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.Einen kurzen Blick konnte er auf den bewusstlosen Mann werfen, was allerdings genügte, um Gewissheit zu bekommen.Es war tatsächlich Fallheimer.Oberarzt aus der Gynäkologie und, soweit Salbaisi sich entsinnen konnte, am Abend für den Spätdienst eingeteilt gewesen.»Unfall?«, fragte Salbaisi, als sie in dem Raum angekommen waren, in dem der Notarzt eine Spritze aufzog.Seine orangefarbene Schutzweste hing ihm regennass über die schmalen Schultern, mit denen er ratlos zuckte.»Drüben in der Heidenheimer Straße, war wohl auf dem Weg zum Parkplatz.« Während er dem Schwerverletzten den Inhalt einer Spritze über einen Zugang am Unterarm verabreichte, fügte er an: »Schädelhirntrauma.Verdacht auf innere Verletzungen.«Salbaisi entschied: »CT und Sono.« Mithilfe des Computertomografen, der den Körper innerhalb kürzester Zeit schichtweise in kleinste Röntgenbilder zerlegte, blieb keine Verletzung verborgen – und die Sonografie warf mittels Ultraschallwellen ein Bild vom Zustand der inneren Organe auf den Monitor.Nach einem Verkehrsunfall reine Routine.Doch Salbaisi spürte, wie ihm etwas den Hals zuschnürte.Er hatte bereits viele Opfer gesehen, die weitaus schlimmer zugerichtet waren, nur hatte er keines davon persönlich gekannt.Hier jedoch lag ein Kollege, den er ob seiner offenen und aufrichtigen Art schätzte, ein Mann, der überaus beliebt war, der dem Klischee des sympathischen Arztes entsprach, von dem jede Krankenschwester träumte.Dass er verheiratet war, hielt die Verehrerinnen in den seltensten Fällen davon ab, ihm ihre Zuneigung mehr oder weniger aufdringlich zu zeigen.Und plötzlich musste Salbaisi an eine Bemerkung denken, die Ambulanzschwester Brigitte erst kürzlich gemacht hatte: »Mit dem wird’s noch mal ein schlimmes Ende nehmen.« Salbaisi versuchte, diese Erinnerung zu verdrängen, stülpte sich frische Gummihandschuhe über und merkte, wie er für ein paar Sekunden nicht mehr dem Geschehen um sich herum folgen konnte.»Schlimmes Ende nehmen«, hämmerte die innere Stimme immer wieder.Die Ambulanzschwester, die mit dem Notarzt einige Worte wechselte, dachte bestimmt nicht an ihre damalige Äußerung, durchzuckte es Salbaisi.Aber er würde sie fragen.Noch heute Nacht.Sobald Fallheimer versorgt war.Und wenn es nun doch ein »schlimmes Ende« nahm?, pochte es in Salbaisis Gehirn weiter.7Melanie und Caroline fühlten sich unwohl.Die Stimmung an der Höllenbar drohte langsam im überbordenden Alkoholkonsum zu kippen.Die Gesprächsfetzen, die in der Menschenmenge den wummernden Musikattacken aus den Lautsprechern widerstanden, hörten sich zunehmend aggressiver an.Einige Gläser waren schon auf dem Boden zerborsten, zwei streitsüchtige Halbwüchsige wurden von besonnenen Männern getrennt.Ein schlaksiger Typ, der bereits Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten, war auf Tuchfühlung zu Melanie gegangen, was diese sofort abzuwehren versuchte und dafür unflätige Beschimpfungen erntete.»He, du Schnepfe!«, tobte er los, worauf sich das Interesse der Umstehenden sofort auf ihn richtete.»Rumhopsen wie ein geiles Huhn, die Männer scharf machen und dann zickig werden, was?