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.Ja, wie die Osswald auch das spielte: runde, weiße, schimmernde Schultern, Brustansatz raffiniert bemessen.Leidenschaft erregend, aber immer geschmackvoll.Mein Gott, ich hab wohl Entzugserscheinungen.Zurück zur Sache, mein Lieber.Also: Wie sah ihr Umfeld aus? Nach einer gescheiterten Ehe ein Lebensabschnittsgefährte.Oder sagte man, nach acht Jahren Zusammensein, bereits Lebensgefährte? Wie auch immer, Marco Steinmann war ihr ständiger Begleiter.Ein großes, bäriges, hellhäutiges Mannsbild, vibrierend vor Kraft.Smart und athletisch zugleich.Früher war er Gastronom gewesen, jetzt fungierte er als Celia Osswalds Manager.Kümmerte sich nicht nur um sie, sondern auch um ihre Millionen.Die Pressefotos dokumentierten ihr Liebesglück: nein, kein aufschauender Blick, kein mädchenhaft schiefes Kopfhalten.Ihr Blick geradeaus, voller Besitzerstolz, die Hand fest um sein Handgelenk, während seine Tatze auf ihrer Schulter lag.Er hatte ihr sogar mit einem Buch gehuldigt.›Celia‹ hieß es schlicht und war gerade dann erschienen, als sie die erste Zeit nach der Herztransplantation ein wenig weg vom Fenster geraten war.Ein nützlicher Wellenschlag, wahrscheinlich das Werk einer befreundeten Journalistin.Wen würde er noch unter die Lupe nehmen müssen, überlegte Danzik.Ihren Sohn natürlich.Ergebnis ihrer kurzen stürmischen Ehe mit dem Schauspieler Claus Saalbach.Einem Charmeur, der sie mit seiner chronischen Untreue immer wieder enttäuscht und gedemütigt hatte.Sie hatte dafür gesorgt, dass er keine Rollen mehr bekam und jetzt ein vergessenes Dasein als Synchronsprecher fristete.Wie sie belebte auch der Sohn die Gazetten: Alexander, ein Sensibelchen.Immer ein unruhiger Blick, weiche volle Lippen, ein Frauenmund.Als Jung-Regisseur besetzte er die Hauptrollen seiner ersten TV-Filme mit seiner Mutter, und es war nicht ganz klar, wer von beiden mehr profitierte …Werner Danzik schaltete den Fernseher ab.Er musste wieder an das herausgeschnittene Herz denken.Eine symbolträchtige, beziehungsreiche Angelegenheit.War es vielleicht ein Racheakt? Wieso hatte Celia Osswald eigentlich so schnell ein fremdes Herz bekommen? Von wegen Warteliste.Das sah doch eher nach Promi-Bonus aus bzw.nach dem Muster ›Der Scheck heiligt die Mittel‹.So was kam ja durchaus vor.Dieser Fürst aus Süddeutschland zum Beispiel, der hatte in kurzer Zeit drei frische Herzen verschlissen und war dann doch gestorben.Herz und Schmerz, Liebesschmerz – bevor seine Gedanken das magische Organ noch weiter umranken konnten, war Werner Danzik eingeschlafen.Die Come-together-Party der Spenderfamilien und Organempfänger fand in der rauchblau gestalteten ›Orangerie‹ des Hotels ›Esplanade‹ statt.Geladen hatte die DSO, die ›Deutsche Stiftung Organtransplantation‹.Einesteils, um die Angehörigen der Toten im Glauben an ihre christliche Tat zu bestärken und weitere Spenderausweise unters Volk zu bringen, andernteils, um ihrer prominentesten Schirmherrin die Ehre zu geben: Celia Osswald, die große Schauspielerin, würde heute ihren zweiten Geburtstag feiern.Vor zwei Jahren hatte ihr Professor Korte in der Uni-Klinik das fremde Herz eingepflanzt, das seither unbeschadet schlug und schlug, und heute würde Celia allen vorbildhaft beweisen, dass das zweite Leben ein Leben voller Power war.Dazu hatte sie auch finanziell ihr Scherflein beigetragen – die Partygäste durften sich auf Musik, Tanz und eine Tombola freuen.Der Hoteldirektor, der selbst mit einer Lebendnierenspende seine eigene Schwester gerettet hatte, hatte den Wintergarten ebenso sinnig wie geschmackvoll dekorieren lassen: Blutrote Lampions in Herzform schaukelten sanft über den Korbmöbel-Gruppen, Stoffbahnen im Herzmuster-Rapport bedeckten bodenlang die Tische, rote Servietten ragten aus herzförmigen Lalique-Väschen.Damit hatte man zwar viele Empfänger benachteiligt, aber Nieren, Lebern und Hornhäute waren als Lampions eben nicht zu bekommen.Die Herzempfänger standen vorerst in einem Nebenraum an Stehtischen beieinander, gaben aber mit Stickern sich und ihre Sonderstellung zu erkennen.Sie sogen in kurzen Abständen an ihren alkoholfreien Cocktails, sodass die Kellner schon vor der Eröffnungsrede für Nachschub sorgen mussten.Die Spenderfamilien drängten sich, noch ohne miteinander bekannt zu sein, an den übrigen Stehtischen zusammen.Einige dämpften ihre Nervosität, indem sie immer wieder um den großen Mitteltisch schlenderten, auf dem eine überdimensionale Torte in Herzform mit einer cremigen ›ZWEI‹ arrangiert war.Es lag die Unruhe von etwa vierzig Personen in der Luft, und alle fragten sich, wann wohl Celia Osswald der Warterei ein Ende machen und ihren Auftritt zelebrieren würde.„Komisch, ich habe jetzt selber Herzklopfen.“ Die verhärmte, etwa vierzigjährige Frau mit den gelbblonden Haaren warf ihrem Mann einen hilflosen Blick zu.„Wenn ich denke, dass unser Sven vielleicht hier ist, im Körper von einem der Leute da drüben …“„Das ist doch ein gutes Gefühl.Schau mal, wie gesund die alle aussehen.“„Diese Spekulationen führen zu nichts“, schaltete sich neben ihnen ein älterer Mann mit blondem Kinnbart ein.„Ich habe meinen Bruder zur Spende freigegeben, aber der Empfänger muss ja nicht grad auf dieser Party rumlaufen.Im Übrigen sind viele Empfänger längst tot, das sagt man uns nur nicht
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