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.Sie ging zum Fenster und sah hinunter.Ein Postillion spannte zwei Braune ein, die bei jeder seiner heftigen Bewegungen erschrocken den Kopf aufwarfen und zurückwichen.Es waren junge, unerfahrene Pferde und sicher nicht geeignet für so grobe Hände.Zwei Männer halfen dem Kutscher beim Beladen.Den braunen Reisekoffer, den der eine von ihnen geschultert hatte, erkannte sie als den von Michelon.Kurz darauf erschien Henry Michelon selbst.Er begutachtete die Körbe, Taschen und Koffer, es schien, als würde er etwas suchen.Nach einem Wortwechsel mit dem Kutscher sah er sich plötzlich um und suchend an der Fassade des Hauses hinauf.Mélanie wich sofort zurück, war aber nicht schnell genug.Er hatte sie entdeckt und schien verblüfft – offensichtlich hatte er nicht mit der Möglichkeit gerechnet, daß sie nicht Weiterreisen würde.Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis die Kutsche abfuhr.So lange hielt sich Mélanie am Fenster auf.Sie wollte ganz sicher sein, daß Henry Michelon die Stadt verließ.Erst als sie ihn einsteigen und abfahren sah, atmete sie auf.Nachdem sie sich frisch gemacht und etwas zu sich genommen hatte, sah sie sich Trier an.Kaum zu glauben, daß diese kleine Stadt im römischen Reich einmal von so großer Bedeutung gewesen sein sollte.Am Hauptmarkt herrschte reges Treiben.Da waren große Fuhrwerke mit Fässern beladen, in denen Wein oder Bier, gepökeltes Fleisch, Fisch aus den umliegenden Flüssen oder eingelegtes Kraut transportiert wurden.Da waren Holzfuhrwerke, bepackt mit Schindeln oder anderen Baumaterialien oder Karren voller Hausrat, der auf dem Markt verkauft werden sollte.Und in der Mitte des Platzes stand ein Fuhrwerk, beinahe haushoch beladen mit Heu für die Pferde und Ochsen, die all diese Kutschen und Karren zogen und gefüttert werden mußten.An der Westseite des Marktes befanden sich die Steipe und das Rote Haus.Mélanie betrachtete die beiden Gebäude und sah dann hinauf zum riesigen schmucklosen Turm der Gangolfskirche, von dem die Feuerwächter weit über die Stadt blicken konnten, um im Fall eines Brandes Alarm zu schlagen.Doch jetzt war es ruhig dort oben, nur einige Tauben hockten auf dem Sims und gurrten sich an.Ein paar Schritte die Straße hinauf kam sie am Dreikönigen-Haus vorbei, einer Art Turmhaus: ein festlich-wehrhafter Bau, weiß getüncht, die Einfassungen der Bogenfenster in Ochsenblutrot und in Ockergelb bemalt.Es war ein seltsames und schönes Haus, das Mélanie als Ganzes und in Details in ihr Tagebuch zeichnete.Noch ein paar Schritte weiter im Norden stand das bekannte Stadttor, dunkel und mächtig, fast angsterregend klobig.Ein Relikt aus der Zeit der Römer, wie sie nachgelesen hatte.Später hatte man es zu einer Klosterkirche umgebaut – nein, eigentlich waren es zwei übereinanderliegende Kirchen gewesen.Davon sah man allerdings nun nichts mehr, denn auf Befehl Kaiser Napoleons war das Tor vor einigen Jahren von allen nichtrömischen Verunstaltungen befreit worden.Mélanie spazierte am Dom vorbei zur römischen Basilika, in deren Ostwand ein großes Loch klaffte, und kehrte dann in einem Gasthaus ein, wo sie ein warmes Mittagessen zu sich nahm.In der Poststation würde sie jedenfalls nicht mehr essen und dieses schreckliche Zimmer so lange meiden wie nur irgend möglich.Später mietete sie sich ein Pferd und ritt über die Brücke auf die andere Seite der Mosel und dort den Hang hinauf.Von hier oben hatte sie eine wunderbare Aussicht über die Stadt und das Hinterland.Sie nahm ihr Reisetagebuch, fertigte einige Skizzen an und schrieb ihre Eindrücke hinein.Dann legte sie sich zurück und genoß die letzten Stunden des warmen Herbstnachmittages.Der ÜberfallDer Wald lichtete sich.Nur noch vereinzelt standen buntbelaubte Buchen neben verkrüppelten Fichten oder hochgewachsenen Tannen.Zuvor hatte es nach feuchtem Moos, Pilzen und verrottetem Holz gerochen, doch plötzlich trug ihnen der Wind einen Duft von aufgeworfener Erde und faulenden Holzäpfeln entgegen.Kein unangenehmer Geruch.Schwer und süßlich, ein Herbstgeruch, der Mélanie etwas melancholisch werden ließ.Sie lehnte sich in der Kutsche zurück.Daß sie endlich die Anhöhen des Thüringer Waldes hinter sich gelassen hatten, ließ sie erleichtert aufseufzen.Zwei Wochen war sie nun schon unterwegs, und die Reise war mehr als beschwerlich gewesen.Kälte, Regen, dazu die unnötig langen Aufenthalte an den Poststationen, damit man gezwungen war, Geld auszugeben.Schlechtes Essen, schmutzige Zimmer, und immer wieder hatte man das Postgut nicht nur im hinteren Teil des Wagens, sondern bis unter die Sitze gestapelt, von wo aus es den Passagieren zwischen die Füße rutschte.Sie hatten zwei Radbrüche gehabt und wären beinahe in einen Überfall geraten, der nur vereitelt werden konnte, weil ihnen zufällig eine Gruppe von Reitern entgegenkam.Einem der Mitreisenden wurde an einer der Poststationen eine Tasche gestohlen, und mehrmals hatten sie und die anderen Passagiere aussteigen und die Kutsche aus dem Morast schieben müssen.Nur in Frankfurt war alles zu Mélanies Zufriedenheit gewesen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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