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.Ist es nicht so, kleiner ungeschickter Nichtadept? Oder bildest du dir etwa ein, Ruhm und Ehre und ein gerissenes Band würden deinen ehemaligen Gefährten nach Freistatt locken, um dich vor einer langen und schmerzhaften Plackerei als einer meiner.Diener zu bewahren?« Zähne schimmerten im Dunkeln über Randal, genau wie Roxanes ganze Erscheinung in einem unheiligen Licht glomm.Der tysianische Adept der Hasardklasse lauschte reglos seinem rasselnden Atem.Er wollte nicht antworten, wollte nicht hoffen, daß Niko käme, ja sich nicht einmal danach sehnen, denn das war es, was die Hexe wollte.Sie interessierte sich nicht für seine Zauberkugel, die voll der tödlichsten Schutzmagie war, wie geringere Zauberer sie nach Jahren des Kampfes gegen Roxanes Gleichen gelernt und in die Kugel übertragen hatten.Sie interessierte sich auch nicht für seine askelonische Rüstung, die Randal — falls er diese Nacht überlebte - von nun an immer zum Schlafen anlegen würde.Denn diese Rüstung bot Schutz gegen Zauber der Art, wie Roxane und ihresgleichen gegen einen einfachen Magier der Hasardklasse einzusetzen vermochten.Nein, sie wollte weder das eine noch das andere, sondern Niko — Niko zurück in Freistatt, Niko in Fleisch und Blut.Und Randal, der Niko mehr liebte als sich selbst und ihn mit aller Treue verehrte, hätte Roxane seine Seele sogleich willig gegeben, wenn er damit verhindern könnte, daß sein Geistschrei Niko herbei- und in Roxanes ruchlose Umarmung rief.Ja, er hätte es gern getan, wenn er vermocht hätte, seine Angst zu bezwingen.Doch das konnte er nicht: Roxane war die Herrin des Terrors, der Born der Todestrupps, die Freistatt in Atem hielten.Mit den rotlackierten Fingernägeln zeichnete sie Zauberformeln über Randals reglosen Körper, und Randal begann zu erbeben.Sein Mund trocknete aus, sein Herz hämmerte, sein Puls drohte die Kehle aufzureißen.Panikerfüllt verlor er jedes Gefühl für Logik.Er vermochte nicht mehr zu denken.Sie konnte mit seinem Geist tun, was sie wollte.Während sie ihr Schreckensnetz spann, schrie Randal mit seiner Zaubergabe stumm um Hilfe.So sehr schrie er mit aller Kraft seines bedrohten Seins, daß ein Schauder Niko überrann, der fern im Westen in seiner Hütte mit einem ordentlich geharkten Kiesteich auf einer Klippe meditiert hatte.Sogleich erhob Niko sich.Er trat hinaus auf die Klippe und blickte über das Meer.Ehe er sich zum Aufbruch bereit machte, hob er einen faustgroßen Stein auf und warf ihn ins Wasser.Wieder einmal mußte er sein mystisches Zuhause verlassen, um in die Welt hinauszuziehen und ausgerechnet nach Freistatt, dem letzten Ort im Rankanischen Reich, wohin dieser Krieger und Anhänger von Maat — dem Mysterium von Gleichgewicht und übersinnlicher Wahrnehmung — sich begeben wollte.Selbst für Nikos Hengst war die Reise von Bandara nach Freistatt lang und anstrengend gewesen.Nicht so lang und anstrengend, wie es für Niko auf einem anderen Pferd gewesen wäre, doch immerhin so lang und anstrengend, daß Niko, bärtig und weiß von Straßenstaub, sich sogleich nach seiner Ankunft in der Söldnergilde, nördlich vom Statthalterpalast, schlafen legte.Als er erwachte, wusch er sich das Gesicht mit Wasser aus einer eisverkrusteten Schüssel, kratzte sich den in zwei Monaten gewachsenen Bart und beschloß, ihn nicht zu barbieren.Dann ging er hinunter in die Gaststube, um etwas zu essen und sich umzuhören.Die Gaststube der Gildenherberge war unverändert — selbst am Morgen dämmrig und ruhig wie an jedem Tag.Auf dem Büfett standen dampfende Becher mit Glühwein und Ziegenblut und daneben auf Platten Käse, Getreideflocken und Nüsse, für Männer, die sich für einen schweren, arbeitsamen Tag stärken mußten.In Freistatt bekamen die Söldner jetzt besser zu essen.Den Grund dafür erfuhr Niko, während er sich eine