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.Fleisch essen, Tiere liebenTheresa BäuerleinFLEISCHESSEN,TIERELIEBENWo Vegetarier sich irren undwas Fleischesser besser machen könnenImpressumLektorat: Silke Uhlemann, MünchenCopyright © 2011 by Ludwig Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbHhttp://www.ludwig-verlag.deUmschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, MünchenUmschlagfoto: mauritius images/Christine SteimerSatz: Leingärtner, NabburgePub-ISBN: 978-3-641-05735-0Inhalt1 Fleisches Frust2 Auch Pflanzen müssen essen3 Der Plan des Apfelbaums4 Brot aus der Luft5 Ein Schluck Erdöl mit jedem Bissen6 Grüner wird’s nicht7 Fleisch frisst mein Gemüse8 Ein Steak ist (k)ein Geländewagen9 Was Wurst und Käse gemeinsam haben10 Der Hunger nach einfachen Wahrheiten11 Steaks sind keine Sargnägel12 Löwenburger, Hühnertricks und unser Problem mit dem Tod13 Dem Essen in die Augen sehen14 Unter Schweinen oder das Ich am Fleischerhaken15 Alles geht16 Zu guter LetztAnmerkungenBezugs- und Informationsquellen für besseres Fleisch1Fleisches FrustAls Kind aß ich vor allem Wurst.Andere Lebensmittel interessierten mich einfach nicht.Hätten meine Eltern es nicht geschafft, mir hin und wieder die eine oder andere Möhre unterzujubeln, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.Eine schöne Zeit war es trotzdem, denn ich aß einfach das, was mir schmeckte.Ich hörte erst damit auf, als Paul McCartney mir kurz nach meinem zwölften Geburtstag meine kulinarische Unschuld raubte.Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich im Wohnzimmer meiner Eltern saß und ein Konzertvideo anschaute.Als letzten Song sang Paul mit seiner brüchigen Altherrenstimme: »Michelle«.Nach dem Abspann färbte sich der Bildschirm dunkel.Ich hatte den Finger schon auf dem Ausschaltknopf, als die Küken kamen.Gelb und puschelig drängten sie sich auf einem Fließband.Eine drohende Stimme nannte Zahlen.Das Ganze hatte die Ästhetik einer Kriegsdokumentation.Etwas später erschienen Bilder von panierten Hühnerstücken.Den Rest habe ich verdrängt.Ich weiß nur noch: Ab diesem Tag war ich Vegetarierin.¹Je älter ich wurde, desto mehr war ich überzeugt: Vegetarier waren die netteren, gesünderen und generell die besseren Menschen.Für uns Vegetarier wurde kein Tier gequält.Rinderwahn, Gammelfleischskandale, Vogelgrippe ließen mich kalt.»Selbst schuld, wer Fleisch isst …«, dachte ich und biss umso lustvoller in mein Käsebrot.Und ich befand mich in guter Gesellschaft.Der Imagewandel der Vegetarier ist am besten mit dem der Bio-Kunden vergleichbar: Ursprünglich gehörten sie einer vom Ernährungspleen besessenen seltsamen Randgruppe an, heute pflegt, wer fleischlos lebt, eine Alltagsdiät des bewusst lebenden, modernen Menschen.Je nachdem, welche Quelle man befragt, ernähren sich heute bis zu elf Prozent der Deutschen ganz oder größtenteils vegetarisch.Und das aus den allerbesten Gründen.Sie möchten zum Beispiel die »Grausamkeit an Tieren nicht unterstützen und gesünder leben«, so die Gewinner des letzten PETA-Wettbewerbs »Europas heißester Vegetarier«².Während es kaum Prominente gibt, die vor laufender Kamera Blutwurst verteidigen, reden Stars sehr gerne über ihre Entscheidung, sich vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren.Vegetarier, scheint es, wachsen geistig in die Höhe, Fleischesser körperlich in die Breite.Fleischliebhaber sind fett und krank, Vegetarier gesund und sexy.Die Organisation PETA arbeitet an diesem Image kräftig mit, indem sie altbekannte Effekte nutzt, um für ihre Ziele zu werben.Für PETAs viel beachtete Anti-Pelz– und Pro-Vegetarismus-Kampagnen lassen Prominente Nacktfotos und -videos machen, die genauso gut in den Playboy passen würden.Mit dem Unterschied, dass einer