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.Niemand vermag zu sagen, ob ihm mehr Glück als mir beschieden gewesen wäre: Tatsache jedoch ist, daß ich, als es darauf ankam, vom Glück verlassen war.Einstweilen jedoch war die Katastrophe noch ein unbekanntes Stück Zukunft.Um 09.37 Uhr Metropoliszeit trat die Ares I in die Umlaufbahn um die Erde ein, und ich rief, bevor ich das Schiff zum Landeanflug freigab, Alle Stationen.»Hier spricht der Commander.Unser Testflug nähert sich seinem Ende.Etwa in einer Viertelstunde werden wir in Metropolis landen.«Während ich sprach, war ich mit meinen Gedanken bereits daheim.Ruth O‘Hara würde sich den Tag freigenommen haben.Wahrscheinlich wartete sie schon.In dieser Ehe, in der sie ihren Mann mit den Sternen teilen mußte, war jede Stunde des Beisammenseins wichtig, kostbar und unersetzlich.Ich bewunderte ihre Tapferkeit und ihre Geduld.Auf einmal hatte ich es eilig.»Ich bitte um die Mängeldurchsage!«Die Stationen meldeten sich in der gewohnten Reihenfolge.»NC an Brücke.« Lieutenant Stroganow sprach aus dem Navigations-Center.»Keine Mängel.«»Danke, NC.«Das Technische Überwachungs-Center schaltete sich ein.William Xuma sagte: »TÜ an Brücke.Keine Mängel.«»Danke, TÜ.«»RC an Brücke.« Lieutenant Simopulos, der Radar-Controller, ließ sich vernehmen.»Keine Mängel.«»Danke, RC.«»FK an Brücke.« Antoine Mercier, dem die Funkkabine unterstand, hatte nun, da wir uns der Erde näherten, wieder einmal seinen französischen Zungenschlag.»Keine Mängel.«»Danke, FK.«»Kombüse an Brücke.« Per Dahlsens gewaltiger Baß klirrte im Lautsprecher.»Keine Mängel.«»Danke, Kombüse.«Im Bordbuch machte ich den entsprechenden Vermerk, daß der Mängelcheck ordnungsgemäß durchgeführt worden war, und wandte mich an Captain Romen: »Sobald die Freigabe von VEGA-Tower vorliegt, setzen Sie auf.Freier Anflug, freies Manöver!«Captain Romen bestätigte mit verkniffenem Mund.Ich spürte, daß er mir grollte – und eben dies brachte mich noch mehr gegen ihn auf als sein ungehöriges Ansinnen.Nicht ich mußte in dieser Angelegenheit einlenken, sondern er.Und indem ich mich, ohne den Dingen auf den Grund zu gehen, verleiten ließ, seine menschlichen Qualitäten anzuzweifeln, stellte ich zugleich unverzeihlicherweise auch seine Qualifikation als zuverlässiger, unbeirrbarer und unbestechlicher Pilot in Frage.Die Katastrophe bahnte sich an.Das Schiff hatte sich der uns zugewiesenen Rampe auf dem VEGA-Gelände bis auf hundert Meter genähert und stand nun senkrecht und kerzengerade in der Luft – das übliche Manöver, um mit dem Heck voraus aufzusetzen –, als sich plötzlich im Lautsprecher Lieutenant Xumas entsetzter Aufschrei vernehmen ließ: »TÜ an Brücke! Sir, die Steuerdüsen spielen verrückt.Es scheint da irgendwo einen Kurzschluß zu geben oder einen Wackelkontakt!«Ich drückte die Taste und bestätigte.»Roger, TÜ.«Im Anschluß daran wandte ich mich an Captain Romen.»Ich übernehme!«Er wandte mir flüchtig sein schweißnasses Gesicht zu.»Sir«, sagte er gepreßt, »Sir, ich glaube, ich kann es schaffen!«Mag sein, daß er es wirklich geschafft hätte, das Schiff unbeschadet aufzusetzen, doch ich gab ihm keine Gelegenheit dazu, dies unter Beweis zu stellen.Ich riß die Entscheidung über Wohl und Wehe an mich.Dies zu tun war mein verbrieftes Recht: ich war der Commander, beladen mit der ganzen, schweren Last der Verantwortung.»Ich übernehme!