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.TitelElke Mascha BlankenburgTastenfieber und LiebeslustEin E-Mail-RomanImpressumAusgewählt vonClaudia SenghaasBesuchen Sie uns im Internet:www.gmeiner-verlag.de© 2011 – Gmeiner-Verlag GmbHIm Ehnried 5, 88605 MeßkirchTelefon 0 75 75/20 95-0info@gmeiner-verlag.deAlle Rechte vorbehalten1.Auflage 2011Lektorat: Claudia Senghaas, KirchardtHerstellung: Julia FranzeUmschlaggestaltung: U.O.R.G.Lutz Eberle, Stuttgartunter Verwendung eines Fotos von: © Macsuga / www.Fotolia.comDruck: Fuldaer Verlagsanstalt, FuldaPrinted in GermanyISBN 978-3-8392-1210-3WidmungFür meine Freunde Susanne Bredehöft, Jutta Heinrich und Martino Mossallam – mit Dank für viele anregende Gespräche und liebevolle, unterstützende Begleitung1.AbschnittUnter: SIE sucht IHN im Berliner Tagesspiegel›Wer zeigt mir Berlin? Neu in dieser Stadt und voller Aufbruchspläne, suche ich einen Partner (55-65 Jahre), der die Kunst und das Leben liebt, gerne reist, viel liest, großzügig denkt, Güte und Humor besitzt.Ich (62 Jahre alt, 163 cm, 60 kg): apart, dunkle Haare, blaue Augen, Musikerin und Autorin, geschieden, keine Kinder, selbstständig, erfolgreich, fröhlich und mutig.Zuschriften unter Chiffre.‹Maximilian Baron von ClausenthalFredericiastr.4414059 Berlinmax-von-clausenthal@web.deBerlin, den 11.MärzLiebe Inserentin,seit 1990 lebe ich zwar erst in Berlin, dennoch kenne ich schon einige Eckkneipen und Parkbänke, die sehenswert sind, und die ich Ihnen mit dem typischen Stolz des Zugereisten gern zeigen würde.Da ich keinen Fernseher besitze, muss ich nolens volens viel lesen, um mich in den langen Berliner Winternächten nicht zu langweilen.Beim Reisen halte ich mich zurzeit etwas zurück, weil ich erstens nicht sehr viel Zeit habe und zweitens nur dorthin reise, wo mich Freunde oder Bekannte erwarten.Da ich in Florida genauso wenig Menschen kenne wie in Thailand, und ich bisher noch keine engere Bekanntschaft mit der in Tansania einheimischen Familie Leo Leonis gemacht habe, werden mir diese Länder wohl immer fremd bleiben.Aber: Einen spätsommerlichen Sonnenuntergang kann man – genauso Seele, Herz und Gemüt bewegend – vom Teufelsberg (Bauschutthaufen im westlichen Charlottenburg) aus beobachten, wie vom Tafelberg bei Kapstadt.Unter ökologischen Gesichtspunkten ist der Teufelsberg vorzuziehen!Ich bin nicht gütig und schon gar nicht humorvoll, dafür aber 64 Jahre.Ich genieße neben vier Kindern schon die Liebe und Zuwendung der ersten zwei Enkel und hoffe inständig, dass mein Vermehrungsdrang vererbt wurde und eine unüberschaubare Enkelzahl die aktuellen demografischen Probleme in diesen unseren blühenden Landschaften lösen wird!Mit einem BMI von 24,5 bewege ich mich zwar so gerade im Normbereich, bin allerdings mit 1,71 und 71 kg nicht ganz so schlank wie Sie.Ich würde mich freuen, wenn diese Kurzbewerbung im Wettbewerb um die aparte, dunkelhaarige, blauäugige, selbstständige, erfolgreiche, fröhliche und mutige Autorin und Musikerin Erfolg hätte und zu einer Kontaktaufnahme per E-Mail führen würde.Wenn nicht, wünsche ich Ihnen, dass Sie einen Herrn finden, der Ihnen Berlin in der amüsanten, anregenden und unterhaltenden Form zeigt, die Sie sich wünschen.Liebe GrüßeIhr MaximilianEvaMariaGlaser@web.de14.März – 17:23 UhrHallo Maximilian,vielen Dank für Ihren fröhlichen Gruß, der heute in meinen Briefkasten einflog.Ein Blick in den Stadtplan zeigt mir, dass Sie ganz in meiner Nähe wohnen.Ich lebe in der Schlossstraße in Charlottenburg, wo ich mich sehr wohl fühle und mich täglich am Ausblick auf die weiten Wolken und das Charlottenburger Schloss erfreue.Ich bin erst vor zwei Monaten – aus Frankfurt kommend – hier eingezogen.Natürlich war ich schon früher öfter in Berlin, habe hier auch Konzerte gegeben, aber