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.»Mir gruselt ein wenig davor, deine Kindheitsfeinde kennenzulernen.«»Der Mistkerl hat sich vermutlich absichtlich gefangen nehmen lassen, nur um an mich heranzukommen.«»Und würdest du mir auch verraten, warum?«»Vielleicht irgendwann mal.Aber jetzt konzentrieren wir uns besser mal auf deine eigene Plage von einem Kerl.«Carrow seufzte und wurde wieder ernst.»Möglicherweise werde ich nicht wieder zurückkommen.«Anstatt ihr das Gegenteil zu versichern, sagte Lanthe: »Höchstwahrscheinlich nicht …«Einöde, OblivionJahr 601 der trothianischen RestaurationBald werden sie kommen und mich töten, dachte Malkom, während er eine seiner Fallen aufstellte.Nachdem er die Vorrichtung sorgsam verborgen hatte, kletterte er zu einem windumtosten Aussichtspunkt auf seinem Berg und blickte über den Knochenwald und die ausgedehnte Wüste dahinter, die er niemals wieder durchqueren konnte.Daran hinderte ihn seine Vampirnatur.Weit entfernt, in der Stadt Ash, loderten gewaltige Scheiterhaufen.Die dortigen Einwohner opferten wieder einmal ihren dunklen Göttern, damit diese Malkom vernichteten.Er galt als abartiger Mörder, als Justizflüchtling, als abscheuliches Ungeheuer.Und das entsprach der Wahrheit.Nichts würde ihnen besser gefallen, als Malkom selbst auf einem Scheiterhaufen zu opfern.Jetzt mehr denn je, da sie dringend Wasser benötigten.Und er kontrollierte jeden einzelnen Tropfen.Bald würden sie kommen.Ihre Vorräte waren nahezu erschöpft.Sie würden gar keine andere Wahl haben, als die Wüste zu durchqueren, die sie vor Malkom beschützt hatte.Auch wenn er in der Lage war, im Zwielicht des Tages über seinen von Staubwolken umwirbelten Berg zu wandern, gab es in der Wüste und der Stadt weder Wind noch Schatten.Und es war ihm nicht möglich, diese gewaltige Entfernung in einer einzigen Nacht zweimal zu bewältigen.Das einzige Mal, dass ihm dieses Kunststück gelungen war – als er vor über dreihundert Jahren vor einem Mob von Trothianern flüchtete –, hatte es ihn beinahe das Leben gekostet.Alle weiteren Versuche im Verlauf der folgenden Jahrhunderte waren fehlgeschlagen.Jedes Mal war er schon nach der Hälfte der Reise so geschwächt gewesen, dass er nicht mehr weiterkonnte, geschweige denn es mit seinen mächtigen Feinden aufnehmen.Also hatte er den Stadtbewohnern den Wasserhahn zugedreht, um sie zu sich zu locken.Er wusste, dass Ronath der Waffenmeister sie anführen würde – der Dämon, der die Herrschaft übernommen hatte, nachdem die führerlosen Vampire von dieser Ebene geflohen waren.Der Verräter, der jetzt in der opulenten Festung des Vizekönigs residierte.Ich habe alle Hindernisse für ihn aus dem Weg geräumt.Kallen und schließlich auch der Vizekönig erlagen durch meine Hand.Malkom hatte die Vampire verachtet, aber zumindest handelten sie ihrer Natur entsprechend.Und der Waffenmeister und seine Männer? Malkom erinnerte sich an ihre heuchlerische Begrüßung, kurz bevor sie angegriffen hatten, kurz bevor sie ihren Prinzen zum Tode verurteilt hatten.Kallen, mein einziger Freund.Bei der Erinnerung an seinen Tod überrollte eine Woge bitterer Trauer Malkom.So frisch wie an dem Tag, an dem ich ihn umbrachte.Als der Wind zunahm und die Abenddämmerung ankündigte, stieß Malkom einen leisen Fluch aus.In der Dunkelheit würden sie jedenfalls nicht kommen.Jetzt erstreckte sich eine lange, einsame Nacht vor ihm, von denen er schon unzählige erduldet hatte.Er wandte sich ab und machte sich zu seinem Schlupfwinkel tief in den Minen auf, wo er warten und allein und schweigend an die feuchten Wände starren würde.Die Zeit verging langsam in den Tiefen des Berges, und die Isolation lastete schwer auf ihm.Malkom tröstete sich mit dem Wissen, dass seine elende Existenz auf die eine oder andere Weise schon bald enden würde.4»Du kannst nicht mitkommen, Süße«, sagte Carrow zu der erbosten Siebenjährigen vor ihr.»Oblivion ist kein Ort für Kinder.