeeee … Macarena! Mit einer Rechtsdrehung hüpfe ich hoch und verlasse die Toilette.»Tja, Giuseppe«, rufe ich lächelnd, als ich in den Sitzungssaal zurückkehre.»Es scheint, als hätten wir es geschafft.«Giuseppe lehnt am Tischchen mit dem Salzgebäck, starrt mich ein paar Sekunden lang an und richtet sich dann auf, um sich weit weg von mir hinzusetzen.Von den Deutschen immer noch keine Spur.Nach unzähligen vergeblichen Versuchen gelingt es dem englischen Anwalt endlich, einen der beiden zu erreichen.Das Gespräch scheint sich schwierig zu gestalten: Hello? Hallo? Hallo? Hören Sie mich? Wir sind fertig, es fehlen nur noch die Unterschriften … Hallo? Können Sie mich verstehen? Ja, wir sind fertig, wir warten auf Sie, wir sind fertig … Hallo? Der Engländer klappt sein Handy zu, ohne seinen Missmut zu verbergen, und erklärt lakonisch: »Loud music.«Fünfundvierzig Minuten später tauchen die Deutschen auf.Sie sind schweißgebadet und haben ihre Krawatten zusammengerollt und in die Westentasche gesteckt, außerdem sind sie nicht allein.Zwei sehr große platinblonde Mädchen in äußerst eng anliegenden Lederkleidern hängen an ihrem Arm und säuseln: »Schöne Männer, lasst uns tanzen gehen, lasst uns gehen.« Dann lachen sie lautstark und schwanken.Ohne weitere Umstände zieht der jüngere der beiden Deutschen einen enormen Elfenbeinfüllfederhalter aus dem Jackett, tritt mit einem Siebzigerjahretanzschritt an den Vertrag heran und beginnt, die Seiten zu zeichnen.Gelegentlich hört man ihn ein kurzes Motiv singen, und ich erkenne Felicità von Albano und Romina Power.Zehn Minuten später sitze ich im Taxi nach Hause, zähle die Lichter der Straßenlaternen und denke an die Beine der beiden Blondinen.Der Taxifahrer bricht das Schweigen.»Meine Frau hat mich vor zwei Jahren verlassen.Seither mache ich Nachtschicht.«»Tut mir leid«, sage ich, ohne mit dem Zählen aufzuhören.»Ach, Nachtschicht ist gar nicht so schlecht.«»Ich meine, wegen der Frau.«»Ach so.Tja.«6Vom Himmel fallen die letzten Tropfen eines furchtbaren Gewitters.Die Straßen riechen nach nassem Asphalt.Es ist Nacht.Ich laufe über verlassene Bürgersteige, verloren in meinem um einige Nummern zu großen Trenchcoat mit dem hochgeklappten Kragen, auf dem Kopf ein zerbeulter Hut.Mein Schritt ist sicher, die Finsternis ist mein Freund, die leere Straße macht mir keine Angst.Der verhangene Blick von Letizia Moratti verfolgt mich aus der Höhe eines alten Wahlplakats.Ich ziehe an der Zigarette, huste und werfe sie weg.Nicht weit von mir entfernt bewegt sich im Licht einer Laterne der Schatten eines Mannes, unsicher.Ich drücke mich an die Wand, verstecke mich in der Dunkelheit.Die Gestalt des Mannes wird deutlicher erkennbar.Ich spüre, wie meine Spannung wächst.Er kommt näher, immer näher, ist kaum mehr als einen Schritt von mir entfernt.Schwungvoll stürze ich mich auf ihn, zerre ihn in einen Hauseingang und drehe ihn gewaltsam zu mir um.Ich packe ihn am Kragen und presse ihn gegen die Wand.Aus Richtung einer Mülltonne erklingt der erstickte Schrei einer Katze und lässt mich schaudern.Ich betrachte den Mann, der vor mir kauert.Er ist zu Tode erschrocken.In den ängstlichen Augen erkenne ich den sonst so scharfen Blick des Mitarbeiters der französischen Geschäftsbank
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