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.Dabei wurde das Marzipan hier gar nicht erfunden, und mit den Dichtern stand die Stadt zu deren Lebzeiten nicht immer auf bestem Fuß.Nun, in Lübeck schmückt man sich gelegentlich gern mit fremden Federn.Dabei ist die Altstadt als solche schon einen Besuch wert – auch wenn der Neuzeitmensch in seinem Zerstörungswahn mit Kriegsbomben so manche Lücke in das historische Erbe riss.Aber das Lückenreißen kann er auch ganz gut in Friedenszeiten.Fast alle alten Stadttore fielen den angeblichen Bedürfnissen des modernen Verkehrslebens zum Opfer.Nur einem Zufall ist es zu verdanken, dass das Holstentor, heute eindrucksvolles Wahrzeichen der Stadt, nicht mit eingerissen wurde.Das alles wäre nicht notwendig gewesen.Heute ist der Verkehr längst wieder aus der Innenstadt verbannt, um einer bis in die Nacht shoppenden Menschenmenge Platz zu machen.Die Stadtplaner setzen auf Fußgängerzonen – globalisierte Flaniermeilen, die sich mit ihren Modeboutiquen, Fast-Food-Ketten und Medienmärkten in nichts von den Hauptstraßen anderer gesichtsloser Großstädte unterscheiden.Wo beispielsweise früher ein traditionsreiches Musikalienhaus das kulturelle Leben der Stadt befruchtete, haust jetzt ein Billigmodeladen, aus dem monoton hämmernde Popmusik dröhnt.Wohl in der Absicht, unter den Kunden gleich von vornherein die Spreu vom Weizen zu trennen.Lübeck kann eben international mithalten.Sie sind also herzlich in unserer Stadt willkommen.Wenn Sie von der Westseite anreisen, werden Ihnen die prachtvollen Barockfassaden mit den schwungvoll gestalteten Giebelvoluten auffallen.Durch die mit verzweigten Ornamenten geschmückten Haustüren schritten einst die vornehmen Kaufleute, durch deren Handel die Stadt aufblühte.Einige der schönsten dieser Häuser dienen heute als Kitsch-Andenkenläden und der touristischen Gastronomie.Italienisch, griechisch, türkisch – nicht gerade hanseatisch.Wie gesagt, ganz international.Kommen Sie jedoch von der Ostseite, bietet sich Ihnen ein anderes Bild.Zunächst passieren Sie enge, kopfsteingepflasterte Gassen, in denen es gelegentlich nach feuchter Wäsche und Kohleintopf riecht und in denen Kinder unbesorgt Fußball kicken, ohne sich um die fahlen Scheiben der butzigen Kleinkrämerläden oder die Häuflein von Hundekot, die ab und an den Rinnstein säumen, zu kümmern.Wechseln Sie in einem solchen Fall besser die Straßenseite.Von dort aus können Sie die gotischen Backsteintreppengiebel mit den fensterlosen Blenden bewundern, die sich die Handwerker und Krämer teuer ausbauen ließen.Dadurch erschien ihr Haus größer und wichtiger.Hinter der leeren Fassade versteckt sich allenfalls ein steiles, unbewohnbares Dachgeschoss.Auch in diesen Vierteln lebt man seit jeher nach dem Motto: ›Der äußere Schein ist alles‹.Auf der Spitze des kleinen Hügels, den die Altstadt von Natur aus bildet, steht das ehrwürdige Rathaus mit dem berühmten Ratsweinkeller, in dem schon viel Geschichte und so manche Geschichten geschrieben wurden.Unübersehbar riesige Wappen an der Fassade zeugen von der seefahrerischen Tradition der Stadt.Auch die mittelalterlichen Ratsherren liebten den Schein: Zum Markt hin ließen sie eine hochragende Wand bauen, um die markttreibenden Bürger mit ihrem Reichtum und ihrer Macht zu beeindrucken.Damit die Scheinfassade schweren Stürmen trotzen konnte, wurden Windlöcher in den gotischen Backsteinbau eingefügt.Eine, in niederländischer Renaissance gehaltene Prachttreppe, führt auf die Hauptstraße, als wolle Lübeck beweisen, es sei weltoffen und wohlhabend.Aber auch dieser Schein trügt in beiderlei Hinsicht.Vielleicht war das früher einmal so.Heute kommen die Ratsherren nur noch selten vor die Tore ihrer Stadt.Das brauchen sie auch nicht, denn die wichtigen Probleme werden gern im Ratsweinkeller bei einem Krug selbst gebrautem Braunbier gelöst.Und von Wohlhabenheit kann man heute nicht mehr sprechen.Lübeck ist eine der am meisten verschuldeten Städte im Land.Da helfen auch nicht die reichlich fließenden Einnahmen durch die Touristen.– Wo wohl das viele Geld bleibt?Gegenüber dem Rathaus steht die Marienkirche.Sie ist nicht nur das geistliche Zentrum der Stadt, sondern auch das kulturelle.In Trost spendender Regelmäßigkeit wird hier zu Ostern die Matthäuspassion, am Totensonntag die h-Moll-Messe und zur Weihnachtszeit passend das gleichnamige Oratorium aufgeführt.Und am Abend des Jahreswechsels strömt ganz Lübeck in die Kirche, um sich den Messias anzuhören.Viele Zuhörer singen selbst mit.Nur ein paar kulturell interessierte Bürger beklagen, dass sich das Musikleben der Stadt wenig weiterentwickelt.Neuere Klänge hört man lediglich aus den engen Fenstern der Übungsräume der nahe gelegenen Musikhochschule herausschallen.Bevor wir diese erreichen, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Stadttheater und zur Oberschule.Das Theater ist in einem ehemaligen Handelsherrenpalast untergebracht.Es diente zunächst mehr oder weniger als Tummelplatz für durchreisende Theatergruppen.Als aber im Jahre 1794 die ›Zauberflöte‹ auf den Spielplan gesetzt wurde, waren auch die vornehmeren Bürger von Lübeck gewonnen – auch wenn sie nur wenig von dem verwirrenden Märchen verstanden.Spötter behaupten, die ›Zauberflöte‹ erklinge dort noch heute 365 Mal im Jahr.Gleich in der Nähe befindet sich ein Theater anderer Art: die Oberschule.Ein achtlos Vorübergehender wird in den alten Gemäuern zunächst ein Kloster vermuten
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