«Irgendwann zwischen gestern Abend und heute Morgen hatte Ruby beschlossen, auf gar keinen Fall von Carrow getrennt werden zu wollen.Carrow hatte die ganze Nacht hindurch wach gelegen, um für sie da zu sein, falls sie aus dem Schlaf schreckte und ihre Mutter vermisste.Carrow war zwar erschöpft und wusste, dass sie all ihre Kräfte für ihre Mission brauchen würde, doch die Tatsache, dass sie Rubys Bedürfnisse über ihre eigenen gestellt hatte, wühlte sie auf.Dennoch war sie noch nicht bereit, diesen Gefühlen genauer auf den Grund zu gehen.Einmal hatte das Mädchen im Traum »Mami?« gemurmelt.»Ist schon gut, Baby«, hatte Carrow mit Tränen in den Augen gewispert.»Schlaf ruhig weiter.«Doch seit Ruby an diesem Morgen aufgewacht war, folgte ein Wutausbruch auf den anderen.Zumindest war sie nicht wieder in Ohnmacht gefallen.»Warum musst du denn schon heute Morgen gehen?«, fragte Ruby trotzig.»Je eher ich losgehe, umso eher bin ich auch wieder da.Und Dr.Dixon wird auf dich aufpassen, bis Lanthe wieder da ist, okay?«Ruby verschränkte die kleinen Arme vor der Brust und reckte das Kinn hervor.»Du wirst mich nicht hierlassen.Oder ich verhexe dich, damit du nach Scheiße stinkst.Für immer.«Carrow hob die Brauen.»Pass auf, was du sagst, Ruby.« Ich glaube, den Ausdruck »nach Scheiße stinken« hat sie von mir.»Und du kannst hier sowieso nicht hexen.Weißt du nicht mehr, was ich dir über dieses Halsband gesagt habe?«»Du musst strenger mit dem Kind sein«, ertönte Lanthes leise Stimme hinter Carrow.»Ach, komm schon«, murmelte Carrow über die Schulter hinweg.»Denk doch daran, was sie alles durchgemacht hat.« Zudem hatte Carrow keine Möglichkeit, sie zu trösten, nicht ein einziges Ass im Ärmel.Wenn Ruby früher einmal geweint hatte, hatte Carrow immer alles mit strategisch eingesetzten Geschenken lösen können.Ein Ausflug nach Disney World mit allen Schikanen für sie und ihre Freunde, ein Äffchen, ein Roboter, eine Halfpipe zum Skateboarden.Nichts leichter als das.Lanthe schnaubte verächtlich.»Als ich meine Eltern verlor, war ich nicht viel älter als sie.«Komisch, ich auch nicht, dachte Carrow.Aber sie verdrängte diese Erinnerungen rasch wieder.Sie konnte sich den Luxus, in der Vergangenheit zu schwelgen, einfach nicht leisten.Als sie auf Ruby hinabsah, traf Carrow noch einmal mit aller Gewalt die Tatsache, dass sie jetzt Verantwortung trug.Jemand verließ sich einzig und allein auf sie.»Du wirst doch brav sein bei Miss Lanthe, oder?«»Miss Lanthe?«, wiederholte die Zauberin.Ihre blauen Augen funkelten gefährlich.»Warum kaufst du mir nicht gleich einen Minivan, stopfst mich in Mami-Jeans und schießt mir in den Kopf?«Carrow zuckte mit den Schultern.»Ich werde mich bei dir revanchieren, sobald wir alle hier raus sind, okay?«Die Zauberin spielte mit einem ihrer dunklen Zöpfe.»Melanthes Babysitterservice steht dir für läppische hunderttausend pro Stunde zur Verfügung.«»Schreib’s mit auf die Rechung.«Im Korridor ertönten Schritte.Sie kommen, um mich zu holen.Ruby hörte sie ebenfalls und warf sich von der Koje auf Carrows Schoß.Carrow fing sie auf und zog sie fest an sich.Ruby klammerte sich mit ihren kleinen Armen an sie.Das Gesicht, das sie an Carrows Hals presste, war tränenüberströmt.Carrow starrte an die Decke und tat ihr Bestes, um nicht selbst laut loszuheulen.»Versprich mir, dass du zurückkommst«, flüsterte Ruby.Ihre Worte klangen undeutlich, beinahe babyhaft.Carrow wusste null Komma gar nichts über Kinderziehung, aber dieser Rückschritt konnte in Anbetracht der Umstände nichts Gutes bedeuten.Behutsam schob Carrow Ruby von sich, um ihr in die Augen sehen zu können.»Ich schwöre beim Mythos, dass ich zurückkommen und dich holen werde.Du glaubst mir doch, oder?«Ein leichtes Nicken.Fegley, Dr.Dixon und ein ganze Armada an Wachen erreichten die Zelle und öffneten die Glastür.Als die Frau nach Ruby griff, zog Carrow sie noch näher an sich heran
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