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.»Na, die Entscheidung überlassen wir mal schön dem Herrn Doktor«, lachte die Schwester und zwinkerte ihm zu.»Wenn ich die Tabletts holen komme, haben Sie das schön unterschrieben, ja? Und jetzt einen Guten!«Als die Schwester das Zimmer verlassen hatte, raffte er sich auf, setzte sich widerwillig auf den Stuhl, den er vorhin so fluchtartig verlassen hatte.Das blassblaue Tablett bot das gleiche Trauerspiel wie in den vergangenen Tagen.Sie behandelten einen nicht nur, als sei man minderwertig, sie fütterten einen auch dementsprechend.Kein Wunder, dass sein Auge so langsam heilte.Er blickte vorsichtig auf und sah, wie seine Nachbarin fein säuberlich Butter auf dem Graubrot verteilte, anschließend mit Messer und Gabel nach der schwitzenden Scheibe Käse griff und diese akkurat platzierte.Musste er sein Brot jetzt auch mit Messer und Gabel essen? Er starrte wieder auf sein Tablett und griff mit den Fingern nach dem wenigen, das er dort finden konnte.Während er vor sich hin kaute, spürte er, dass sie ihn anstarrte.Er sah auf.War das eine Träne, die sich von ihrem Auge einen Weg über die faltige Wange suchte? Sie schwieg.Er senkte seinen Blick wieder und griff nach einem der beiden altersschwachen Radieschen, das nicht einmal mehr zwischen seinen Zähnen knackte.»Schweine sind das.«»Entschuldigung?«»Schweine, Dreckskerle, Quacksalber, Kurpfuscher! Seit einer Woche dieser Ekelfraß, als könnte ich nicht auch zu Hause auf dem Sofa liegen und mir eine Pizza bestellen!«»Was soll ich denn tun?«, flüsterte sie verzweifelt.»Unterschreiben und beten.«»Meinen Sie wirklich?«Was sollte er dazu sagen? Was ging es ihn an, was mit irgendeiner Halbtoten passierte? Er wollte hier einfach raus.»Quatsch!«, sagte er.»Aber was soll ich denn dann tun?«Sie sahen sich gegenseitig ins Auge, sie verzweifelt, er langsam eher frustriert als wütend.Er zögerte nur kurz, griff dann nach dem Zettel, legte ihn in die Tischmitte, stieß seine Tasse um.Zum Glück war der Kakao nicht so wässrig, dass er überhaupt keine Spuren hinterließ.»Das tut mir aber leid«, sagte er und fragte sich, was er da gerade getan hatte.»Ich werde zusehen, dass die Schwester Ihnen morgen früh einen neuen Zettel bringt.«An der Bewegung ihrer Stirnfalten konnte er ablesen, dass sie beide Augenbrauen hob, auch wenn aufgrund des großen weißen Pflasters nur die eine zu sehen war.»Vielleicht kommt uns ja heute Nacht eine Idee«, flüsterte sie fast, und er hatte das unangenehme Gefühl, dass er aus dieser Geschichte so leicht nicht wieder herauskommen würde.Der Schwester war anzumerken, dass sie eine Verschwörung witterte, als er sich später für sein Missgeschick entschuldigte.Er gab sich jedoch alle Mühe, ihren Verdacht zu zerstreuen, forderte sogar, für die Nacht in ein Einzelzimmer verlegt zu werden.Er erinnerte sich noch gut genug an seinen nachmittäglichen Ärger, um die Rolle des erbosten Patienten glaubhaft spielen zu können.Am Ende war er so überzeugend, dass die Schwester sich noch einmal entschuldigte und nur ihm eine gute Nacht wünschte.»Nehmen Sie auch ein Gläschen Klosterfrau?«, hörte er die Alte fragen, kaum dass die Tür ins Schloss gefallen war.Da saß sie und lächelte, während er sich erst einmal wieder zurechtfinden musste.Er hatte sich so in seinen Ärger hineingesteigert, dass er ganz vergessen hatte, dass sich die Situation ganz grundlegend verändert hatte.Er war einen Pakt eingegangen, und jetzt forderte man seinen Beitrag.Nur, was hatte er davon? Resigniert zuckte er mit den Schultern und nickte.Sie ging ins Badezimmer, kehrte mit den beiden Zahnputzbechern zurück an den Tisch und schenkte ihnen zwei Fingerbreit Melissengeist ein, den sie aus ihrem Koffer geholt hatte.»Prost, und vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte sie ernsthaft.»Prost! Würde es Ihnen übrigens etwas ausmachen, mich zu duzen? Ich bin der Sascha.