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.Aber ihre Augen erzählten eine andere Geschichte.Sie fürchteten sich.Sie standen keine zwei Meter von dem Rücken des Priesters entfernt und machten doch keine Anstalten, ihn zu berühren.»Pater, bitte.«Dani ging noch ein Stück näher, um den Streifenwagen herum; ihre Beine bewegten sich wie von selbst.Sie schaute die Polizisten an.Tut etwas, wollte sie sagen, aber sie schwieg, aus Angst, der Klang ihrer Stimme könnte die letzte schwache Verbindung zur Wirklichkeit kappen, die das Einzige zu sein schienen, was den alten Priester noch auf der Brücke hielt.Denn das, was hier gleich geschehen würde, war doch nicht wirklich wahr, oder? Es konnte einfach nicht wahr sein.Wenn sie nur stumm blieb, durch nichts an dem fragilen Gleichgewicht rührte, kam vielleicht alles wieder ins Lot.Tut etwas, um Himmels willen.Dani blieb stehen.Der Priester riss den Blick vom Flussbett los.Zum ersten Mal an diesem Tag verschwand die Sonne hinter einer Wolke, einer Phantomwolke, die aus dem Nichts daherkam, und die Erde verfinsterte sich, und Dani schaute rasch zu den Hügeln hinüber und sah, dass der Himmel leer war, und sie schaute zurück und sah auf dem Asphalt neben den gewichsten Stiefeln des baumlangen Polizisten etwas, das sie bis nach Carolina und über Carolina hinaus verfolgen würde: den Hut und die Drahtbügelbrille des alten Priesters, säuberlich Seite an Seite abgelegt.Noch Jahre später, lange nach dem Ende der Welt und ihrer Neuerschaffung, träumte Dani manchmal davon, wie sie den Arm nach dem Priester ausstreckte, und glaubte beim Aufwachen die gestärkte schwarze Baumwolle seines Hemdsärmels zwischen den Fingern zu spüren.Dani sah in die Höhe, dahin, wo auch der Priester hinsah.Sie entdeckte nichts außer Blau.Als sie den Blick wieder senkte, war der Priester weg.Für einen langen, langen Augenblick blieb alles so stehen.Und dann kam die Sonne hinter der Phantomwolke hervor, und die Erde wurde hell, und in die Dinge kam wieder Bewegung, nur verlangsamt jetzt.Goldener OktoberHeulet, ihr Hirten, und schreit, wälzt euch in der Asche, ihr Herren der Herde; denn die Zeit ist erfüllt, dass ihr geschlachtet und zerstreut werdet und zerbrechen müsst wie ein kostbares Gefäß.Jeremia 25,34Wir waren zu zehnt - acht ohne die zwei, die in der Wohnzimmermitte standen und einander die Pistolen an den Kopf hielten.Von den zehn, dachte ich, konnte ich ja wohl kaum der Einzige sein, der sich fragte, ob das alles tatsächlich passierte.Gut, wir hatten getrunken, und auf dem Haus von Ricks Eltern und allem, was darinnen war, lag dieser eigentümliche Schimmer, den die Dinge annehmen, wenn man mehr als eine halbe Flasche Yukon Jack geleert hat.Noch dazu war es zu der Zeit, als der Tod Gottes schon amtlich war, aber es die BUKK noch nicht gab, und das ganze Leben, Suff hin oder her, kam einem mehr als nur ein bisschen schräg und abgedreht vor.Es hätte ohne weiteres ein Traum sein können.Ich hätte im Koma liegen können, fest schlummernd unter den Tentakeln seufzender Apparate, während meine Mutter meine kalte Hand in ihrer hielt und auf der Innenseite meiner Lider ein Film ablief, in dem die Welt in Trümmern lag und ich und meine Freunde, verwaist und verzagt, im Begriff standen, Massenselbstmord zu begehen.Deshalb war ich mit ziemlicher Sicherheit nicht der Einzige, dem das Ganze nicht so recht wirklich erschien, selbst als Rick eins, zwei, DREI zählte und bei DREI Ben und Manny sich das Hirn wegballerten.Ich glaube, ich kicherte sogar, nur einen Sekundenbruchteil bevor das Zimmer