Schüssel füllte.Seit in der Stadt die verschiedenen Fraktionen ihr Unwesen trieben, wurde persönlicher Schutz großgeschrieben, und dadurch waren die Söldner zu höherem Ansehen gelangt.Heute Morgen gab es auf dem Büfett auch Lammbraten, ein ganzes Schwein mit einem Apfel im Rüssel und gefüllten Fisch.Als Niko hier gearbeitet hatte, war es noch anders gewesen — damals hatte man die Söldner nur geduldet, und weder der Palast noch die Kaufleute oder die Fischer hatten Köstlichkeiten für sie geschickt.Nein, so gut war es den Söldnern früher nicht gegangen.Niko aß sich satt, dann ließ er sich vom Einsatzleiter einweisen.Der alte Soldat breitete eine Karte aus, auf der die Stadt in verschiedene Gebiete aufgeteilt war.»Paß gut auf, Katzenpfote, denn ich erkläre es nur einmal«, sagte er.»Die grüne Linie verläuft entlang dem Palastpark; oberhalb sind die Auftraggeber, die für dich in Frage kommen - die vom Palast, die Kaufleute und die Beysiber.nein, sag nicht, was du davon hältst! Jubals blaue Linie umgibt das Labyrinth.Um passieren zu können, brauchst du das.« Der Einsatzleiter, der bereits einäugig gewesen war, als Niko zum ersten Mal nach Freistatt kam, reichte ihm eine Armbinde.Sie war aus grünen, roten, schwarzen, blauen und gelben Stoffstreifen zusammengenäht.Nikos Finger spielten damit, als er sagte: »Gut, aber nennt mich nicht Katzenpfote.Ich muß mich erst umsehen, ehe ich meine Anwesenheit selbst kundtue.« Er befestigte das Band am Oberarm und blickte den Einsatzleiter fragend an.Der alte Soldat sagt: »Du bist für die Grünen abrufbereit, egal, welchen Namen du benutzen willst.Das Rot ist für die Blutlinie und steht für Zips VFBF, das heißt Volksfront für die Befreiung Freistatts.Das 3.Rankanische Kommando unterstützt sie.Also wenn du keine guten Freunde dort hast, dann sei im Rattenloch und in ganz Abwind vorsichtig, denn das ist ihr Tummelplatz.Die blaue Linie folgt dem Schimmelfohlenfluß — die beiden Zauberinnen dort, Ischade und das Nisibisihexenluder, haben Todestrupps, die für sie arbeiten, ihr Revier ist die Schlachthofgegend.Die schwarze Linie verläuft rund um die Magiergilde, also um den ganzen Hafen bis zum Meer.Die gelbe Linie, deine Stiefsöhne, sind westlich von Abwind und dem Schlachthof.Wenn du Hilfe brauchen solltest, Sohn, dann beruf dich auf mich.«Niko nickte.»Habt Dank.Und Leben Euch.«»Euer Befehlshaber? Tempus? Wird er folgen? Ist er etwa bereits hier?« Der Eifer in der Stimme des Einsatzleiters gab Niko zu denken.Dem Mann entging Katzenpfotes Zurückhaltung nicht, aber er fuhr fort: »Strat hat die Kaserne für die Stiefsöhne zurückerobert.Es war eine blutigere Sache als ein Wochenendausflug in die Hölle.Wir hätten den Geheimnisvollen gern wieder hier — kein anderer sonst kann in Freistatt Ordnung schaffen!«»Vielleicht, wenn das Wetter besser wird«, sagte Niko vorsichtig.«In den Bergen reicht der Schnee den Pferden bis zum Bauch.« Mehr durfte er nicht sagen.Aber jetzt konnte er seine eigene Frage stellen.»Was ist mit Randal? Dem tysianischen Hasard, der mit der Vorhut aus den Bergen heruntergekommen ist? Habt Ihr ihn gesehen?«»Randal?« Das rauhbärtige Kinn arbeitete.Niko ahnte, daß ihm nicht gefallen würde, was er gleich zu hören bekäme.»Strat hat schon mindestens viermal nach ihm gefragt.Man sagt, er sei mitten aus der Magiergilde entführt worden, ohne daß es irgendjemand bemerkte — oder er habe sich davongeschlichen.Bei Zauberern kennt man sich ja nie aus.Ich meine, vielleicht ist er einfach auf und davon.Das war kurz nach dem Überfall auf Jubals — auf die Stiefsohnkaserne.Strat schlief danach hier, bis sie wieder instand gesetzt war.«»Randal wäre nicht freiwillig weggegangen«, murmelte Niko und stand auf.»Was sagst du da, Sohn?«»Ach, nichts.Danke für den Auftrag — und den Vorschuß
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