«»Prost, Sascha.«»Prost, Frau Ella«, sagte er, unfähig, sich an ihren Nachnamen zu erinnern.»Frau Ella.So hat mich in den letzten siebenundachtzig Jahren noch niemand genannt.«Vielleicht lag es an dem Melissengeist, vielleicht hatte er auch einfach nicht mehr die Kraft, sich über sein Schicksal zu ärgern, vielleicht war er auch bloß froh, seit einer Woche endlich wieder einen Abend in Gesellschaft zu verbringen.Jedenfalls merkte er plötzlich, dass er grinsen musste.»Irgendwann ist immer das erste Mal«, sagte er, griff nach der Flasche und gönnte sich noch zwei Fingerbreit von der Klosterfrau, die viel besser schmeckte, als er zu hoffen gewagt hätte.Der Klosterfrau war es wohl auch zu verdanken, dass er in der Nacht nichts gegen Frau Ellas Schnarchen unternehmen musste.Als Sascha langsam aufwachte und versuchte, sich in dieser Krankenhauswelt zurechtzufinden, an die er sich nicht gewöhnen konnte, musste er fast lachen über das, was wenige Meter neben ihm vor sich ging.Er war fasziniert, wie ein derart kleiner und magerer Körper solche Geräusche hervorbringen konnte.Wie ein Säugling, nur dass sie schlief, während sie lärmte.Seltsamerweise störte ihn das Schnarchen jetzt nicht mehr.Vielleicht ging es ihm wie jungen Eltern, wenn das Schreien des eigenen Kindes in den Ohren klingt wie sanfte Musik.Er war verwirrt und glücklich.Selbst der Himmel über den noch dunklen Bäumen im Park des Krankenhauses strahlte sanft und friedlich in versöhnlichem Rosa.Was er empfand, war das Gegenteil von einem Kater, ein Klosterfrau-Kätzchen, das sanft um seine Schläfen strich.Seit einer Woche wachte er Morgen für Morgen in diesem Zimmer auf, aber erst heute empfand er eine Art Gleichmut gegenüber seinem Schicksal, wenn nicht gar ein bisschen Freude.War er vielleicht noch besoffen? Er wusste ja nicht, wie dieses Gebräu wirkte, welche geheimen Kräfte die heiligen Damen dem Trank einhauchten, wenn sie im Kellergewölbe ihres Klosters um einen großen Bottich tanzten, in dem die heiligen Kräuter vor sich hin köchelten.Jedenfalls ging es ihm gut.So gut wie seit langem nicht mehr.So gut, dass er sich nicht vorstellen konnte, diesen Tag ohne einen Kaffee zu beginnen.Vorsichtig, um Frau Ella nicht zu wecken, die den Raum unbeeindruckt weiter mit ihrer genauso eigenwilligen wie gleichmäßigen Musik beschallte, stand er auf.Dann schlüpfte er in seine Hausschuhe, die er schön parallel und mit der Spitze an der imaginären Verlängerung der Bettkante platziert hatte, nahm seine Sportjacke aus dem Schrank und machte sich auf in Richtung Tür, hinaus in den noch stillen Flur und in die Cafeteria.Auch von seinem Tisch an der Fensterfront aus war der Blick auf den morgendlichen Himmel beeindruckend, auf eine sehr natürliche Art und Weise kitschig.Ein schmaler Streifen strahlend hellen Blaus schloss an die noch dunklen Kronen der Bäume an.Gleich darüber lagen, wie der Saum eines Prinzessinnenkleides, fein gemustert rosarote Wölkchen.Immer dunkler werdend, zog sich das zarte Kleidchen über den Himmel.Was für ein Anblick! In Gesellschaft eines Aluminiumkännchens Filterkaffee genoss er die Aussicht, spürte aber jetzt schon, wie ihn der Melissengeist langsam, aber sicher verließ.So langsam, dass er den Anblick des Himmels genoss und sich zugleich für seine Begeisterung schämte.Erst jetzt sah er auch die schwarzen Vögel auf der Scheibe, die ihm mit jedem Schluck Kaffee bedrohlicher erschienen.Er musste hier dringend raus.Er hielt den Himmel für ein Prinzessinnenkleid und fürchtete sich vor aufgeklebten Vögeln.Und das war bei weitem nicht das Schlimmste.Er war sich nicht einmal mehr zu schade dafür, mit einer Oma Klosterfrau zu saufen! Immerhin hatte er ihr nichts von sich erzählt, nicht angefangen, ihr sein Leid zu klagen, sich an ihrem welken Busen auszuheulen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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