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.Durch deren vereinigte Anstrengung gibt es zwar in der Bundesrepublik nicht weniger Antisemiten, nur weniger Arbeitslose, aber es wird durch sie noch einmal bestätigt, was zur Erfahrung der letzten Jahrzehnte gehörte: dass Erinnerung in Deutschland die höchste Form des Vergessens darstellt.«Trotzdem: Ich weiß sehr wohl, dass viele, vor allem junge Deutsche, es durchaus ernst meinen mit dem Gedenken und dem »Nie wieder« und dass ihnen nicht bewusst ist, wessen Handwerk sie mit israelfeindlichen oder naiv pazifistischen und palästinenserfreundlichen Positionen und Aktionen betreiben.Von allen anderen aber, von denen in diesem Buch die Rede sein soll, von Publizisten und Wissenschaftlern, von Politikern und historisch (vermeintlich) gebildeten Erwachsenen darf erwartet werden, dass sie erkennen, wofür sie da in Worten und Taten stehen – einen neuen Antisemitismus der reinen Herzen.Mir ist klar, dass ich in diesem Buch, wie schon vor 25 Jahren im »Ewigen Antisemiten«, gewagte Behauptungen aufstelle.Die meisten sind belegbar, einige beruhen auf schlichter Logik.Ich bin kein Erbsenzähler.Ich weiß, dass man sich auf nichts mehr verlassen kann, nicht einmal auf die Dreidimensionalität des Raumes und die Richtigkeit der Relativitätstheorie.Und ich weiß, dass alles, was passieren kann, eines Tages auch passieren wird.Vom Untergang der Titanic bis zum Absturz der Concorde, von der Landung auf dem Mond bis zur Entdeckung außerterrestrischen Lebens, von Auschwitz bis Fukushima.Und falls jemand wissen möchte, was ich mit diesem Buch bewirken will: Eigentlich gar nichts.Aber es wäre mir sehr recht, wenn ich diesmal Unrecht hätte.Und falls doch nicht, sage keiner, er habe es nicht gewusst.Abbildung 2Israel droht mit SelbstverteidigungUnter anderen Bedingungen hätte aus mir was werden können.Im Sommer 1946, fünfzehn Monate nach Kriegsende geboren, hatte mich das Schicksal einem Vater und einer Mutter zugeteilt, die sich gegenseitig das Überleben übel nahmen.Wäre ich gefragt worden, ob ich unter diesen Voraussetzungen auf die Welt kommen wollte, hätte ich sicher mit einem klaren »Nein!« geantwortet.Ich hatte eine ziemlich miese Kindheit im polnischen Kattowitz.Die Jugend im rheinischen Köln war auch nicht viel besser.Wurzeln schlagen, irgendwo heimisch werden, das kam nicht in Frage.Wir waren auf der Durchreise.Leider hatten meine Eltern vergessen, wohin sie eigentlich wollten.In die Schweiz? Nach Amerika? Oder doch nur zur Kur nach Bad Kissingen?Es gab immer genug zu essen, auch über einen Mangel an Emotionen konnte ich mich nicht beklagen.Dass sich meine Eltern nicht gegenseitig umbrachten, lag vor allem daran, dass ich im entscheidenden Augenblick dazwischenging und sie entwaffnete.So lernte ich sehr früh, was »Streitkultur« bedeutet.Mit 18 machte ich den Führerschein, mit 20 das Abitur, dazwischen verlor ich die Unschuld an Christiane, eine Trotzkistin aus gutem Hause, die sich sehr viel Mühe machte, mir den Unterschied zwischen der Dritten und der Vierten Internationale zu erklären.Sie brachte mir auch alles Wissenswerte über die »Diktatur des Proletariats« bei, die reaktionäre Kleinbürger wie mich, die sich weigerten, morgens um fünf Flugblätter an Fordarbeiter zu verteilen, sofort an die Wand stellen oder in ein Erziehungslager einweisen würde.Sie versprach, sich dafür einzusetzen, dass man mich im Erziehungslager anständig behandelt, allerdings konnte sie mir weder ein Einzelzimmer garantieren noch zusichern, dass man mir erlauben würde, abends nach getaner Zwangsarbeit einen anderen Sender als Radio Tirana zu hören.Später erfuhr ich, dass sie heimlich Klavierstunden bei einem Privatlehrer nahm.Ich war, natürlich, links, nahm an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, Springer und die Erhöhung der Fahrpreise bei den Kölner Verkehrsbetrieben teil.Ich bedauerte, den Kriegsdienst nicht verweigern zu können, weil ich, als Kind von Überlebenden, gar nicht dazu eingeladen wurde, ihn zu leisten.Gleich nach dem Abitur wollte ich Jurist werden, Strafverteidiger, der Unschuldige aus den Klauen der Klassenjustiz befreite, später Soziologe, der die Arbeit von Max Weber und Emile Durkheim fortsetzte.Mein besonderes Interesse galt der Darstellung der Sexualität in Wort und Bild, die Feldarbeit leistete ich in Antiquariaten, die »Bücher für Erwachsene« anboten: »Die vollkommene Ehe« von Theodor Hendrik van de Velde, »Josefine Mutzenbacher« von Felix Salten, die »Venus im Pelz« von Leopold von Sacher-Masoch, die »Sittengeschichte« in sechs Bänden von Eduard Fuchs.Mit 24 schrieb ich mein erstes Buch, »Wer hat Angst vor Pornographie?«, eine wilde Suada gegen Zensur im Literaturbetrieb, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften und notgeile Staatsanwälte, die sich bei der Jagd auf unanständige Bücher abreagierten.Ich ließ mich, nur mit einem Handtuch bekleidet, als Pin-up-Boy fotografieren, was meine Eltern dermaßen aus der Fassung brachte, dass sie ihre Streitigkeiten für eine Weile einstellten.So tobte ich durch das Leben, wie ein Kind auf einer Kirmes, vom Autoscooter zur Achterbahn, vom Kettenkarussell zum Riesenrad.Es gab damals kein Facebook, kein Internet, keine Klimakatastrophe und kein allgemeines Rauchverbot.Wer etwas erleben wollte, konnte aus dem Haus gehen, ohne sich dabei Sorgen über den CO2-Fußabdruck zu machen, den er den nachfolgenden Generationen hinterließ.Anfang September 1972 kam es zu dem »Massaker von München«.Palästinensische Terroristen aus dem Umfeld des »Schwarzen September« überfielen die israelische Olympiamannschaft, nahmen elf israelische Sportler als Geiseln und brachten zwei von ihnen gleich bei der Geiselnahme um.Die übrigen neun wurden bei einem missglückten Befreiungsversuch getötet.Ich gab mir damals alle Mühe, das Ereignis zu ignorieren oder es zumindest nicht als das wahrzunehmen, was es war: ein politisch motivierter Mord an Juden unweit der Stelle, an der bis 1945 einige zehntausend Häftlinge im Konzentrationslager Dachau vom Leben zum Tode befördert worden waren.Noch auffälliger war, wie der Anschlag in den Medien kommentiert wurde: zum einen als ein Versagen der deutschen Sicherheitsorgane, zum anderen als Reaktion auf die Politik Israels den Palästinensern gegenüber.Vor allem aber als eine Bedrohung für die »heiteren Spiele«, die »eine Werbung für die Bundesrepublik Deutschland sein« sollten (Willy Brandt), ein unbeschwertes, fröhliches Land, weltoffen und gastfreundlich, ganz anders als das Dritte Reich, das sich 1936 mit Olympischen Spielen schmückte
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