Playboy-Fotostrecke irgendwie immer ein Hauch peinlicher Angeberei anhaftet, während eine PETA-Werbung das angenehme Parfum der Selbstlosigkeit verströmt.Hunderte bekannte Schauspieler bekennen sich zum Fleischverzicht, darunter Natalie Portman, Gwyneth Paltrow, Joaquin Phönix.Auch Gandhi, Albert Schweitzer und Martin Luther King waren Vegetarier.Okay, auch Hitler, aber der tat es angeblich aus Verdauungsgründen.Die Universität Jena hat herausgefunden³, dass die meisten Vegetarier jung sind, in Städten leben und eine höhere Bildung haben.Mehr Frauen als Männer verzichten auf Fleisch.Die meisten der Befragten sagten, dass sie kein Fleisch essen, weil sie es für moralisch richtig halten.Ich passte genau in dieses Profil.Vegetarismus war für mich mehr als nur eine Ernährungsweise.Er war ein Lebensstil.Einer, der sagte: Ich denke nicht nur an mich selbst.»If anyone wants to save the planet, all they have to do is just stop eating meat«, schrieb McCartney ins Netz.Die Welt retten war auf einmal so einfach.Ich musste überhaupt nichts tun, nur etwas lassen: Fleisch essen.Ein kleiner Preis für ein gutes Gefühl.Ich fing an, auf Eier zu verzichten, Käse, Honig.Es war großartig.Diese Art Hochgefühl kannte ich nur vom Sport: Du hast Kontrolle über deinen Körper.Du bist keiner, der alles in sich hineinstopft.Dann kam der Tag, an dem ein Arzt meine Eisenwerte testete und feststellte, dass ich eigentlich alle fünf Minuten in Ohnmacht fallen müsste.Dieser Arzt hielt nicht viel von Nahrungsergänzungsmitteln und riet mir ernsthaft, zumindest gelegentlich wieder Fleisch zu essen, um den Eisenmangel auszugleichen.Weil ich dem Arzt vertraute, kaufte ich im Bioladen neben der Praxis ein paar dünne Scheiben Rinderschinken.Was soll ich sagen: Ja, es schmeckte noch.Und wie! Mehr noch: Irgendetwas in mir schmolz zusammen.Ich fing an, Hühnerbrüste zu kaufen, bestellte Schnitzel, aß Wurst.Kurze Zeit erwog ich sogar den Grillhähnchen-Wagen vor dem Supermarkt.Ich erschreckte mich selbst damit, dass es mir mit Fleisch besser ging als ohne.Und es lag nicht am Eisenmangel.Den hätte ich auch als Vegetarierin mit einer ausgewogeneren Ernährung ausbügeln können, oder mit Tabletten.Was mich wirklich trotz schlechten Gewissens der Fleischtheke auslieferte, war, man kann es nicht anders sagen, die Lust.Ein ziemlich dominanter Teil meines Bewusstseins wollte Fleisch, wollte Leberwurstbrote, das duftende Hühnercurry beim Thailänder, verlangte nach einer Ernährung ohne intellektuelle Zwangsjacke.Es war nicht so, dass das Fressen für mich auf einmal wichtiger gewesen wäre als die Moral.Der Fleischgeschmack war nicht mehr und nicht weniger als eine sinnliche Befriedigung.Was meinem Vegetarismus wirklich das Genick brach, war das Gefühl der Befreiung: Nahrung und Ideologie, so stellte ich fest, das ist einfach keine gute Mischung.Nach der ersten rauschhaften Phase meiner Rückkehr ins Fleischliche meldete sich das Gewissen wieder.Die Unschuld meiner frühen Wurst-Ära war dahin.Bei jedem Bissen dachte ich daran, dass ich ein totes Tier im Mund hatte.Ein Tier, das leben, nicht sterben wollte, genau wie ich.Leider war meinem Körper mein schlechtes Gewissen egal.Meine Zunge verlangte nach Wildschweinwurst, wenn ich an dem Feinkoststand des netten Belgiers auf dem Wochenmarkt vorbeiging, mein Kopf schalt mich unterdessen »Egoistin«.Das Resultat war, dass ich reflexartig predigte.Ich war immer mit Männern zusammen, die regelmäßig Fleisch aßen und es offensichtlich sehr genossen.Je mehr Zeit sie mit mir verbrachten, desto schlechter fühlten sie sich dabei.Ich konnte einfach nicht verstehen, wie man offen Freude an etwas haben konnte, das die Welt eindeutig zu einem schlechteren Ort machte
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