meine Stadtkenntnis beschränkt sich auf die Straßen, in denen ich damals bei meinen Freunden zu Gast war (das war Charlottenburg und Prenzlauer Berg) und auf die Gebäude, die man als Tourist eben so aufsucht.Ich fahre kein Auto und habe leider keinen besonders ausgeprägten Orientierungssinn.Diesen Mangel kann ich aber mit gutem Klavierspiel und anderen Gaben ausgleichen.Ich bin Pianistin und Autorin und schreibe gerade an meinem ersten Roman.Oft ziehe ich mich für meine Arbeit nach Italien zurück, wo ich ein Häuschen am Meer bewohne.Ich liebe Sprachen, spreche gut Französisch, Italienisch, Englisch, etwas Spanisch und Tschechisch.Sie haben also vier Kinder und zwei Enkel – und wie viele Ehefrauen? – Und wie kommt es, dass Sie nicht gütig sind, wo das doch eine so schöne Eigenschaft ist! Was bedeutet BMI 24,5? Und warum ist Ihnen der Humor ausgegangen?Ich rauche gerne, liebe edlen Wein, meine Freunde und meinen Hund Claudio (nach meinem großen Vorbild Claudio Arrau benannt!).Das reicht erstmal zur Kontaktaufnahme, denke ich.Freundliche GrüßeEva-Mariamax-von-clausenthal@web.de14.März – 19:54 UhrLiebe Eva-Maria,vielen Dank für Ihre prompte und mein zartes, unterentwickeltes Selbstbewusstsein verwirrende Antwort.So viele Sprachen! Wie kommt denn eine gebildete Mitteleuropäerin dazu, Tschechisch sprechen zu können?Mit welchen anderen Gaben als Klavierspielen können Sie denn Ihren »nicht ausgeprägten Orientierungssinn« kompensieren? An gewöhnlichen und außergewöhnlichen Gaben von Damen bin ich äußerst interessiert.Ich habe keine Gaben: Ich bin musikalisch wie eine klanglose Mülltonne (Ausdruck meines Musiklehrers!), doch ich liebe Musik, vor allem Wagner und Mozart.Unter der Dusche habe ich immer gern ›Nur wer der Minne Macht entsagt‹ gesungen, sehr laut, dafür falsch.Manchmal auch Leporellos ›madamina, il catalogo …‹, wobei vor ›mille e tre‹ und nach ›cameriere … baronesse …, dogni grado‹ meine Begeisterung ins Unermessliche stieg.Im November besuchte ich eine Aufführung des ›Tristan‹ in der Staatsoper ›Unter den Linden‹.Es war einfach traumhaft, mir kamen nicht nur bei Isoldes Liebestod die Tränen! – Chöre liebe ich ebenfalls sehr; vor allem die Jünglinge und Knaben im ›Parzival‹ oder Verdis ›Flieg Gedanke getragen von Sehnsucht‹.Leider sind beide etwas kurz geraten.Sie könnten ruhig fünfzehn Minuten dauern.Zu Ihren Fragen: BMI bedeutet Body-Mass-Index, gibt einen Wert für Unter- und Übergewicht an und setzt sich aus den Werten für Körpergröße und Gewicht zusammen (Definition: Normalgewicht = Körperoberfläche zum Quadrat und umgekehrt proportional zum Appetit! Ist nun alles klar?).Norm liegt zwischen 20 und 25.Nur eine einzige Ehefrau war die Mutter meiner Kinder.Scheidung vor nunmehr 13 Jahren.Ich zähle mich auch eher zu den »hommes des lettres«, sodass ich gern lese und keine Probleme habe, lang und länger und immer langweiliger zu schreiben.Sie haben laut Google ja ein sehr zielgerichtetes Berufsleben geführt.Das kann ich von mir nicht sagen, aber bevor ich nun geschwätzig werde, denn diese Antwort ist lang genug, wünsche ich Ihnen einen schönen Abend und eine gute Nacht.Ihr MaximilianPS: Ich bin auch Raucher, möchte dies aber gern im Frühling wieder aufgeben.Hunde habe ich sehr gern, wenn sie gut erzogen, keine Bonsaiausgaben von Pinschern und keine hässlichen Kampfhunde sind.Da alle Menschen meinen, sie seien gütig und hätten Humor, muss ich dies nicht auch noch von mir behaupten.Mein Naturell ist eher von Gelassenheit geprägt.Außerdem reicht es, wenn beim ›Zeigen von Berlin‹ zumindest einer gütig und humorvoll ist.14.März – 21:27 UhrLieber Maximilian,zu Ihrer Beruhigung: Mein Hund ist mindestens zwanzigmal so groß wie eine ›Bonsaiausgabe von Pinschern‹
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