sich in ein Inferno aus Blut und Rauch verwandelte.Ich meine, eigentlich ging für uns ja bald wieder die Uni los, nur dass es keine Unis mehr gab.Es wollte einem alles nicht so leicht in den Kopf.Mindestens eine Minute nachdem die Schüsse abgefeuert worden waren, konnte ich so gut wie nichts sehen vor lauter Rauch.Es roch wie die Zündplättchen, die man als Kind beim Cowboy-und-Indianer-Spielen hernimmt, vermischt mit einem durchdringenden Gestank nach versengten Haaren und versengter Haut.Der Rauch kräuselte sich langsam zur Decke hoch, schleifend wie tiefhängende Wolken, und auf dem Boden wurden die Leichen von Ben und Manny sichtbar.Wenn ich nicht gewusst hätte, dass sie es waren, hätte ich sie nicht erkannt.Wir standen alle herum, Bier in der Hand, und der Rauch schwänzelte in kleinen Fähnchen von uns weg.Alle schienen im Schock, außer Rick, dessen Gesicht, als die Wolke sich verzog, dieselbe grimmige Gefasstheit zeigte wie zuvor.Chad, der rechts hinter Manny gestanden hatte, sah aus, als hätte sein Shipyard-Brewing-Company-T-Shirt für ein Splatter-Bild von Jackson Pollock herhalten müssen.Ich hatte im vorigen Semester »Die zeitgenössische Kunst im Überblick« belegt, und wir hatten viel Zeit auf den abstrakten Expressionismus verwendet, deshalb konnte ich mir bestens die Unterschrift vorstellen, die in unserem Kunstbuch unter diesem speziellen Werk gestanden hätte: Pollock, Jackson.Suizid.Hirn auf Baumwolle, 2005.Alles war voller Blut.Blut an Ricks Wänden, Blut an Ricks Bücherregalen, an dem großen gerahmten Familienfoto noch aus unserer Schulzeit.Blut floss in trägen roten Streifen über den Bildschirm des Plasmafernsehers, der, seit es keinen Strom mehr gab, stumm und nutzlos in der Gegend stand.Blutspritzer tüpfelten die Keramikfiguren, die Ricks Mutter gesammelt hatte.Und Blut bedeckte den Boden, ein See aus Blut, das an den Rändern schon stockte wie ein Pudding, den man nicht abdeckt.Rick watete in die Sauerei und hob die Pistolen auf.»Hol einen Putzlumpen«, befahl er mir.Verluste hatten wir alle hinter uns.Meine Mutter war tot, im Schlaf gestorben, nachdem keine Nachfülllieferungen für ihre Insulinpumpe mehr mit der Post kamen.Mannys Vater hatte einen Schlaganfall erlitten, als die Dinge gerade ernsthaft aus dem Ruder zu laufen begannen; die Krankenwagen fuhren nicht mehr, und er starb zuckend und strampelnd auf dem Badezimmerboden ihres Bungalows; Mannys Mutter hatte sich daraufhin mit seiner kleinen Schwester nach Florida aufgemacht, wo die Zustände angeblich nicht ganz so verheerend waren.Die Familien von Chad, Allen und Ben waren alle bei Verkehrsunfällen umgekommen, die an der Tagesordnung waren, seitdem überall die Ampeln ausfielen und die Straßen sich mit Autowracks zu füllen begannen.Wesleys Vater und Stiefmutter waren zum Golfen nach Tuscon geflogen und nie zurückgekommen.Leos Eltern fielen einer Explosion in der Shell-Tankstelle zum Opfer, wo sie Dosensuppen und Milkyways zu erbeuten gehofft hatten.Das Feuer wütete eine Woche lang und arbeitete sich bis zu den Einfamilienhäuschen von Cherry Hill vor, wo die Familie von Cole, Jacks Mutter und Jacks beide Zwillingsschwestern verbrannten.Und Ricks Eltern wurden vor seinen Augen erschossen, von einem Nachbarn, der mit einem Heber das Benzin aus ihrem Audi absaugen wollte.Rick erledigte den Mann, einen Professor der Volkswirtschaft, der an Football-Sonntagen gern auf ein paar Wodka-Martinis bei ihnen vorbeigeschaut hatte, durch einen Schlag mit dem Rechen auf den Hinterkopf
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