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.Er würde bis zum Prozess untertauchen müssen.Falls die Anklage zusammenbrach, könnten sie sich wieder zusammentun und woanders weitermachen.Froh darüber, seine Selbstsicherheit wiedergewonnen zu haben, sprintete der Beobachter über das Gras davon und verschwand in der Dunkelheit.12Ein Jahr später»Würdest du auch allein reingehen? Ich weiß, ich sollte mitkommen, aber …« Er blickte weg, schämte sich seiner Furcht vor dem, was sie drinnen erwartete.»Nein, schon gut, ich mach das allein.Aber warte hier auf mich.«Sie stieß eine schwere, mattrot lackierte Eisentür auf und ging an Schildern in einer Fremdsprache vorbei, mit der sie nichts anfangen konnte.Ein unangenehmer chemischer Geruch drang durch ihre zusammengebissenen Zähne und füllte ihre Kehle mit einer beißenden Süße, von der sie würgen musste.Die Luft war kalt, der Korridor leer.Ein nacktes Fenster am hinteren Ende ließ grelles Licht herein, das ihren Schatten zurück Richtung Tür jagte.In der Mitte der Decke hing an Stahlketten ein Schild herab, auf dem neben den stilisierten Umrissen einer Kapelle ein schwarzer Pfeil nach rechts zeigte.Sie folgte dem stummen Hinweis und bog ab, ließ das Sonnenlicht vom Fenster am Ende des Korridors hinter sich.Nackte Glühbirnen an den Wänden beleuchteten jetzt ihren Weg.Sie gelangte zu einer weiteren massiven Tür, auf der die Umrisse der Kapelle unter einer abblätternden Plastikbe-schichtung zu sehen waren.Sie drückte die Klinke herunter, aber die Tür war verschlossen.Alles war totenstill, doch dann hörte sie das leise Klacken von Fingern auf einer Tastatur, und sie ging dem Geräusch bis zu einer Bürotür nach.Sie klopfte leise an und trat ein.13»Si?« Eine junge Frau mit schweren Lidern und dunklen Augen blickte auf, sichtlich verärgert über die Störung.»Entschuldigen Sie.Ich bin Louise Nightingale.Ich komme aus England.Ich möchte zu meinen Eltern.«Als die Frau den Namen hörte, wurde ihr Blick weich, und sie stand auf.»Scusi.«Sie ließ Nightingale allein im Büro stehen, wo sie über einen Metallschreibtisch in den klaren Himmel dahinter blickte.Genau deshalb waren ihre Eltern hergekommen, auf der Suche nach Sonnenschein im Winter.Sie wandte sich ab, wieder mit einem flauen Gefühl.Ein Mann, der einen tadellos geschneiderten schwarzen Anzug, rote Krawatte und Sonnenbrille trug, betrat den Raum.»Miss Nightingale, wir hatten Sie gestern erwartet.Wenn Sie mir bitte folgen würden.«Der Mann ging zu der Kapellentür und schwang dabei einen Schlüssel an einer dünnen Silberkette wie einen Rosenkranz.»Sie sind hier drin.Es tut mir so Leid.Möchten Sie lieber allein sein?«»Ja, bitte.«Sie stieß die Tür auf, sie war schwer und schien sich der Störung zu widersetzen.Ein dicker Ledervorhang hing wie eine zweite Barriere dahinter.Innen war die Luft noch kälter, das Licht dämmrig.Es roch nach Blumen und Weihrauch, und erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie in einem katholi-schen Land war.Ein Kruzifix mit einem leidenden Christus aus bemaltem Gips auf Holz hing an der leuchtend roten hinteren Wand.Davor standen zwei offene Särge.Als sie darauf zuging, überwältigte sie der Duft einer Vase voller Lilien.In 14der kühlen Dämmerung wirkten sie wie vollkommene Elfen-beinblüten, die sich an die sterile, klimatisierte Luft klammerten.Das leise Brummen der