«, brüllte der Jüngling, den jetzt von hinten zwei Hände an der Schulter zurückhielten, wogegen er sich mit einer energischen Bewegung wehrte.Melanie und Caroline zwängten sich seitlich weg, um dieser brodelnden Menge zu entkommen.Sie verschafften sich energisch Platz, bekamen empörte Worte zu hören und waren schließlich froh, mit heiler Haut und ihren Handtaschen den Rand der Bühne erreicht zu haben.Melanie hätte den pubertierenden und besoffenen Milchbubis am liebsten etwas Beleidigendes zugerufen, ließ sich aber von ihrer weisen Voraussicht davon abhalten.Wenn Musik, Alkohol und möglicherweise noch Drogen das menschliche Hirn narkotisierten, war mit logischen Argumenten nichts mehr auszurichten.Außerdem fühlte sie sich selbst ein bisschen beschwipst, als sie Caroline über die paar Treppenstufen hinab in den Saal folgte.So wie sie beide mit ihren hohen Schuhen und viel nacktem Bein an der Tanzfläche entlangstöckelten, waren sie erneut Objekt der Begierde – und mochten die Blicke, die an ihnen hafteten, noch so alkoholvernebelt sein.Während sie sich zwischen zwei Tischreihen einen Weg ins Foyer bahnten, musste Melanie daran denken, dass in der beschaulichen Atmosphäre eines gepflegten Hotels derlei niveaulose Anmache nicht zu befürchten sein würde.Immerhin flogen sie am Montag ja nicht zum Ballermann und wohnten nicht in einem dieser All-inclusive-Schuppen, in denen manche Zeitgenossen bis zum Abwinken Bier und Spirituosen in sich hineinschütteten.Ihr Gehirn rief die Erinnerung an einen Slogan wach, den sie für besonders geistlos empfunden hatte: Trinken, bis der Arzt kommt.Wie viel Schwachsinn musste sich in den Köpfen der Erfinder solcher Sprüche angesammelt haben?Die beiden Frauen atmeten tief durch, als sie im Foyer dieser Festhalle endlich mehr Freiraum um sich hatten.Allerdings strapazierte die Kapelle, die hier an der Südseebar für Mitklatsch-Stimmung sorgte, die Ohren nicht minder.Melanie gab ihrer jüngeren Kollegin mit einer knappen Kopfbewegung und dem Fingerzeig auf die Armbanduhr zu verstehen, dass sie gewillt war, die Samstagnacht zu beenden.Immerhin ging’s bereits auf 3 Uhr zu – und mehr als irgendwelche dümmlichen Gespräche mit geistigen Tieffliegern würden vermutlich nicht mehr zustande kommen.Sie strebten der Garderobe zu, kramten ihre Kleidermarken aus den Handtaschen und bekamen ihre Mäntel ausgehändigt.Caroline hatte eher beiläufig auf das Display ihres Handys geblickt, das in der Handtasche steckte.Im stundenlangen Lärm wäre kein Anruf zu hören gewesen – schon gar nicht der charakteristische Signalton einer ankommenden SMS, deren Eingangssymbol sie nun im Display entdeckte.Sie warf sich den Mantel über und drückte mit dem Daumen der rechten Hand die erforderlichen Tasten, um den Text abrufen zu können.Während sie ihrer Kollegin quer durchs Foyer zur Ausgangstür folgte, versuchte sie, im Gehen die Mitteilung zu lesen.Als sie die hell erleuchteten Worte in sich aufnahm, war ihr, als habe man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.Sie blieb unter der Tür stehen – nicht mehr fähig, auch nur einen Schritt weiterzugehen.Jemand stieß sie von hinten an, doch sie nahm es nicht zur Kenntnis.Noch immer war ihr Blick an das Display gefesselt.»Geh doch weiter, Mensch!«, pflaumte sie ein Mann an und schob sie ins Freie.Melanie hatte inzwischen bemerkt, dass ihre Kollegin zurückgeblieben war.»Ist was?«, rief sie ihr ungeduldig zu.Caroline blieb in der feuchten Kälte stehen, spürte ein inneres Zittern und hob Melanie das beleuchtete Display des Handys wortlos entgegen.Der Schock hatte ihr die Stimme geraubt.8Elmar Brugger war endlich eingeschlafen
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