« wiederholte ich – und damit war die Entscheidung gefallen.Zehn, zwölf Atemzüge lang kämpfte ich verbissen darum, dem ausbrechenden, tollgewordenen Schiff meinen Willen aufzuzwingen – doch alles, was ich damit erreichte, war, daß es sich plötzlich auf die Seite legte, in einem flachen Winkel auf die Rampe hinabstieß, einen Hangar durchbohrte, mehrere fahrbare Gerüste zertrümmerte, einen tiefen Graben in den Strand furchte und schließlich ins Meer stürzte.Irgendwann verlor ich dabei das Bewußtsein.Es handelte sich um einen völlig normalen Unfall, wie ihn als Risiko jeder Testflug beinhaltet.Kapitel 04Im Hospital kam ich zu mir.Es war wie ein Aufwachen aus tiefem, traumlosem Schlaf.Ich schlug die Augen auf, weil eine Berührung an meiner Stirn mich weckte, erkannte das über mich gebeugte, mir nicht unvertraute Gesicht des Chirurgen Doktor Perry, dem die Unfallstation des VEGA-Hospitals unterstand, und wußte sofort, was geschehen war.Alles, was mir am vollständigen Bild des Unfalls fehlte, waren die letzten Sekunden.Auch war ich mir nicht darüber im klaren, ob seit diesem Unfall Minuten, Stunden oder Tage vergangen waren.Doktor Perry sah, daß ich bei Bewußtsein war, und lächelte mir aufmunternd zu, während er fortfuhr, sich an meiner Kopfhaut zu schaffen zu machen.»Ihr Glück, Commander, möchte man sich wünschen.«Ich spürte einen leichten Einstich am Oberarm und danach ein Gefühl wohliger Benommenheit.Eine Schwester hatte mir eine Injektion gemacht.»Keine tröstlichen Phrasen, Doktor!« bat ich.»Wie schwer hat es mich erwischt?«»Als Mensch und Freund«, meinte Doktor Perry, wobei er nach meinem Puls griff, »müßte ich Ihnen jetzt antworten: Sie haben mehr Glück als Verstand gehabt.Der medizinische Befund ist lakonischer: eine mittelschwere Gehirnerschütterung, ein Riß in der Kopfhaut, den ich soeben vernäht habe.Das ist alles.«Ich fühlte das ruhige, gleichmäßige Schlagen meines Herzens und wagte nicht daran zu glauben, daß ich so glimpflich davongekommen war.Hinter mir lag ein übler Unfall – und trotz allem war ich am Leben und nicht einmal schwer verletzt.»Das Schiff?« fragte ich.Doktor Perry murmelte, an die Schwester gewandt, einige Worte auf lateinisch und wandte sich mir wieder zu.»Das Schiff«, antwortete er, »ist längst geborgen.Vielleicht wird es Ihr Selbstbewußtsein etwas stärken, wenn ich Ihnen etwas verrate, was eigentlich nicht in meine Kompetenz fällt: Alle zuständigen Stellen der VEGA sind des Lobes voll über ihre bravouröse Notlandung.Als man im Tower merkte, was bei Ihnen los war, hat man mit dem Schlimmsten gerechnet – mit dem Totalverlust von Schiff und Mannschaft.«Selten hat es für mich eine bessere Medizin gegeben als diese Worte.»Kein Totalverlust?« fragte ich – nur um mir noch einmal bestätigen zu lassen, daß alles in Ordnung war.»Das Schiff«, sagte Doktor Perry geduldig, »ist längst auf der Werft.Man ist dabei, es auseinanderzureißen.« Doktor Perry stand auf, wie um mich allein zu lassen.Ich griff nach seiner Hand.»Und die Crew, Doktor?« fragte ich.»Sind alle so gut davongekommen wie ich?«Doktor Perry zögerte und schluckte.In seinen Augen ging etwas vor, was mich mit plötzlicher Furcht erfüllte.Auf einmal begann ich zu ahnen, daß er mir noch nicht alles gesagt hatte.Die schlimme Nachricht lauerte irgendwo im Hintergrund.»Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Commander!« wich Doktor Perry aus.»Die Crew hat im großen und ganzen unwahrscheinliches Glück gehabt.Überhaupt wurden bei dem Unfall nur zwei Leute verletzt: Sie und der Zweite Ingenieur.«Wieder wollte er mich allein lassen, und wieder hielt ich ihn unerbittlich fest.»Doktor«, bat ich, »sagen Sie mir endlich, was los ist! Wie steht es um Caldwell?«Doktor Perry schüttelte ganz langsam den Kopf, und seine Augen blickten betrübt.»Ich mußte operieren«, antwortete er dumpf.»Es hat ihm nichts mehr genutzt.Ich habe ihn nicht durchbekommen.« Doktor Perry legte mir eine Hand auf die Stirn.»Sie fiebern, Commander.Sie sollten schlafen.Niemand macht Ihnen einen Vorwurf.«Auf einmal fühlte ich mich zu Tode erschöpft.Vom Gipfel meiner Hoffnung war ich hinabgestürzt in den Abgrund der Verzweiflung.Ich hatte keine Kraft mehr zu kämpfen; ich wollte nur noch daliegen und sterben
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