Klimaanlage war das einzige Ge-räusch in der Stille.Hinter ihr fiel die Tür mit einem Klicken ins Schloss, und einen Moment lang musste sie den Impuls niederkämpfen, zurückzulaufen und gegen die Tür zu schlagen, um ihrem eingebildeten Begräbnis zu entfliehen.Stattdessen ging sie weiter, ganz die beherrschte und gefasste Engländerin, und legte die Hand auf den Eichenholzsarg ihrer Mutter.Jemand hatte ihr bestes Sommerkleid angezogen.Ein wei-ßes Tuch bedeckte ihren Leichnam bis zur Brust.Die Hände darunter waren gefaltet, und sie fühlte sich um einen letzten Blick auf die langen Finger und die schlanken rosa Nägel, die immer so sauber gewesen waren, betrogen.Ihr fiel die Warnung wieder ein, die ihr von der britischen Polizei im Namen der italienischen Kollegen ausgerichtet worden war: »Beide haben sehr schwere Verletzungen erlit-ten.Ihr Vater starb an der Unfallstelle, Ihre Mutter zwei Stunden später.«Sie fragte sich, was für Verstümmelungen das Leichentuch verbarg, und schluckte schwer, um sich für den Anblick des Gesichtes ihrer Mutter zu wappnen.Es war schön.Wie eh und je.Wundersamerweise war das Gesicht ihrer Mutter unversehrt geblieben.Noch unglaublicher war, dass der Bestatter der Versuchung widerstanden hatte, sie mit Farben zu schminken, die sie im Leben nie getragen hätte.Das hellbraune Haar, ohne eine Spur von Grau, Tönen unnötig, fiel ihr weich und glatt um das Gesicht.Die kleinen Sorgenfalten und die leichten Runzeln auf ihrer Stirn, die 15sich immer gezeigt hatten, wenn sie angestrengt nachdachte, waren verschwunden, sodass sie jünger aussah, als Nightingale sie in Erinnerung hatte.Die grausame Ironie, sie im Tod so jugendlich zu sehen, raubte ihr den Atem.Nur die vollen Lippen zeigten Spuren des Todes.Sie waren fest geschlossen und ganz blass, fast blau.Ein wenig Lippenstift hätte nicht geschadet, dachte sie, aber vielleicht wollte der Bestatter ihre natürliche Schönheit auch im Grab unangetastet lassen.Sie beugte sich herab und küsste ihre Mutter auf die Stirn, auf beide Augen und zuletzt, ganz sanft, auf den Mund, wie ein unbewusstes Kreuzzeichen.Dann richtete sie sich auf und ging zu ihrem Vater.Das Tuch ging ihm bis zum Kinn, sodass nicht zu erkennen war, was er anhatte.Seine Augen waren geschlossen, aber sie kannte die Farbe, das Glockenblumenblau eines klaren Sommerhimmels.Es stand nicht zu befürchten, dass sie je vergessen würde, wie sie aussahen, denn um sie wieder zu sehen, brauchte sie nur in den Spiegel zu schauen.Sein ganzer Kopf war mit blütenweißen Verbänden umwickelt, aus denen nur Augen, Nase und Mund hervorlugten.Trotzdem konnten sie nicht alle Wunden verbergen.Eine führte genau von der Mitte der Unterlippe in einer leuchtenden Diagonale in den Verband über dem Kinn.Eine weitere, sorgfältig ge-näht, begann außen an der linken Augenbraue, zog sich quer über die Stirn und verschwand in dem einzigen Büschel Haare, das auf seiner rechten Schläfe zu sehen war.Es war eine Frankensteinmonster-Naht, und der Anblick ließ sie vor Schock und unterdrückter Hysterie so heftig ki-chern, dass sie sich den Mund mit beiden Händen zuhalten musste.Dann verebbten die Geräusche zu einem leisen Wimmern, während sie auf den Leichnam blickte, der ihr 16Vater gewesen war [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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